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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie
Autoren: Helmut Barz
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was?«
    »Als Erinnerung daran, dass Sie sterblich sind.«
    Katharina wusste auch nicht warum, aber sie hatte das Bedürfnis, sich zu entschuldigen: »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Schon in Ordnung.«
    »Und der andere Teil des Zeichens?«
    »Anderer Teil?«
    »Sie haben gesagt, ein Teil des Zeichens sei vielleicht für mich bestimmt gewesen. Der andere Teil?«
    »Für uns andere. Dass wir erkennen. Und Zeugnis ablegen. Dass die Welt mit Ihnen besser ist als ohne Sie. Dass Sie ein gerechter Mensch sind.«
    Er klang wirklich wie ein … Katharina musste einfach fragen: »Sie sind tatsächlich Priester, oder?«
    Ministro sah sie erstaunt an: »Ja, natürlich.«
    »Und das verträgt sich mit Ihrem Nebenerwerb?«
    »Wie schon gesagt: Ich töte keine Unschuldigen. Ich denke, Sie wissen selbst, wer normalerweise auf der Abschussliste eines Profis steht: Korrupte und verdorbene Menschen, Verbrecher, die Leid und Tod über die Welt bringen.«
    »Und Gott verzeiht Ihnen das?«
    Ministro lächelte wieder schmal: »Nein. Ich sagte doch, ich werde eines Tages in der Hölle brennen.«
    »Aber?«
    »Ich verdiene mit dieser Arbeit genügend Geld, dass ich meine ganze Gemeinde ernähren und verhindern kann, dass sie sich aus purer Not gegen Gott versündigt. Das ist mir meine Seele wert.«
    »Und was ist, wenn es Gott nicht gibt? Oder wenn er einfach nur ein Faible für Krimis hat?«
    Javier lachte: »Das hat er. Sonst hätte er Agatha Christie nicht geschaffen. – Und ob es Gott wirklich gibt? Man nennt das die Pascalsche Wette. Man verliert nichts, wenn man an Gott glaubt, und es ihn nicht gibt. Aber umgekehrt? Man büßt seine Seelenheil ein. Mindestens. Wer an Gott glaubt, gewinnt in jedem Fall. – Oder an Buddha. Oder an Allah. Oder an welche höhere Macht auch immer.«
    Ministro stand auf, ging zum Fenster und zog die Gardine ein Stück auf. Draußen dämmerte es bereits.
    »So, Zeit für mich zu gehen. Sie verstehen, dass ich Sie nicht freilassen kann? Aber es wird sicher bald jemand nach Ihnen schauen.« Ministro zog etwas aus der Tasche und legte es auf den Nachttisch. Einen Handschellenschlüssel. Doch der Nachttisch stand außerhalb von Katharinas Reichweite. Dann nahm er das zweite Kissen vom Bett. »Lehnen Sie sich mal etwas vor!«
    Katharina gehorchte unwillkürlich. Er schob das Kissen in ihren Rücken. »So haben Sie es etwas bequemer.«
    »Danke. – Ach, wie haben Sie mich überhaupt gefunden? Göttliche Vorsehung?«
    Ministro schmunzelte: »Das wäre vermessen. Nein, ganz normale Detektivarbeit. Aber vielleicht noch eine kleine Belehrung: Ich habe Sie gefunden, weil Sie egozentrisch sind.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sind immer davon ausgegangen, dass ich Ihnen folge. Aber als ich gesehen habe, dass Sie zu Antonio Kurtz gefahren sind, vom Polizeipräsidium aus, habe ich mich an dessen Fersen geheftet. Er hat mich direkt zu Ihrem Fluchtauto geführt. Der Rest war einfach. Also seien Sie froh, dass de Vega mich geschickt hat. Bei jedem anderen hätten Sie Frankfurt nicht lebend verlassen.«
    Ministro richtete sich auf und zog sein Jackett glatt. Dann fiel ihm noch etwas ein: »Ach, kennen Sie einen Mann, der permanent Eukalyptuspastillen lutscht? – Ich habe ihn aus dem Präsidium kommen sehen. Kurz vor Ihnen.«
    Katharina antwortete nicht. Es war bestimmt keine gute Idee, einem Profikiller zu sagen, wer ihr verraten hatte, dass er auf ihren Fersen war.
    »Gut.« Ministro musste erraten haben, was sie dachte. »Wie dem auch sei. Dies als mein letzter Rat: Halten Sie sich fern von dem. Der bringt nichts als Ärger.«
    Katharina schwieg weiter.
    »So, ich muss dann wirklich los.«
    Er ging zur Tür und hatte schon die Klinke in der Hand, doch Katharina wollte ihn nicht einfach ziehen lassen, ohne eine Antwort auf die Frage zu erhalten, die an ihr nagte: »Was ist zwischen uns geschehen letzte Nacht?«
    Ministro drehte sich noch einmal zu ihr um: »Sie erinnern sich nicht? Tut mir leid, das kommt von den Drogen. – Aber, wenn es Sie beruhigt …« Er schien einen Moment nachzudenken. Dann antwortete er zögernd: »Nun, alles, was vielleicht geschehen ist oder auch nicht, geschah absolut freiwillig. – Nun hoffe ich, dass wir uns niemals wiedersehen. Weder in dieser noch in der nächsten Welt!«
    Mit einem leisen Klappen schloss sich die Tür hinter ihm. Katharina starrte auf das Bett. Auf das zerschossene Kissen. Dort könnte sie jetzt liegen. Und was zur Hölle war in der Nacht zwischen
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