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Ahoi, liebes Hausgespenst!

Ahoi, liebes Hausgespenst!

Titel: Ahoi, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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geöffneten Raum. Monika fiel ein, daß hier jetzt das Mitternachtsbüfett geöffnet war. Sie schlüpfte an den Erwachsenen vorbei, schnappte sich eine gebratene Hühnerkeule und kletterte weiter zum Oberdeck hinauf. Ganz vorn am Bug, neben der Brücke, das wußte sie, würde sie die schönste Aussicht haben.
    So war es auch. Das Meer, der Atlantische Ozean, dehnte sich endlos weit vor ihr aus. Die Wellen waren so regelmäßig, daß sie im Mondlicht wie gegossenes Metall wirkten. Noch nie hatte sie die Sterne so groß und nah gesehen.
    Das Gefühl der Freude und der Freiheit war so stark, daß es fast schmerzhaft war. Sie fürchtete, es könnte ihr die Brust sprengen.
    Als jemand sie von der Seite ansprach, schrak sie zusammen. Sie hatte geglaubt, allein zu sein — bis auf den Zweiten Kapitän und einen Matrosen, die auf der verglasten Brücke navigierten, natürlich.
    Neben Monika stand ein großer Junge, dessen Gesicht im Mondlicht sehr weiß wirkte; seine Augen und sein Haar waren schwarz. „Don’t you understand?“ fragte er.
    „Nein!“ Monika warf ihr abgenagtes Hühnerbein über Bord. „Ich kriege erst nächstes Jahr Englisch.“
    „Macht nichts, dann sprechen wir eben Deutsch.“
    „Wenn du Deutsch kannst, warum hast du mich dann auf englisch angequatscht?“
    „Ich dachte, du wärst Irin. Du siehst nämlich so aus.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Ich bin Ire.“
    „Und woher sprichst du dann Deutsch?“
    „Ich gehe auf ein deutsches Internat.“
    „Und warum? Warum nicht auf ein englisches College? Die sollen doch so gut sein.“
    „Mein Vater mag die Engländer nicht besonders.“
    „Ach so.“
    „Ich heiße übrigens Brian!“ Als er es aussprach, klang es wie „Breien“, er fügte aber gleich hinzu: „Wird Brian buchstabiert.“
    „Ich heiße Monika.“

    „Nett, dich zu treffen. Ich dachte schon, es wären lauter alte Leute auf dem Kahn.“
    „Meine Freunde sind auch mit. Ingrid und Norbert.“
    „Und wo sind sie jetzt?“
    „Sie schlafen.“
    „Zu dumm.“
    „Nicht, wenn man so lange unterwegs war.“ Monika war zu faul, auszurechnen, wie lange sie tatsächlich geflogen und wann sie ins Bett gekommen waren.
    „Aber du bist wach“, stellte er fest.
    „Ich brauche nicht so viel Schlaf.“
    Eine Pause entstand.
    „Wollen wir nicht runter in die Disko?“ fragte Brian dann. „Darf man das denn? Ich meine, dürfen wir...?“
    „O ja. Mein Vater hat sich extra erkundigt. Auf dem Schiff dürfen junge Leute alles.“
    „Warum bist du dann nicht unten?“
    „Ich war. Aber da sind lauter Große. Also komm!“
    „Lieber nicht.“
    „Aber hier ist doch nichts los.“
    „Erstens finde ich es wunderschön hier, und zweitens möchte ich nicht ohne meine Freunde in die Disko.“
    „Du bist langweilig.“
    „Für dich vielleicht. Aber ich selber langweile mich nie. Ich könnte hier stundenlang stehen, ohne mich eine Sekunde zu langweilen.“ Sie fröstelte leicht. O weh! dachte sie. Amadeus! „Du bist ein sonderbares Mädchen!“
    „Überhaupt nicht“, widersprach sie.
    Aber er hörte ihr schon gar nicht mehr zu. Die Mütze flog ihm vom Kopf und im hohen Bogen durch die Luft. „Meine Mütze!“ schrie er und beugte sich über die Reeling, um sie zu fangen.
    Sie hielt ihn fest. „Bist du verrückt?!“
    „Meine Mütze! Sie fällt ins Wasser!“
    „Wird sie schon nicht.“
    „Aber siehst du denn nicht!? Und sie ist ganz neu!“
    „Sie kommt zurück."
    Und da kam sie auch schon, in einem weiten Bogen wie ein Bumerang, und setzte sich wieder auf Brians Kopf.
    „Was war das?!“ fragte er verdattert.
    „Ein Windstoß. Eine kleine Brise. So was soll auf See Vorkommen.“
    „Unglaublich!“
    „Glaubst du nicht mal, was du siehst?“
    Brian riß sich die Mütze vom Kopf, drehte sie zwischen den Fingern und betrachtete sie mißtrauisch. „Ich kann nicht glauben, was ich nicht verstehen kann.“
    Monika lachte. „Dann ist dein Gesichtskreis aber ziemlich beschränkt.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, allzu viel wirst du ja noch nicht verstehen. Wie alt bist du eigentlich?“
    „Zwölf.“
    „Ich bin zehn. Aber ich bilde mir nicht ein, schon viel von der Welt zu wissen.“
    „Ich auch nicht. Aber soviel, daß dies eine ganz gewöhnliche Mütze und kein Bumerang ist, weiß ich doch.“
    „Vielleicht war es ein Zufall.“
    „Solche Zufälle gibt es nicht.“
    Monika gab ihm einen Rippenstoß. „Ach, komm, Brian, sei nicht stur! Wechseln wir das Thema!“
    „Du
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