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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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ihr und Ministro geschehen?

Blues On The Burying Ground
     
    »Können Sie eigentlich einmal nicht in Schwierigkeiten geraten?«
    Andreas Amendt stand in der offenen Tür von Katharinas Bungalow: »Was ist? Ist unser Gefangener ausgerückt?«
    »Nein. Ministro. Könnten Sie mich bitte losbinden?«, antwortete Katharina knapp.
    »Ministro? Das ist doch dieser Killer, der … Wie ist der denn hierhergekommen?«
    »Javier.«
    »Javier hat ihn gerufen?«
    »Nein. Javier ist Ministro.«
    »Javier? Unser frommer Javier?« fragte Andreas Amendt fassungslos. Dann durchfuhr es ihn siedend heiß: »Verdammt, der ist mit Sandra auf die Insel rübergefahren. – Schnell, wo sind die Schlüssel?«
    »Auf dem Nachttisch.«
    Er schloss die Handschellen auf. Dann löste er die Fußfesseln, während sich Katharina die schmerzenden Handgelenke rieb. Amendt half ihr ungeduldig auf: »Kommen Sie!«
    Katharina schlüpfte schnell in ihre Sportschuhe, die neben dem Bett lagen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie T-Shirt und Jeans anhatte. Ihr Samtkleid lag ordentlich über einem Sessel. Und sie trug ihr Bustier. Noch? Wieder? Hoffentlich noch. Dann wäre all das – Sie kam nicht dazu, ihren Gedanken zu Ende zu denken. Andreas Amendt zog sie mit sich fort.
    Sie stürzten in die Rezeption. Harry, der gemeinsam mit Augustin hinter dem Tresen stand, sah sie erstaunt an. »Sandra … mit Javier weggefahren … Javier ist Ministro … Killer …«, stieß Andreas Amendt in atemlosem Stakkato hervor.
    Harry verstand und wandte sich an Augustin: »Wir brauchen einen Wagen, ganz schnell.«
    Augustin spurtete davon. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er in seinem DKW Munga zurückkehrte. Harry, Katharina und Andreas Amendt sprangen hinein. »Zu Sandras Praxis«, kommandierte Harry. Augustin trat aufs Gas, dass der Kies unter ihnen spritzte.
    Doch sie kamen nicht einmal bis zur Brücke. Zwischen den Felsen kam ihnen hupend ein Wagen entgegen: der Jeep von Sandra Herbst. Sie winkte ihnen vergnügt.
    Harry sprang aus dem Wagen und rannte zu ihr: »Gott sei Dank, du bist in Sicherheit!«
    Er schloss die Ärztin in seine Arme. Etwas befremdet machte sie sich los: »Warum sollte ich nicht in Sicherheit sein?«
    Statt einer Antwort fragte Katharina: »Wo ist Javier?«
    »Ach der?« Sandra Herbst zuckte amüsiert mit den Achseln. »Der hat seine Siebensachen gepackt. Meinte, es wäre an der Zeit, sich auch um die anderen Gemeinden zu kümmern. Dann ist er mit ein paar Feldarbeitern mitgefahren. Lässt euch alle schön grüßen. Warum?«
    Katharina wollte antworten, doch Harrys Blick brachte sie zum Verstummen. Sandra Herbst musterte sie fragend und sagte dann: »Ach, Frau Klein? Javier lässt Ihnen ausrichten, dass er sehr erfreut war, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Und er bedauert, dass er sich nur so knapp verabschiedet hat. Er meinte aber, er hätte Ihnen einen Abschiedsgruß dagelassen. – Moment! Wo wollt ihr denn hin?«
    Atemlos waren Katharina und Andreas Amendt an Katharinas Bungalow angekommen. Der Arzt wollte hineinstürmen, doch Katharina hielt ihn zurück. Abschiedsgruß von einem Killer. Das konnte alles sein. Eine Bombe. Eine tödliche Giftschlange in ihrem Bett …
    Behutsam schob sie die Tür auf, bereit, sofort in Deckung zu springen. Doch nichts passierte. Zentimeter für Zentimeter tasteten sie sich vor, sahen in jeden Winkel, unter alle Möbel. Nichts.
    Katharina blieb vor dem Bett stehen, auf dem das von den Schüssen zerrupfte Kissen lag. War das der Abschiedsgruß? Die Kugeln? Wie hatte sie Ministro genannt? Memento Mori? Enthielten sie noch eine Botschaft? Katharina nahm ihr Taschenmesser und das kleine Stoffbeutelchen, das sonst ihren MP3-Player enthielt, aus ihrer Handtasche. Dann lehnte sie sich über das Bett und begann behutsam mit der großen Klinge des Messers in den Löchern in der Matratze zu bohren, bis sie das Klicken von Metall auf Metall hörte. Sie angelte die Kugeln hervor und betrachtete sie. Sie waren gut erhalten und kaum deformiert. Aber auch nichts Besonderes. Normale Fabrikware, wie man sie auf jedem Schießstand und in jedem Waffengeschäft fand. Die Hülsen mit ihren Prägestempeln wären hilfreicher gewesen, doch die hatte Ministro mitgenommen.
    Oder waren die Kugeln ein Hinweis auf ein anderes Verbrechen? Wenn ja, auf welches? Was hatte ihr der Mann mit den Eukalyptuspastillen gesagt? »Ministro hat schon in Deutschland gearbeitet.« Hielt sie vielleicht das Indiz für einen ganz besonders
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