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Aegypten

Aegypten

Titel: Aegypten
Autoren: Thilo , Katrin Merle
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über den Winter zu kommen.“
     
     
    Wie Pepi schon vermutet hatte, war es mit Attis Freundlichkeit schnell vorbei.
    „Ich habe dir zwei Stämme bestes Ebenholz aus Nubien geliefert, damit du deiner Frau einen Schrank bauen kannst. Dumm genug von mir!“, höhnte er. „Aber deine Schulden musst du bezahlen. Fünf Säcke normales Getreide. Und zwei Säcke Gerste, damit ich mein Bier brauen kann. Am Ende der Erntezeit, wie abgemacht. Und jetzt hat der Nil entschieden, dass die Erntezeit, Schemu, schon heute zu Ende ist.“
    Semset ging auf Atti zu. Pepi fürchtete schon, sein Vater würde dem gierigen Händler an die Kehle gehen, aber das Gegenteil war der Fall. Semset streckte Atti die Hand entgegen.

    „Ich danke dir für den Aufschub, den du mir sicherlich gewähren wirst. In einem Jahr bekommst du dafür die doppelte Menge Korn von mir. Ehrenwort!“
    Atti lachte, weil Semset ihn überrumpelt hatte.
    „Semset, mein Freund, es war wie immer eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen.“

    Semset drehte sich um und wollte im Haus verschwinden, doch Pepi hielt seinen Vater fest.
     
     
    „Verzeih mir, Vater,
    wenn ich mich einmische.
    Die Steuern für den Pharao
    wurden auch noch nicht
    eingesammelt.
    Wie sollen wir die bezahlen?“

    Semset lächelte ihn an. „Das weiß ich auch nicht, aber Re wird uns einen Weg zeigen. Er ist ein gerechter Gott.“
    Pepi hatte seine Zweifel. Doch da bog ein Fremder um die Ecke. Sein Rock war blütenweiß. Die Perücke auf seinem Kopf war aus feinsten Haaren geknüpft. Das konnte nur ein hoher Beamter aus Memphis, der Hauptstadt, sein. Vielleicht war er sogar ein Wesir? Mitten auf der Straße blieb er stehen.
    „Leute von Assiut, hört her!“, rief der Mann. „Unser Pharao will sein Grabmal bauen lassen. Dafür werden freiwillige Arbeiter gebraucht, die man fürstlich entlohnen wird!“
    Semset drehte sich zu Pepi um und lächelte. „Siehst du, da schickt Re uns schon die Lösung für unser Problem.“ Er sah Pepi scharf an. „Ich hoffe, du hast nicht an ihm gezweifelt?“

Reise auf dem großen Fluss
    Schon am Nachmittag reihte sich Semset in die Schlange vor dem Büro des Schreibers ein. Der Wesir stand neben ihm und überwachte die Eintragung der Namen auf den Papyrus genau.
    Pepi begleitete seinen Vater. Neugierig betrachtete er die beiden Fremden aus der Hauptstadt und überlegte: Ob sie Cheops, den gottgleichen Pharao, schon einmal gesehen hatten? Gingen sie im Königspalast ein und aus?
    Pepi war nicht mutig genug, den Fremden diese Fragen zu stellen.
     
     
    „Name?“, fragte der Schreiber knapp.
    Er hockte mit gekreuzten Beinen
    vor einem Bänkchen.
    Neben ihm lagen Papyrusblätter.
     
     
    Daneben stand eine Schreibpalette mit roter und schwarzer Farbe.
    „Mein Name ist Semset“, sagte Pepis Vater. „Aber ich habe noch ein paar Fragen.“

    Bevor Semset weitersprechen konnte, nickte der Schreiber dem Wesir zu.
    „Du darfst beim Bau von Cheops Grab helfen“, leierte der hohe Beamte herunter. „Die Arbeit ist nicht schwer. Es gibt gute Verpflegung und Unterkunft, sogar medizinische Versorgung. Und wenn du gut arbeitest, bekommst du zehn Säcke Getreide als Abschiedsgeschenk.“

    Semset lächelte bitter. „Zehn Säcke – das wird nicht reichen. Ich habe sieben Kinder! Sieben, meine Glückszahl! Sieben Skorpione begleiteten Göttin Osiris, als sie ihren Gemahl suchte!“
    Der Wesir knurrte nur: „Und was ist mit dem?“
    Pepi bekam einen Schreck. Der Mann zeigte auf ihn! „Wie alt ist er?“
    Semset neigte den Kopf. „Zehn Jahre, Herr. Das ist mein ältester Sohn!“
    „Bring ihn mit“, schlug der Wesir vor. „Dann bekommst du in einem halben Jahr fünfzehn Säcke Korn als Lohn.“
     
     
    Semset sah unsicher zur Seite,
    aber Pepi strahlte
    über das ganze Gesicht.
    Konnte das wahr sein?
    Pepi kniff sich
    in den Oberschenkel.

    Nein, er träumte nicht! Er, der kleine Pepi würde helfen, das Grabmal von Pharao Cheops zu bauen?
    Schnell nickte er seinem Vater zu.
    „Gut“, sagte Semset leise. „Wir gehen beide.“
    Der Schreiber nickte und hielt Semset den Papyrus entgegen. Pepi sah sich die Hieroglyphen darauf an. Da weder er noch sein Vater schreiben konnten, machten sie nur ihr Zeichen unter den Text. Was immer dort auch stehen mochte.

Fahrt auf dem Nil
    In den kommenden zwei Tagen wusste Pepi gar nicht, was er mit sich anstellen sollte – so aufgeregt war er. Zum Glück blieb wenigstens sein Vater besonnen wie immer und traf die
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