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Aeon

Aeon

Titel: Aeon
Autoren: Greg Bear
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Städtekomplexen der Nachmenschen. Zwei mächtige Würfel sind hier hintereinander auf die sich erweiternde Plasmaröhre aufgefädelt. Daran anschließend stellt sich die Stadt Axis Nader als rotierende Zylinder dar. Dahinter folgen Central City , Axis Thoreau und Axis Euclid . Die architektonische Geometrie der Central City verblüfft: Auf einem Würfel ist auf jeder Fläche ein Pyramidenstumpf aufgesetzt, dessen Stufen zueinander um die Achse leicht verdreht sind, wodurch eine halbe Spirale von 10 km Durchmesser entsteht. Wie lebt man in solchen Gebilden?
    Interessanterweise nutzen die Menschen der Korridorstädte in ihren Wohneinheiten kein uns vertrautes Mobiliar mehr, sondern » projiziertes Interieur «. Rein optisch wäre das schon heute möglich und Prototyp-Installationen zeigen, wie man dabei vorgehen muss: In den Wänden versteckte Kameras ermitteln die Position des Betrachters und ändern in Echtzeit die Perspektive des auf weiße Gegenstände projizierten Bildes. Dies funktioniert aber nur, so lange man nicht die Möbel umstellt. Die zukünftige Inneneinrichtung müsste also aus virtuellen und dennoch spürbaren Elementen bestehen – kein Problem für eine Zivilisation, welche die Raumzeit selbst nach Belieben formen kann. Bis wir soweit sind, könnten als Zwischenlösung tastsensitive VR-Anzüge dienen, die uns das Berühren von Möbeloberflächen in einem virtuellen Raum vorgaukeln. Aber wer wollte das schon über längere Zeit erdulden?
    Eine der Städte, Axis Nader, erstreckt sich 40 km entlang des Korridors und hat eine Bevölkerung von 90 Millionen – davon jedoch nur 20 Millionen »in corpora«, die restlichen im Stadtgedächtnis, der » City Memory «. Hier haben die »Steinler« also eine Art der Unsterblichkeit erschaffen, an der auch heute schon konkret gearbeitet wird: die vollständige Digitalisierung des menschlichen Bewusstseins mit der Möglichkeit zur jederzeitigen Rekonstruktion unseres Selbst. Galt es noch bis vor wenigen Jahren als absolut unmöglich, die Milliarden Neuronen unseres Gehirns – ganz zu schweigen von den Verschaltun-gen dazwischen – im Computer nachzubilden, wurden mittlerweile enorme Fortschritte gemacht. Einerseits verfügen auch herkömmliche PCs voraussichtlich schon um 2025 über ausreichend Speicherleistung und -schnelligkeit, um die Daten eines Gehirns abzuspeichern. Andererseits werden Software-Programme wie das von der EU geförderte »Human Brain Project« vielleicht bald in der Lage sein, das komplette Netzwerk eines Gehirns zu simulieren und für schrittweises Lernen und Erinnern zu nutzen. Damit ist zwar noch keine Übertragung des ganzen Gedächtnis- und Wesensinhalts einer lebenden Person gewährleistet, doch die ersten Schritte sind gemacht und sollten – wenn keine prinzipiellen technischen Schranken auftauchen – früher oder später zu Installationen wie der »City Memory« führen: gigantische Speicher, um unsere »Backups« für den Ernstfall jederzeit griffbereit zu haben.
    Da Olmy und sein Begleiter, der Frant, über eine Technologie verfügen, die ihnen teilweise Unsichtbarkeit verleiht, werden sie von den Menschen als »Spuk« wahrgenommen. In meiner Zeit und in unserem Universum schlossen die meisten Physiker bis vor kurzem so etwas aus: Nach den Gesetzen der Optik seien nur Kristalle und Glas unsichtbar, weil sie Licht auf bestimmte Weise brechen. Fortschritte auf dem Gebiet der Metamaterialien (neue Fasern, die nicht in der Natur vorkommen) brachten kürzlich jedoch vielversprechende Prototypen hervor. Ein Forscherteam der Universität Stuttgart etwa arrangierte Moleküle in einer Weise, dass sie eine »Nanotapete« erhielten. Bei dieser wird Licht »rückwärts gebrochen« und um Objekte herumgeleitet, wie Wasser um einen Brückenpfeiler fließt. Bisher funktioniert dies noch nicht mit »normalem« langwelligem Licht, sondern nur mit Mikrowellen, doch im Prinzip könnten in etwa 20 Jah ren veritable »Tarnkappen« hergestellt werden.
    In der Welt der Axis »traktionieren« die Einwohner bei der Fortbewegung, das heißt sie gleiten auf unsichtbaren Kraftfeldern über den Boden oder steigen damit sogar in die Luft empor. Bear beschreibt zwar nicht, wie das funktionieren soll, aber es gibt Hinweise auf eine solche Technologie auch in unserer Welt. Etwa ein »magnetisches Schweben«: Bestimmte Metalle werden, wenn man sie extrem abkühlt, zu Supraleitern, die durch zufällige atomare Schwingungen, welche den Elektrofluss verringern, ihren
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