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Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)

Titel: Agnetha Fältskog. Die Stimme von ABBA (Die ABBA-Tetralogy) (German Edition)
Autoren: Berndt Rieger
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schon sehr erstaunlich, denn Agnetha hat nichts dazu getan, um diese Reaktionen auslösen zu wollen, noch sind sie ihr angenehm. Zwar berichtet sie in ihrer Zeit bei ABBA von der Euphorie, vor Tausenden von Menschen zu stehen, die einem zujubeln, doch fügt sie schon damals sofort an, dass diese positive Erregung schnell in Ängste umkippen kann, und bei ihr in einer Panikattacke mündet, von der sie sich nur über sehr lange Zeiträume erholen kann. Letztendlich hat sie einen Großteil ihrer Auftritte auf der Bühne, bei denen sie uns so gelassen und fröhlich schien, mit schlotternden Knien bewältigt und dabei eher gelächelt, um gute Miene zu einem bösen Spiel zu machen. Sie hat ihre Karriere durchgestanden, weil sie ihren Mann mit seinen Sehnsüchten nach einem Welterfolg im Popgeschäft nicht im Stich lassen wollte. Aber wirklich gewollt hat sie diese Karriere nicht.
    Viele Fans von ABBA kreiden Agnetha die frühe Auflösung der Band an. Diese erfolgte, weil die Beziehung zwischen Agnetha und Björn zu Ende war und für Agnetha kein Grund mehr bestand, bei seinem Projekt mitzumachen. Die verbliebenen Mitglieder von ABBA erzählen, dass sich Agnetha nach der Trennung dagegen gesträubt hätte, Promotion zu machen. Sie können nicht verstehen, dass es für Agnetha zu dem Zeitpunkt gleichgültig geworden war, ob ABBA weiter existierte. Die Band war für sie ein Werk der Liebe, und als die Liebe gestorben war, existierte für sie auch ABBA nicht mehr.
    In der Außenperspektive war Agnetha ABBA und ABBA Agnetha. Die anderen Mitglieder haben Wertvolles zu der schwedischen Superband beigetragen, doch das Gesicht und die Stimme und die Emotion von ABBA: All das war diese süße Blonde, um die sich die Fans immer geschart haben. Für ihren Erfolg war neben ihrer grandiosen Stimme auch Agnethas Sex-Appeal verantwortlich. Sie verströmte als junge Milch und Honig, oder, wie es einmal treffend in einem Porträt hieß: „Sie strahlte eine glühende Sexualität aus – sie wirkte wie eine frisch aus dem Konvent entlaufene Jungfrau, die soeben genussvoll ihre Unschuld verloren hatte.“
    Sex sells – und Agnetha hatte davon mehr als genug. Sie wusste auch, wie man Charisma einsetzt. Sie war eine Popkünstlerin, die kokett mit der Kamera spielte, und dabei Musikvideos in kleine Filme aus ihrem Leben zu verwandeln schien. Das hatte zur Folge, dass Agnetha immer dann, wenn ABBA als Band an die Öffentlichkeit trat, auch einen Großteil der Aufmerksamkeit der Fans auf sich ziehen musste und bald auch allgemein als das Gesicht von ABBA empfunden wurde. Die ABBA-Hysterie der Jahre 1976 und 1977 betraf vor allem Agnetha, und diese Begeisterung hielt auch nach Auflösung der Band viele Jahre lang an und hat bewirkt, dass Agnetha das einzige Mitglied von ABBA war, das über viele Jahre von Stalkern verfolgt wurde. Während Björn und Benny und Frida schon bald unbehindert und oft unerkannt und ohne Begleitung durch die Straßen der europäischen Städte gehen konnten, musste sich Agnetha daran gewöhnen, dass sich, sobald sie einmal bei einem öffentlichen Event auftauchte, gleich eine Menschentraube um sie bildete. Agnetha hat unter dem Starkult um ABBA am meisten zu leiden gehabt und ist deshalb auch, wie es oft heißt, zuletzt etwas „wunderlich“ geworden. Menschen, die sie privat kennen, können mit dieser Beschreibung nichts anfangen. Für sie ist Agnetha einfach normal. Doch das öffentliche Bild ist das einer Ikone, die über allen normal Sterblichen zu schweben scheint, einer Göttin, die im Alltag undenkbar ist und kein Privatleben kennt. Agnetha wurde so zur Marlene Dietrich des Pop, ein Wesen, dessen Bedeutung sich ganz auf die Gefühle beschränkt, die es in uns durch seine Kunstwerke hervorgerufen hat. 
    Agnethas Charisma hat ironischerweise vielfach den Blick auf ihr eigenes musikalisches Talent verstellt. Dass sie eine große Musikerin mit einer außergewöhnlichen Stimme war, die mühelos ein großes Repertoire von Songs bewältigen konnte, und ohne großen Musikunterricht auch schwierige Jazzstandards bewältigten konnte, war bekannt. Agnetha hat aber auch das Handwerk der Musikproduzentin gelernt und wesentlich am ABBA-Sound mitgearbeitet, den Björn und Benny nach Auflösung der Band mit Nachfolgergruppen deshalb auch nicht so einfach wiederholen konnten. Böse formuliert: Agnetha hat den Kitsch von Björn und Benny so lange veredelt, bis daraus Kunst wurde. Natürlich sind viele Songs der beiden von hoher
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