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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe
Autoren: Alexander Kent
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Wolfe trocken fortfuhr: » Ihr Flaggleutnant ist eingetroffen, Sir.«
    »Browne?« rief Herrick aus.
    Allday verbiß sich ein Grinsen. »Browne mit e«, konstatierte er. Bolitho ließ sich in seinen Stuhl sinken. »Schicken Sie ihn rein.«
    Der Ehrenwerte Leutnant Oliver Browne war ihm von Beauchamp als Flaggleutnant beigegeben worden. Obwohl er Bolitho bei ihrem ersten Kontakt wie ein hohlköpfiger Junker vorgekommen war, hatte Browne sich dem neu ernannten Admiral bald als wertvoller Berater erwiesen – und später auch als Freund. Als das Geschwader schwer angeschlagen von der Ostsee zurückgekehrt war, hatte Bolitho Browne freie Wahl gelassen: zu seinen zivilisierteren Aufgaben und Lebensumständen in London zurückzukehren oder weiter als sein Flaggleutnant zu dienen.
    Als Browne die Kajüte betrat, sah er für seine Verhältnisse abgehetzt und derangiert aus.
    Herrick und Wolfe empfahlen sich schnell, und Bolitho bemerkte: »Das ist eine Überraschung.«
    Der Leutnant sank auf einen hingeschobenen Stuhl, und als sein Mantel dabei auseinanderklaffte, erkannte Bolitho Schweißflecken auf den Innenseiten seiner Breeches. Er mußte wie ein Wahnsinniger geritten sein.
    Heiser begann Browne zu berichten. »Sir George Beauchamp ist letzte Nacht gestorben, Sir. Er fertigte noch die Befehle für Ihr Geschwader aus und dann…« Er zuckte mit den Schultern. »Es passierte, während er über den Karten an seinem Schreibtisch saß.« Kopfschüttelnd schloß Browne: »Dachte, Sie sollten das schnell erfahren, Sir. Noch bevor Sie nach Belle Ile auslaufen.«
    Bolitho wußte aus Erfahrung, daß man Browne besser nicht danach fragte, woher er Informationen über Dinge besaß, die eigentlich als geheim galten.
    »Ozzard, frischen Kaffee für meinen Flaggleutnant!« Bolitho sah, daß Brownes erschöpftes Gesicht kurz aufleuchtete. »Falls es das ist, was Sie fürderhin zu sein beabsichtigen?«
    Browne lockerte sein Halstuch und schüttelte sich. »Doch, Sir, darum wollte ich Sie höflichst ersuchen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dieses stinkende London verlassen zu dürfen.«
    Über ihren Köpfen verriet das Schrillen der Pfeifen und Quietschen der Taljen, daß wieder Vorräte und Ausrüstungsgegenstände an Bord gehievt wurden. Aber hier unten in der Kajüte war es still, während Browne beschrieb, wie Beauchamp an seinem Schreibtisch, über seinem kaum getrockneten Namenszug unter den letzten Befehlen tot zusammengebrochen war.
    Scheinbar gleichmütig schloß Browne: »Ich habe mich mit diesen Befehlen direkt zu Ihnen auf den Weg gemacht, Sir. Wären Sie ausgelaufen, ehe ich hier eintraf, hätten sie Sie wahrscheinlich nie erreicht; man hätte Ihnen kaum eine Kurierbrigg mit den Depeschen nachgeschickt.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sir Georges Plan widerrufen worden wäre?«
    Nachdenklich starrte Browne in seine Kaffeetasse. »Eher auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich fürchte, an der Spitze gibt es zu viele Leute, die nur den Friedensvertrag mit Frankreich im Kopf haben – nicht als Atempause, wofür ihn Lord St. Vincent und einige andere halten, sondern als eine große Chance zu Geschäftemacherei und Bereicherung, wie sie ein Waffenstillstand nun einmal mit sich bringt. In ihren Augen bedeutet angesichts des nahen Friedens jeder Angriff auf französische Häfen oder Schiffe eine Quertreiberei und keineswegs eine günstigere Verhandlungsposition.«
    »Vielen Dank, daß Sie mich darüber ins Bild setzen.« Bolitho sah über Brownes Kopf hinweg zu den beiden gekreuzten Säbeln an der Schottwand. Was wußten Männer wie jene, die sein Flaggleutnant gerade charakterisiert hatte, von Ehre und Anstand?
    Browne lächelte. »Es schien mir wichtig für Sie. Wenn Sir George Beauchamp noch lebte und seine Hand über den Ablauf künftiger Ereignisse halten könnte, würden Ihre Aktionen im neuen Einsatzgebiet kein Sicherheitsrisiko für Sie bedeuten, ganz gleich, in we lches Wespennest Sie auch stochern würden.« Sein jugendliches Gesicht wirkte über seine Jahre hinaus gereift, als er Bolitho nun direkt in die Augen sah. »Aber nach Sir Georges Tod ist keiner mehr da, der Ihre Partei ergreifen wird, wenn etwas schiefgeht. Seine Verdienste um England geben diesen letzten Befehlen genug Gewicht, so daß niemand sie anzweifeln wird. Sollte Ihr Einsatz jedoch mit einem Mißerfolg enden, werden Sie als Sündenbock, nicht als tapferer Seeheld in die Heimat zurückkehren.«
    Bolitho nickte. »Es wäre nicht das
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