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Ahoi, liebes Hausgespenst!

Ahoi, liebes Hausgespenst!

Titel: Ahoi, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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viel auszahlen sollen!“
    „Er hat uns gewarnt, aber wir haben ihn angebettelt.“
    Monika lehnte sich gegen die Tür. „Eine schöne Geschichte!“ Dann fügte sie mit einem aufmunternden Lächeln hinzu: „Aber auf dem Schiff brauchst du doch gar kein Geld! Und für die Ausflüge auch nicht. Es ist ja alles schon bezahlt!“
    „Und was werden meine Eltern sagen, wenn ich ohne Mitbringsel nach Hause komme?!“
    Auf diese Frage wußte Monika zunächst keine Antwort; erst nach einigem Zögern sagte sie: „Ich habe ja noch mein Geld beisammen, ich könnte dir was leihen!“ Aber wohl war ihr bei dem Angebot nicht, denn nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Geschwister erwarteten von ihr, daß sie ihnen etwas Exotisches mitbrachte.
    „Kommt ja überhaupt nicht in Frage!“ widersprach Ingrid energisch. „Erstens brauchst du deine Mäuse selber, und zweitens wäre es schrecklich, wenn ich monatelang knapsen müßte, um sie dir zurückzuzahlen.“
    „Tja, dann tut’s mir leid.“ Monika rieb sich, wie immer, wenn sie nachdachte, mit dem Zeigefinger über den sommersprossigen Nasenrücken. „Du sitzt in einer fatalen Klemme.“
    „Wenn du’s nur einsiehst!“
    Monika fiel etwas anderes ein. „Und wie steht’s mit Brian?“
    „Der ist noch mal mit heiler Haut davongekommen. Seine Finanzen stehen plus minus null.“
    „Wenigstens etwas.“
    Ingrid machte den Platz vor dem Spiegel frei, und Monika nutzte die Gelegenheit, sich zu waschen. Danach zog sie sich schweigend an und bearbeitete ihr glattes rotes Haar. Auch ihr war die Lust zum munteren Plaudern vergangen. Sie wußte zwar, daß einem Schlimmeres passieren kann, als sein Taschengeld beim Glücksspiel zu verlieren. Trotzdem taten Ingrid und Norbert ihr von Herzen leid. Beide hatten sehr korrekte Eltern, von denen man weder Verständnis noch Nachsicht für eine solche Dummheit erwarten konnte. Monika empfand nicht eine Spur von Schadenfreude.
    „Ich komme heute nicht mit in die Disko“, erklärte sie, als sie nach dem Abendessen mit Brian, Norbert und Ingrid auf dem Oberdeck stand.
    „Warum denn nicht?“ fragte Brian.
    „Ich will versuchen, Verbindung aufzunehmen.“
    „Mit Amadeus?“ fragte Brian.
    „Ich will versuchen, Verbindung aufzunehmen.“
    „Aber er war doch neulich auch in der Disko, also...“
    Monika fiel ihm ins Wort. „Ich will mit ihm reden. Kannst du mir vielleicht erklären, wie ich das bei dem Höllenlärm dort könnte? Nicht mal mit euch kann ich mich dort ja vernünftig unterhalten.“
    „Da hast du natürlich recht“, räumte Brian ein.
    „Na siehst du.“
    „Über was willst du denn mit ihm reden?“
    „Über was ziemlich Wichtiges! Ich erzähl’s euch morgen früh. Falls es geklappt hat.“ Mit hoch erhobener Nase fügte sie hinzu: „Wenn ihr mich jetzt, bitte, entschuldigen würdet. Ich ziehe mich zurück.“
    Sie lief in ihre Kabine hinunter, duschte und ging zu Bett. Die Hände hinter den Kopf verschränkt, rief sie immer wieder, zärtlich, lockend, flehend und endlich drohend den Namen ihres Geisterfreundes. Aber Amadeus ließ sich nicht blicken. Ihm schien an einem Gespräch mit Monika nichts zu liegen. Das ärgerte sie natürlich.
    Da sie es nicht mehr gewohnt war, früh schlafen zu gehen, lag sie lange wach. Wegen Amadeus wäre das nicht nötig gewesen. Wenn er mit ihr hätte sprechen wollen, hätte er sie rücksichtslos geweckt. Aber es war auch mal ganz angenehm, allein zu sein und die Kraft zu spüren, mit der das Schiff durch das Meer glitt. Endlich schlief Monika doch ein und hörte nicht mehr, wie Ingrid in die Kabine kam.
    Am nächsten Abend machte Monika es anders. Sie ging mit in die Disko, gab sich dem Tanzvergnügen hin und verabschiedete sich erst kurz vor Mitternacht. Aber auch diesmal erschien kein Amadeus.
    Sie hatten inzwischen einen Ausflug nach Puerto Plata gemacht, eine höchst interessante Insel, die seinerzeit von Kolumbus entdeckt, von den Spaniern erobert und mit Hilfe von Sklaven bewirtschaftet worden war. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Amerikaner sie besetzt und den Einwohnern später die amerikanische Staatsbürgerschaft gegeben. Aber Puerto Plata war kein amerikanischer Bundesstaat. 1967, bei einer Volksabstimmung, hatten die Einwohner sich dafür entschieden, daß alles so bleiben sollte, wie es war.
    Puerto Plata gehört, wie auch Haiti, zu den Großen Antillen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist spanisch. Es gibt nur wenige Mulatten. Ausgeführt werden Holz,
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