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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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seinen spannend vorgetragenen Geschichten und Kalauern aus aller Herren Länder zu lauschen. Nur über die zwei Jahre im Irak wollte er gar nicht gern sprechen. Mit nur einem einzigen Wort fasste er diese Zeit zusammen: awful. Schrecklich war es dort.
     
    Und nun saßen wir und fuhren. Stundenlang. Es ging darum, die mehr als 1200 Kilometer lange Strecke vom südafrikanischen Johannesburg ins botswanische Okawango Delta zurückzulegen. Grobe Richtung Nordwesten. Wir entkamen über eine der vielen zu diesem frühen Zeitpunkt leeren Ausfallstraßen dem Großraum Johannesburg – Pretoria im Eiltempo. Immer dem im Stop-and-Go-Verkehr stadteinwärts fahrenden Strom der Pendler entgegen. Nach Büroschluss würde sich das Spiel umkehren und die Schlange heimwärts in die Gegenrichtung kriechen. Bis dahin wollten wir bereits im botswanischen Palapye, dem Ziel der heutigen Etappe, mit unseren Zelten im Rücken um ein knisterndes Lagerfeuer sitzen und uns gegenseitig mit glänzenden Augen die Abenteuer des Tages erzählen.
    Schnell hatten wir die landschaftlich eindrucksvolle Strecke entlang der Waterberg-Kette hinter uns gebracht. Sobald wir jedoch die Grenze nach Botswana überquert hatten, dominierte die karge, trockene Savannenlandschaft der Kalahari. Nun ging es mit einer Geschwindigkeit von allerhöchsten 120 km/h die meiste Zeit über kerzengerade Teerstraßen. Anders gesagt: Zuhause in Deutschland wären wir an Langeweile gestorben. Hier jedoch wurden wir von einer Afrika-Show unterhalten, die in immer neuen Bildern an unseren Fenstern vorbei zog und so ziemlich alles an Gefühlen entstehen ließ, nur eben keine Langeweile.
    Dafür unverfälschtes Dorfleben. Immer wieder führte die Straße durch Weiler, links und rechts nicht mehr als drei oder vier einfache Lehmhütten. Viele rund, andere – modernere? – viereckig. Meist mit Strohdach, gelegentlich mit Wellblech. Davor, auf der festgestampften Erde, die Beine weit von sich gestreckt, alte Frauen in weiten, zusammen gerafften Kleidern. In den wenigen Kleinstädten schauten uns unter ihren kunstvoll gewickelten Kopfbedeckungen missmutig dreinblickende Herero-Frauen nach.
     

    Bild 2: Botswanische Dorfidylle
     
    Die seltenen kleinen Lebensmittelgeschäfte, zumeist in unmittelbarer Nähe der einzigen Tankstelle des Ortes, verfügten über ein unerwartet reichhaltiges Angebot. Allerlei Arten an Konserven, häufig die weltweit verbreiteten Ölsardinen und der obligatorische Thunfisch – in Tomatensauce oder Olivenöl. Daneben Kartoffelchips, Schokolade, Bonbons, aber auch allerlei Grundlebensmittel für die Küche, wie Mehl, Zucker und Öl, bis hin zu Reinigungs- und Waschmittel, Kosmetikartikel und Babyutensilien. Und zu unserer Überraschung gab es nahezu in jedem noch so kleinen Geschäft eine Gefriertruhe mit leckerem Eis. Unser Favorit: Pfefferminz-Schoko. Ich darf gleich Entwarnung geben, die Kühlkette war kein einziges Mal gerissen, unsere Mägen und Därme mussten sich nicht umstülpen und unter Zuckungen und Kontraktionen blitzartig entleeren. Der Genuss blieb gesundheitlich folgenlos und schlug sich höchstens auf der Waage nieder.
     

    Bild 3: Pause in einem botswanischen Tante-Emma-Laden
     
    Doch auf uns warteten entlang des Weges noch andere kulinarische Leckerbissen. Wirklich? Kaum zu glauben? Auch wir hatten noch nichts von „Boerewors“ und „Biltong“ gehört. Bis David kurz vor dem Grenzübergang nach Botswana von der Hauptstraße ab- und in einen schlaglochübersäten Feldweg einbog, der uns nach wenigen hundert Metern zu einem versteckt in einem Akazienwäldchen gelegenen Gebäudekomplex führte, einer Art Metzgerei. Hier wurden diese im ganzen südlichen Afrika beliebten Spezialitäten angeboten.
    Boerewors ist ein Ausdruck aus dem Afrikaans und bezeichnete die hiesige Bratwurstvariante. Egal, ob arm oder reich, ob sonnengegerbt und weißhäutig oder schwarz gelockt und in kinderreicher Vielehe lebend, jeder hier war ein Fanatiker – ein Grillfanatiker. Kein „Braai“, wie die zumeist großangelegten Grillessen länderübergreifend auf Afrikaans bezeichnet wurden, ohne eine anständige Portion der – überwiegend – aus Rind- oder Schweinefleisch hergestellten Boerewors. Aber eben nur überwiegend. Denn, soweit vorhanden, wurden die Grillwürste auch aus allen möglichen Wildtieren zubereitet. Und so fanden wir uns staunend vor einer Auslage mit sehr appetitlich aufgerollten Würsten aus dem Fleisch von Springbock, Zebra, Antilope
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