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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Autoren: Joe R. Lansdale
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Untersuchung.
     
    »Nächster Halt, Leichenschauhaus«, sagt Hanson, als sie sich die Treppe hinab zur Leichenhalle begeben; ein Ort, an dem sie beide schon oft gewesen sind.
    »Achtung: Blut und Gedärme voraus«, ruft Clark. »Bitte versuchen Sie nicht auf den Fußboden zu kotzen, und treten Sie nicht auf ein Hackebeil.«
    Trotz ihrer zur Schau getragenen Härte und Abgebrühtheit rissen sie sich nicht gerade um diesen kleinen Ausflug. Das hatten sie nie getan. Aber dieser Besuch war besonders unangenehm. Smokeys Bemerkung über Bellas Zustand rumorte noch in ihren Köpfen. Wie ein geschlachtetes Schwein, hatte er gesagt, nur schlimmer.
    Natürlich wäre es einfach gewesen, auf den Autopsiebericht zu warten und ihn zu lesen, oder mit Higgins, dem Mann vor Ort, alle Details zu erörtern. Aber darauf würden sie nicht warten. Aus Worten auf Papier tropfte kein Blut. Worte aus dem Mund eines anderen Officers, egal, wie verlässlich er sein mochte, ergaben nicht das Bild, das man sich mit eigenen Augen macht und das sich auf ewig ins Hirn einbrennt.
    Falls es die Art von Verbrechen war, die sie vermuteten, mussten sie sich die Ergebnisse der Arbeit des Killers ansehen, diese brutale Kunst seines scharf geschliffenen Wahnsinns. Hanson dachte so, und Clark sah das genauso. Weniger aus Neugier - sicher, es gab dieses morbide Element
-, eher um zu sehen, hinter welchem Typ Geistesgestörten sie her waren, wenn es denn einer war. Mitunter - sogar öfter, als man dachte - sahen Zeugen eines Verbrechens oder Beobachter am Tatort (selbst routinierte Polizeibeamte) in der Rückschau das Geschehen wesentlich dramatischer, als es sich in Wirklichkeit abgespielt hatte. Und oft machten Augenzeugen drastisch widersprüchliche Angaben zum Vorgang.
     
    Hanson aber, der Smokey seit vielen Jahren kannte und wusste, was Smokey im Fifth Ward schon alles gesehen und getrieben hatte, bezweifelte das in diesem Fall. Darüber hinaus ging nichts über den eigenen ersten Eindruck; nichts konnte im Falle eines sinnlosen Gemetzels oder schwerer Körperverletzung das Blut eines Polizisten dermaßen zum Kochen bringen und das Rad der Erinnerung zurückdrehen, um sich die Szenerie wieder zu vergegenwärtigen, sobald die Spur kalt wurde und der Verstand aussetzte, und womöglich half nur das, dranzubleiben. Dranzubleiben, bis der Killer sich endlich in den Mühlen des Gesetzes befand, so hilflos wie sich das Gesetz manchmal selbst zeigte.
    Mit versteinerten Mienen gingen Hanson und Clark die Treppe zur Leichenhalle hinunter. Schweigend. Für kurze Zeit war ihnen der Humor vergangen.
     
    Der alte Doc Warren, weißhaarig, mit fahler Gesichtsfarbe und schlecht gelaunt, zeigte ihnen die Leiche: ein Durcheinander, Rotes mit Schwarzem vermischt, ein grotesker Schokoladen-Kirsch-Pudding des Todes. Kaum ein Ansatz von etwas Menschlichem und übler, weit übler, als jeder von ihnen erwartet hatte. Smokey hatte untertrieben.
Beide Polizisten, so kamen sie später überein, empfanden es als das grausamste Verbrechen dieser Art, das sie je gesehen hatten, und Hanson war seit über zwanzig Jahren im Geschäft.
    Steif ging Doc Warren den beiden voran (Clark sagte oft im Scherz zu Hanson, dass Warrens Erscheinung mit Geiergesicht und steifem Gang aus der Tatsache resultierte, dass er eine der Leichen war, die sich da unten gelangweilt und um einen Job beworben hatten), führte sie in den Aufenthaltsraum, und nachdem die Männer Platz genommen hatten, sagte er ihnen Folgendes über den Leichnam:
    »Offiziell ist es erst, wenn ich die Autopsie vorgenommen habe, aber nach der Voruntersuchung würde ich sagen, dass der Schnitt durch die Kehle sie getötet hat. Dazu brauchen wir keinen Sherlock Holmes. Niemand lebt mit einem Kopf, der an einem Strang baumelt - es sei denn, es handelt sich um Frankensteins Monster. Ich denke, er schnitt ihr die Kehle durch und hackte in seiner Raserei bis hinunter auf den Knochen.«
    »Er tötete sie aus Wut?«, fragte Hanson.
    »Nein, ich möchte sagen, es handelte sich hierbei um Ekstase. Ich meine, es sieht genauso aus, wie wenn man die Raserei beim Füttern von Piranhas und Haien beschreiben wollte. Ein nicht kontrollierbares Verlangen, eine zeitlich begrenzte geistige Verwirrtheit. In diesem Fall die Entzückung beim Anblick von Blut und Qual, vermute ich. Der Nacken war in Stücke gehackt. Sie haben es gesehen.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran«, sagte Hanson.
    »Jede einzelne der anderen Wunden hätte ausgereicht, sie zu
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