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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition)
Autoren: Peter Boehm
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Absichtlich lässt die Assistentin Baraa im altägyptischen Sprachkurs durchfallen. „Vergiss nicht, dass es uns durch diese entscheidende Strategie schon oft gelungen ist, viele Negerschnüffler auszuschalten, die ihre dreckige Nase in unsere Angelegenheiten stecken wollten“, hatte ihr Hadès Mal geraten.
    Aber Baraa schreibt die beste Prüfung des Seminars, und so muss Maat, die altägyptische Göttin der Gerechtigkeit, einschreiten und eine gute Note auf seine Arbeit zaubern. Seitdem ist die Assistentin kuriert und unterrichtet die „reine Wahrheit“, nämlich dass das pharaonische Ägypten Teil Schwarzafrikas war.
    So schnell gibt der böse Professor Mal jedoch natürlich nicht auf. Baraa hat ihm als Thema für seine Doktorarbeit „Die Wurzeln der ägyptischen Zivilisation“ vorgeschlagen. Da Mal jedoch nicht zulassen kann, dass „das von Generationen weißer Ägyptologen errichtete ,wissenschaftliche’ Gebäude“ von Baraa zerstört wird, entwickelt er einen „teuflischen Plan“ gegen den seiner Meinung nach „gefährlichsten Studenten der Ägyptologie, den er je getroffen hat“.
    Er lässt Baraa sein Thema wählen und nimmt sich vor, bis zum Ende des zweiten Studienjahres zu warten, um es dann unter einem beliebigen Vorwand abzulehnen. Doch am Tag, bevor Hadès Mal die Ablehnung der Promotionsthese verschicken kann, nutzt Maat wieder ihre göttliche Kraft. Der böse Professor Mal weiß nicht, wie ihm geschieht. Am Ende lobt er Baraas Doktorarbeit über den grünen Klee, und alle Beteiligten sind glücklich und zufrieden.
    Im richtigen Leben lief die Promotion von Professor Lam allerdings ein bisschen anders. Wie Baraa hatte der Professor ursprünglich über die Wurzeln der ägyptischen Kultur promovieren wollen, aber sein Doktorvater Jean Leclant hat ihm gleich am Anfang davon abgeraten. „Weil ein solch allgemein gehaltenes Thema mich leicht in eine Sackgasse führen könnte, empfahl er mir, mich auf etwas Konkretes zu konzentrieren. Und er hatte auch Recht damit“, sagte Lam kleinlaut.
    Leclant hat ihm eine Arbeit über Nackenstützen vorgeschlagen, und Lam promovierte wie geplant nach drei Jahren über das kontinuierliche Vorkommen dieses Utensils im alten Ägypten und in Schwarzafrika. „Leclant hat mich auf diese Spur gebracht, aber ich konnte so viele Parallelen zwischen alt und neu nachweisen, dass meine Arbeit ihn letztendlich mehr ärgerte als es das ursprüngliche Thema je hätte tun können“, sagte er mit Genugtuung.
    Aber wenn sich Leclant so ärgerte, wieso betreute er dann auch noch Lams Habilitationsschrift? Als Lam nämlich an die Universität von Dakar zurückkehrte, war Cheik Anta Diop gestorben, und so gab es dort niemanden, bei dem er sich hätte habilitieren können.
    Deshalb musste wieder Professor Hadès Mal alias Jean Leclant helfen. Er nahm Lams Habilitationsschrift entgegen und präsidierte in der Prüfungskommission. „Tief in sich drinnen weiß Leclant, glaube ich“, bilanzierte Lam, „dass wir afrikanischen Wissenschaftler Recht haben. Nur kann er es natürlich nicht zugeben.“
    Herodot, der über das ptolemäische Ägypten der letzten vorchristlichen Jahrhunderte berichtete, hat schon geschrieben, dass die Ägypter als einziges Volk der Region die Beschneidung praktizierten. Wegen dieser und anderer Parallelen zum heutigen Schwarzafrika, wie dem Animismus, dem Königtum und der Organisation der Gesellschaft überhaupt, hat Cheik Anta Diop das Niltal für die Wiege aller schwarzafrikanischen Völker gehalten und war folgerichtig von ihrer „kulturellen Einheit“ ausgegangen.
    Professor Lam setzte die Forschung an den Gemeinsamkeiten zwischen der altägyptischen Kultur und der des heutigen Schwarzafrika fort. Er schrieb über die Nackenstütze, einen Block aus Holz, Keramik oder Kupfer, der sich sowohl in pharaonischen Gräbern als auch heute noch in exakt denselben Formen in vielen afrikanischen Ländern findet. Auch heute noch werden die Nackenstützen zum Teil in derselben rituellen Funktion, also bei Beerdigungen, benutzt. Teilweise dienen sie afrikanischen Männern jedoch auch zum Ausruhen und um beim Schlafen ihre Frisur zu schützen.
    Professor Lam forschte über verschiedene Werkzeuge, Harken für die Feldarbeit, Stöcke, Keulen und Zepter der pharaonischen Könige, die auch heute noch in genau derselben Form und Funktion von den Fulbe und anderen ethnischen Gruppen in Afrika benutzt werden.
    Diese Parallelen sind auffällig und in ihrer Masse
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