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After Moonrise (German Edition)

After Moonrise (German Edition)

Titel: After Moonrise (German Edition)
Autoren: P.c. Cast
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Zeitung. Gut, weniger Schaulustige, dachte er, während er am stabilen grünen Zaun entlangging, der dafür sorgen sollte, dass die Parkbesucher die Wasservögel nicht störten. Ein plötzliches Flattern und Quaken zog seine Aufmerksamkeit auf den See. Einer der Schwäne verscheuchte eine Gruppe Enten, die ihm zu nahe gekommen waren.
    „Die sind gemein“, sagte Lauren. „Egal wie hübsch sie sind – sie sind gemein und dreckig. Und der Hauptgrund, warum meine Firma so oft hier herauskommen muss.“
    „Sie haben immer noch einen Vertrag, sich hier um die Pflanzen zu kümmern?“
    Lauren nickte, aber sie sah unbehaglich aus. „Aubrey will es so. Sie möchte nicht, dass eine Kleinigkeit wie ihr Tod einem guten Geschäft im Wege steht.“
    „Aber Sie haben gesagt, Sie sind seit dem Tod Ihrer Schwester nicht mehr hier gewesen.“
    „Bin ich auch nicht. Ich sagte doch, ich habe fünf Angestellte.“
    Dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass Lauren über die Wünsche ihrer Schwester in der Gegenwart gesprochen hatte. „Sie kommuniziert mit Ihnen über geschäftliche Angelegenheiten?“
    „Sie kommuniziert mit mir über viele Dinge, nicht nur über ihre Ermordung. Ehrlich gesagt, ich fühle mich nicht wohl, wenn sie und ich uns nicht unterhalten. Ich fühle mich unvollständig ohne sie …“ Laurens Stimme wurde immer leiser, bis sie peinlich berührt schwieg. Als wäre ihr gerade erst klar geworden, was sie da sagte, schüttelte sie den Kopf und versuchte zu lächeln. „Ich wiederhole mich, aber es ist schwer, das nicht zu tun. Mein Leben ist ohne sie nicht mehr dasselbe.“
    Raef setzte zu einer Antwort an, aber Lauren schnitt ihm mit einem hohlen Lachen das Wort ab. „Ja, ich weiß schon. Es ist normal, dass ich diesen Verlust empfinde. Normal, dass die Dinge anders sind. Normal zu trauern. “ Kopfschüttelnd sah sieauf den kleinen See hinaus. „Das habe ich alles schon gehört. Nicht ein einziger Mensch versteht mich wirklich.“
    Es schien, als könne Raef ihr nichts mehr sagen, was sie nicht bereits von anderen gehört hätte, und offensichtlich hatte es keine Wirkung gezeigt. Außerdem konnte Lauren recht haben. Er hatte noch nie mit Besessenheit oder Geistererscheinungen bei Zwillingen zu tun gehabt. Vielleicht waren bei diesem Tod ungewöhnliche Mächte am Werk. Wie käme ausgerechnet er dazu, ihre Theorie zu belächeln, nur weil sie außergewöhnlich war? Verdammt, er lebte doch selbst quasi im Zentrum der Abnormalität. Sogar die anderen übersinnlich begabten Angestellten von After Moonrise hielten sich von ihm fern. Man musste kein griechischer Gott sein, um zu wissen, dass bei einer Party, zu der man Zwietracht einlädt, die Hölle los ist.
    Mist. Sein Leben war echt das Letzte.
    Vor einem verschlossenen Tor im Zaun blieb Lauren stehen. Direkt dahinter befanden sich ein kleines hölzernes Dock und ein schmaler Steg aus Holzbohlen, der zu der kleinen Insel mitten im See führte. Sie bestand aus zerklüfteten Steinen, Grünzeug und einem kleinen künstlichen Wasserfall, der an einer Seite in den See plätscherte.
    „Dort. “ Laurens Stimme klang rau. „Dort draußen ist es passiert. “ Der Blick, den sie ihm zuwandte, war überschattet von Traurigkeit. „Sie müssen dorthin, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Dann gehen wir. “ Sie atmete tief durch, bevor sie eine Metallklappe öffnete. Darunter verbarg sich das komplizierte Tastenfeld, mit dem der Verschlussmechanismus des Tors bedient werden konnte. Laurens Hände zitterten ein wenig, als sie die Knöpfe betätigte, die das Tor zum Surren und Klicken brachten und schließlich öffneten. Ohne auf ihn zu warten, trat sie hindurch und hinaus aufs Dock. Erst dort blieb sie stehen, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt, den Blick auf ihre Füße gerichtet, aufs Wasser, aufs Ufer. Überallhin, nur nicht auf die Insel.
    „Ich bin direkt hinter Ihnen“, sagte Raef.
    „Okay. Ja, okay. Ich kann das.“
    Lauren trat auf den Steg hinaus. Raef blieb dicht hinter ihr, für den Fall, dass sie ohnmächtig wurde und ins Wasser fiel. So was konnte keiner von ihnen gebrauchen. Als sie auf halbem Weg zur Insel waren, nahm Raef sich zusammen und ließ dann die Barrieren fallen, die er normalerweise fest um sein Bewusstsein errichtet hatte.
    Tod, flüsterte er in Gedanken, komm zu mir.
    Innerlich machte er sich bereit für die Welle aus Angst und Wut und Schmerz und Leid, die ihn immer an Schauplätzen eines gewaltsamen Todes überkam.
    Doch da war nichts.
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