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Aegypten

Aegypten

Titel: Aegypten
Autoren: Thilo , Katrin Merle
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kerzengerade auf seinem Thron und betrachtete die Fortschritte
der Bauarbeiten. Cheops trug die rote und die weiße Krone von Unter- und Oberägypten. An seinem Kinn hing der falsche Königsbart. Mit der linken Hand hielt er den Krummstab, mit der rechten den Wedel. Über ihm auf der Sänfte prangte die Uräusschlange.

    Schnell senkte Pepi seinen Blick auf die Steinrampe. Aus dem Augenwinkel heraus schielte er aber immer wieder zum Gerüst der Steinmetze. Plötzlich spürte er Iris Hand in seiner. Iri war anscheinend genauso aufgeregt wie er. Nach einer halben Ewigkeit wendete die Sänfte umständlich und Cheops verschwand.
    „Puh“, stöhnte Iri leise und ließ Pepis Hand los. „Alles gut gegangen!“

Auf frischer Tat
    „Warum rechnest du nicht?“, schnauzte Cheti Pepi an, sobald Cheops verschwunden war. „Und was macht das Mädchen hier drin?“
    Schweigend nahm Pepi wieder seinen Platz ein. Ni-Hor, der den Pharao nach draußen begleitet hatte, kehrte mit freudigem Gesicht zurück.
     
     
    „Cheops ist sehr zufrieden!“,
    gab er das Lob
    an die Arbeiter weiter.
    „Er plant,
    weitere Tempel
    rund um die Pyramide
    bauen zu lassen.“
     
     
    Der Oberaufseher klopfte Pepi aufmunternd auf die Schulter. Genau in diesem Augenblick sah Pepi, wie eine Gestalt im Schatten des Gerüsts an den Balken heranschlich, den Pepi und Iri repariert hatten. Durch einen Strahl, den der Sonnengott in die Pyramide
schickte, wurde kurz Userkafs grimmiges Gesicht beleuchtet.
    „Er war‘s!“, flüsterte Pepi und zog Ni-Hor am Rock. „Userkaf sägt die Balken an. Iri und ich haben das Unglück verhindert. Jetzt will er nachsehen, warum nicht alles zusammengestürzt ist!“
    Ni-Hor wurde bleich. Ungläubig schüttelte er den Kopf, doch Userkaf, der sich anscheinend unbeobachtet fühlte, trat den Stützbalken unter dem Gerüst zur Seite.

    „Stopp!“, rief Ni-Hor mit donnernder Stimme durch die Pyramide.
    Plötzlich waren alle Augen auf Userkaf gerichtet.
    „Leugnen ist zwecklos!“, rief Iri. „Der Mistkerl ist schuld an all den Unfällen!“
    Vier Wachen packten Userkaf und nahmen ihn mit zum Verhör. Schon bald gestand der Mann alle seine Schandtaten. Er hatte die Balken tatsächlich angesägt, weil er gehofft hatte, man würde Ni-Hor die Schuld geben und ihn entlassen. Dann wäre Userkaf der Oberaufseher geworden.
    „Jetzt muss er zur Strafe Steine hauen, im Makkatam-Gebirge“, berichtete Pepi seinem Vater etwas später. Semset konnte gar nicht glauben, was sein Sohn und das ungewaschene Mädchen ihm da erzählten.
    „Zum Dank sind wir entlassen worden“, verkündete Pepi stolz. „Komm mit zum Nil, eine Feluke bringt uns zurück nach Assiut.“
     
     
    Semset schüttelte den Kopf.
    „Aber das geht doch nicht“,
    widersprach er. „Wir müssen
    doch noch weiterarbeiten,
    um unsere Schulden zu bezahlen ...“

     
     
    Unten am Nil sagte Semset lange gar nichts. Die Feluke war mit Vorräten vollgeladen. Feinstes Getreide, Emmer und Braugerste. Dazu zwei kräftige Ochsen, zehn Ziegen und eine Herde Gänse. Der Oberaufseher Ni-Hor stand neben dem kleinen Segelschiff.
    „Danke, mein Freund“, sagte er und klopfte Pepi auf die Schulter. Dann schüttelte er auch Semset die Hand. „Wenn das Gerüst vor den Augen des Pharao zusammengebrochen wäre, hätte mich Cheops glatt an die Krokodile verfüttert. Diese Geschenke hast du dir redlich verdient!“

    Pepi lachte. „Und Iri bekommt auch so ein Schiff voller Vorräte. Denk nur, Vater, sie wohnt ebenfalls in Assiut. Gar nicht weit von uns entfernt!“
    Als Pepi und sein Vater mit dem Schiff davonsegelten winkte der Junge seiner Freundin hinterher, bis sie nur noch ein kleiner Punkt in der Wüste war. In zwei Tagen wollte auch sie nach Hause fahren. Pepi konnte es jetzt schon kaum erwarten, sie wiederzusehen.
    Pepi wusch sich seine Füße im Nil. Dann holte er die Sandalen aus seinem Reisebündel und zog sie an. Zum ersten Mal.
     
     
    „Ich kann ja schlecht
    barfuß gehen,
    jetzt da wir reich sind.“
    Semset grinste.
     
     
    „Am allermeisten freue ich mich auf das Gesicht deiner Mutter“, sagte Semset und drückte Pepi fest an sich. „Sieben ist eben meine Glückszahl!“

Sachwissen
    Warum konnte sich im alten Ägypten so eine beeindruckende Kultur entwickeln?
    Vor ungefähr 5000 Jahren entstand an den Ufern des Flusses Nil das ägyptische Reich. An seiner Spitze stand ein König, der Pharao. Zahlreiche Beamte halfen ihm beim Regieren und Verwalten des
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