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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe
Autoren: Alexander Kent
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erstemal.«
    Browne mußte grinsen. »Seit der Schlacht von Kopenhagen traue ich Ihnen alles zu, Sir, aber diesmal gibt mir das hohe Risiko doch zu denken. Ihr Name ist von Falmouth bis zu den Bierkneipen in Whitechapel in aller Munde. Aber das gilt auch für Nelson, und trotzdem sind Ihre Lordschaften davon nicht beeindruckt; sie we rfen ihm nichts weniger als Insubordination vor, wegen Kopenhagen.«
    »Erzählen Sie.« Bolitho starrte den jungen Offizier an, als käme er aus einer anderen Welt. Aus einer Welt der Intrigen und Taktiken, der Familienklüngel und Geldsäcke. Kein Wunder, daß Browne lieber zur See fahren wollte. Die
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hatte ihn auf den Geschmack gebracht.
    Verbittert fuhr Browne fort: »Nelson – der Sieger von Abukir, der Held von Kopenhagen, der Liebling des Volkes. Aber jetzt haben Ihre Lordschaften beschlossen, daß ihm ein Heer frisch rekrutierter Landratten unterstellt werden soll, mit dem er die Kanalküste gegen mögliche Invasoren zu verteidigen hat!« Zornig stieß er hervor: »Jedenfalls ein Haufen Trunkenbolde und Nichtsnutze! Ein feiner Lohn für unseren Nel!«
    Bolitho war entsetzt. Immerhin hatte er schon allerhand Gerüchte über Nelsons verächtliche Haltung gegenüber seinen Vorgesetzten gehört, über sein sagenhaftes Glück, das ihn bisher vor dem Kriegsgericht gerettet hat te, vor dem andere an seiner Stelle unweigerlich gelandet wären. Also wollte Browne ihn, Bolitho, nur schützen. Denn wenn er Beauchamps Pläne nicht mit dem größtmöglichen Erfolg in die Tat umsetzte, würde man den Stab über ihm brechen.
    Ruhig sagte Bolitho: »Wenn Sie immer noch mit mir kommen wollen – ich beabsichtige, morgen mit der Tide auszulaufen. Sagen Sie Allday, was Sie brauchen, er wird es zu
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hinüberschaffen lassen. Alles nicht unmittelbar Notwendige kann Ihnen sicherlich nachgeschickt werden. Da Sie so einflußreiche Freunde haben, läßt sich das bestimmt leicht arrangieren.« Er streckte die Hand aus. »Also, wie sehen meine Befehle nun aus?«
    Browne berichtete: »Wie Sie wissen, Sir, ziehen die Franzosen schon seit Monaten in den Häfen im Norden Landungsschiffe zusammen. Portugiesische Agenten haben uns informiert, daß ein Großteil dieser Landungsschiffe in den Häfen der Biskaya erbaut, ausgerüstet und bewaffnet wird.« Browne lächelte schief. »In Ihrem neuen Einsatzgebiet, Sir. Ich war nicht immer einer Meinung mit Sir George, aber er hatte Stil. Dieser Plan, eine mögliche Landungsflotte zu vernichten, noch ehe sie in den Kanal verlegt we rden kann, trägt seine Handschrift. Ein meisterhafter Stratege!«
    Röte stieg Browne ins Gesicht. »Bitte um Vergebung, Sir. Aber ich habe immer noch nicht ganz begriffen, daß er tot ist.«
    Bolitho wog den schweren Pergamentumschlag in Händen: sein Einsatzbefehl mit Beauchamps letztem strategischem Schachzug, gewiß bis in Detail ausgearbeitet. Es brauchte nur noch den rechten Mann, den Plan in die Tat umzusetzen. Bewegt machte sich Bolitho klar, daß Beauchamp ihn von Anfang an dafür ins Auge gefaßt haben mußte. Also hatte er gar keine andere Wahl gehabt.
    Leise sagte er zu Browne: »Ich muß noch einen Brief schreiben.«
    Er blickte sich in der großen Achterkajüte um, sah die schimmernden Lichtreflexe vom Wasser unten über die weißen Deckenbalken tanzen. Wenn er dies alles nun eintauschte gegen die schneidige Kampftechnik und feurige Begeisterung auf einer kleinen Fregatte, wenn er mit seinem zusammengewürfelten Geschwader gegen die Festung Frankreich anrannte, dann war das keine leere Geste. Vielleicht entwickelte sich alles für ihn mit der Folgerichtigkeit eines vorherbestimmten Schicksals. Zu Beginn des Krieges hatte Bolitho al s blutjunger Kapitän an dem unglückseligen Angriff auf Toulon teilgenommen, an diesem Versuch französischer Royalisten, die Revolution aufzuhalten und den Lauf der Geschichte zu ändern. In die Geschichte eingegangen waren sie zwar, dachte Bolitho grimmig, aber geendet hatte das Ganze mit einem blutigen Fehlschlag.
    Es lief ihm kalt über den Rücken. Vielleicht war wirklich alles vorherbestimmt. Belinda hatte wohl damit gerechnet, daß er jetzt monatelang in Falmouth bleiben durfte, möglicherweise noch länger, falls es wirklich zum Friedensschluß kam. Vielleicht bewahrte diese überraschende Wendung sie nur vor einem noch größeren Schmerz in der Zukunft. Bolitho starrte durch die Heckfenster auf die ankernden Schiffe hinaus. Denn diesmal würde er nicht zurückkehren. Irgendwann
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