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Aegypten

Aegypten

Titel: Aegypten
Autoren: Thilo , Katrin Merle
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genau? Pepi berücksichtigte die Größe der Steine, das Gefälle der Seitenwände und die Grundfläche der Pyramide. Verdammt schwer. Aber sonst gab es ja nichts zu sehen – Sand, Sand und noch mal Sand. Plötzlich stockte der Steinblock. War er wieder in einer Sandverwehung stecken geblieben?
     
     
    Pepi keuchte.
    Ihm war alles recht,
    wenn er nur ausruhen durfte.
    Vorsichtig linste er über die Kante
    des Steins hinweg.

     
     
    Ein Mann mit rotem Rock und rotem Oberteil kam auf sie zu. Mit wachem Blick nahm er alle Arbeiter in Augenschein. Neben ihm stand Userkaf in seinem protzigen Leopardenmantel. Das roch nach Ärger!
    „Der Rote ist Ni-Hor, der Oberaufseher“, flüsterte Iri. Wie aus dem Nichts stand sie neben Pepi. „Er führt hier das Kommando. Anders als Userkaf scheint er sich um seine Leute zu kümmern. Sag ihm doch, dass du gleich schlapp machst.“ Iri kicherte.
    Ni-Hor zeigte mit einem kurzen Stock auf Pepi. Pepi merkte, wie sein Herz schneller schlug.

    „Was macht der Junge hier?“,
    schimpfte der Oberaufseher.
    „Wollt ihr ihn umbringen?
    Die Arbeit ist viel
    zu schwer für ihn!“

     
     
    Userkaf wurde rot. Ni-Hor beugte sich zu Pepi hinunter. „Du siehst klug aus. Kannst du schreiben?“
    Pepi schüttelte den Kopf. „Nein, Herr, aber rechnen. Zwei Millionen und dreihunderttausend Steinblöcke benötigen wir für die Pyramide, wenn alle so groß sind wie dieser hier!“
    Semset kniff seinen Sohn sanft in den Oberarm. Bleib bescheiden, sollte das heißen.
    In Ni-Hors Augen blitzten es auf. Er winkte seinen Schreiber heran und blätterte ein paar Papyri durch. Als er die Berechnungen gelesen hatte, nickte er anerkennend.
    „Ich habe mich also nicht geirrt! Userkaf!“, fuhr er seinen Stellvertreter an. „Wieso hast du das nicht gesehen? Der Junge wird meinem Architekten Cheti beim Rechnen helfen.“
    Userkaf machte ein verkniffenes Gesicht und nickte. Vor Hunderten von Arbeitern gedemütigt zu werden, schmeckte ihm offensichtlich gar nicht.
     
     
    Ein Schreiber führte Pepi
    zu seinem neuen Arbeitsplatz
    im Inneren der Pyramide.
    Pepi staunte.

     
     
    Spiralförmig wand sich hier eine Rampe wie eine Schlange nach oben. Stein für Stein wurde in einer nie abreißenden Kette an die Stelle gehievt, wo die Maurer sie brauchten. Steinmetze passten jeden Quader mit geschickten Schlägen perfekt ein.
    Als Pepi gerade neben dem jungen Architekten Cheti Platz nehmen wollte, brach fünf Meter von ihnen entfernt ein Balken in der Mitte durch. Zwölf Arbeiter stürzten von ihrem Gerüst in die Tiefe.

    „Schon der dritte Unfall diese Woche!“, stöhnte der Architekt.
    „Der Sonnengott Re hat etwas gegen den Bau!“, rief einer der Männer. „Cheops kommt ihm mit der Pyramide zu nahe!“

Sabotage!
    Die Aufregung war groß! Drei Maurer hatten sich bei dem Sturz schwer verletzt. Auf Bahren wurden sie ins Krankenlager getragen. Anschließend erschienen die Priester. Während die Architekten, Schreiber und Hilfsarbeiter zusahen, räucherten sie die Unglücksstelle mit Weihrauch und kostbaren Ölen aus.
    „Zürne deinem Sohn nicht, oh Re!“, sangen die Priester. „Cheops will dich nicht von deinem Thron stoßen. Dein Sohn will nur näher bei dir sein, wenn er ins Totenreich eintritt!“

    Pepi staunte. In den Tempeln von Assiut hatte er schon Priester gesehen, aber nie hatte er einen von ihnen so direkt mit Re sprechen hören. Konnte es sein, dass man die Arbeiter nur an der Zeremonie teilnehmen ließ, um sie zu beruhigen?
    Pepi glaubte nicht, dass der Sonnengott Re Gerüste umfallen ließ, um den Hochmut des Pharao zu bestrafen. Er ging näher, und sah sich den Unglücksbalken genauer an.

    „Dachte ich mir‘s doch!“,
    flüsterte Pepi vor sich hin.
    „Angesägt! Und ich glaube nicht,
    dass ein Gott Werkzeug hat.“
     
     
    Als die Priester das Innere der Pyramide verlassen hatten, nahm Pepi seinen ganzen Mut zusammen und sprach Cheti, den Architekten, an: „Ich glaube eher, ein Mensch will verhindern, dass der Bau vorankommt“, sagte er.
    Ehe er weitersprechen konnte, unterbrach ihn der Mann. „Steck deine Nase nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen. Du sollst rechnen!“ Er klatschte in die Hände. „So, lange genug Pause gemacht, Männer! Es geht weiter! Morgen kommt hoher Besuch. Cheops selbst will die Fortschritte an seinem Grabmal selbst begutachten. Legt euch ins Zeug!“
    Die Stunden bis zum Ende des Tages zogen sich wie Honig in die Länge, obwohl doch das
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