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Adrianas Nacht

Adrianas Nacht

Titel: Adrianas Nacht
Autoren: Leon von Winterstein
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aber waren wir von ihm, als er uns eines Tages die Bedeutung seines Namens erklärte. Canan, das hieß Freund oder Geliebter. Und Canan empfing mich auch an jenem Abend an der Tür des Restaurants, als ich aus dem Krankenhaus geflüchtet war.
    Natürlich fragte er gleich nach Adriana, wo denn meine wunderschöne Begleiterin sei, dass ich aber, er müsse sich für die schlimmen Worte sehr entschuldigen, sehr traurig aussähe. Und ob er vielleicht besser einfach den Mund halten solle. Ich lächelte ihn an, sagte: »Später.« Er fragte, ob Adriana später käme. Ich erwiderte, nein, später würde ich ihm vielleicht erzählen, was passiert sei. Jetzt würde ich mir einen ruhigen Tisch wünschen und einen guten Wein.
    Canan begleitete mich quer durch das Restaurant, das um diese Zeit halbvoll war, und brachte mich zu einer Nische, in der ein kleiner Tisch für zwei Personen stand. Die Nische verdeckte für nahezu das gesamte Restaurant die Sicht auf eine der zwei Personen, die hier sitzen konnten. Heute war das allerdings völlig egal, denn heute saß ich allein hier.
    Nach wenigen Minuten hatten wie von Zauberhand auch eine große Karaffe roten, schweren Weins, eine Flasche Wasser, Oliven und Brot ihren Weg auf den Tisch gefunden. Ich bemerkte, dass Canan mich nicht aus den Augen ließ, dies aber so geschickt, dass er wie zufällig immer in der Nähe meines Tisches stand. Ich selbst trank, aß die Oliven, das Brot, stippte es in Öl und Salz und hatte weiter keinen Appetit. Kaum war die erste Karaffe leer, stand auch schon eine weitere da, neues köstliches Kräuterbrot, Oliven, dann auch der eine und andere Grappa. Ich starrte vor mich hin, trank, dachte immer die gleichen hilflosen Gedanken, und der Abend glitt an mir vorbei, als sei auch ich nun komplett aus der Zeit gefallen.
    Irgendwann später saß dann Canan mit an meinem Tisch. Er hatte sich ein Glas mitgebracht und die Flasche Grappa auf den Tisch gestellt. Die Gäste waren, bis auf ein Paar und einen anderen einzelnen Mann, bereits alle gegangen. Er schenkte unsere Gläser voll, hob seines zum Anstoßen etwas an, ließ es leicht gegen meines klirren und trank es aus. Dann blieb er einige Minuten regungslos und stumm neben mir sitzen. Nun vollzog sich sein freundschaftliches Ritual erneut, Einschenken, Anstoßen, Schweigen. Ich war inzwischen vollends betrunken. Dann sagte Canan nur einen kurzen Satz: »Ist es wegen Adriana?« Und die ganze Geschichte sprudelte aus mir heraus. Der Unfall, das Koma, meine Schuld.
    Ich erwachte im Taxi vor meinem Haus. Neben mir saß lächelnd Canan. Ich nickte ihm zu, öffnete die Tür und ging zu meiner Haustür. Vor der Tür drehte ich mich noch einmal um, hob kraftlos meine Hand zum Gruß. Canan lächelte weiter, und das Taxi fuhr fort.
    In meiner Wohnung ließ ich achtlos meine Kleidung auf den Boden fallen, stolperte in die Dusche, drehte das Wasser auf und ließ das angenehme Nass kühlend über meine Haut laufen. Ich lehnte in der Ecke der Dusche, kaum fähig, mich auf den Beinen zu halten. Ich erinnerte mich daran, wie ich Adriana kennengelernt hatte, unsere erste Begegnung bei P., der sein neues Immobilienkontor mit einem festlichen Empfang in seiner Villa eröffnet hatte. Und plötzlich, obwohl ich fast besinnungslos war vom Wein und den unzähligen Grappas, die mir Canan verabreicht hatte, wuchs zwischen meinen Beinen eine feste, harte, fast schmerzhafte Erektion. Ich nahm einige Tropfen des frischen Duschgels, ließ es auf meine Hand tropfen und begann mechanisch, langsam mein Glied zu reiben. Ich ließ meine eingeseifte Hand über den Schaft wandern und über die vor Überreizung übersensible Eichel, umspielte meinen Hodensack, ließ ihn durch meine Finger gleiten und dachte an Adriana und wahllos an unsere aufregenden, hinreißenden und wirklich sehr wollüstigen Treffen. Und ich merkte, wie mich die Erinnerung an unsere schönsten Stunden belebte, noch immer sehr erregte, wie mir die Erinnerung aber auch wieder Zuversicht gab. Ich masturbierte weiter betrunken unter der Dusche, und in meinem Kopf nistete sich ein Gedanke ein, wuchs, nahm Gestalt an und blitzte sich durch die trübe, graue Depression dort oben. Plötzlich hielt ich mitten in der Bewegung inne, nahm den Duschkopf, spülte die Seife von mir ab und verließ die Dusche. Ich nahm im Vorbeigehen schnell ein Handtuch von der Heizung in meinem Badezimmer, trocknete mich ab. In meinem Schlafzimmer warf ich es achtlos aufs Bett, nahm einen Schlafanzug, zog
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