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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe
Autoren: Alexander Kent
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eingestellt wurden – und zwar deshalb, weil die Franzosen plötzlich auf einen Waffenstillstand drängen. Weshalb wohl, frage ich dich?«
    »Sag du es, Thomas.«
    Bolitho wandte sich wieder dem Spiegel zu. Jetzt, da der große Tag gekommen war, fühlte er sich unsicher und nervös. Noch in dieser Stunde sollte ihm Belinda angetraut werden. Das war sein größter Wunsch gewesen und hatte ihm auch in den schrecklichsten Stunden in Frankreich oder auf See Halt gegeben.
    Aber angenommen, sie hatte es sich insgeheim anders überlegt? Sie würde zu ihrem Wort stehen, das bezweifelte er keinen Augenblick, aber dann geschah es um seinet –, nicht um ihretwillen. Im Vergleich dazu schien ihm Herricks Verärgerung über das mangelnde Interesse der Admiralität an Richard Bolithos Zukunft ganz unbedeutend.
    Aber Herrick fuhr fort: »Es ist dein Verdienst, und niemand kann das leugnen! Seit sie ihre verdammte Invasionsflotte verloren haben, können die Franzosen nur noch bellen, nicht mehr beißen. Eine Landung in England jedenfalls können sie sich abschminken, diese, diese…« Vergeblich suchte er nach einem Schimpfwort, das seiner Verachtung entsprach, und schloß: »Jedenfalls war das kleinlich und unfair von Ihren Lordschaften. Ich werde befördert, obwohl ich bei Gott sehr viel lieber Kapitän wäre, und du bleibst, was du bist!«
    »Ist dir der Abschied in Plymouth schwergefallen?«
    Herrick nickte. »Sehr schwer. Ich wollte dem neuen Kommandanten der
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noch so vieles erklären, schließlich weiß er ja nicht, was sie leisten kann und was nicht…« Er hob resigniert die Schultern. »Aber so geht’s nun mal. Ich habe sie ordnungsgemäß übergeben und bin dann hierher nach Falmouth gefahren. Wie schon damals, was, Thomas?«
    »Aye.« Herrick erhob sich und stellte das Weinglas nachdrücklich auf den Tisch. »Aber heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir wollen ihn gebührend feiern. Ich bin froh, daß wir zu Fuß zur Kirche gehen.« Offen sah er Bolitho in die Augen. »Belinda ist zu beneiden. Und du auch.«
    Allday trat ein und brachte ihre Hüte. In der neuen Jacke mit Goldknöpfen und den Nanking-Breeches sah er sehr schmuck aus und erinnerte in nichts mehr an den wilden Enterer auf dem Achterdeck des französischen Flaggschiffs.
    »Sie bekommen Besuch, Sir.«
    Herrick stöhnte auf. »Schick ihn oder sie zum Teufel, Allday. Dies ist wirklich nicht der rechte Zeitpunkt für Besuche.«
    Eine hohe schlanke Gestalt schob sich durch die Tür und verbeugte sich formell.
    »Bei allem Respekt, Sir, aber kein Admiral kann ohne seinen Adjutanten vor den Traualtar treten.«
    Bolitho eilte durchs Zimmer und packte Brownes beide Hände.
    »Oliver! Welche Freude!«
    Browne lächelte zurückhaltend. »Und eine lange Geschichte, Sir. Unser Boot wurde von einem amerikanischen Handelsschiff gesichtet. Es nahm uns an Bord, wollte aber leider unseretwegen keinen Nothafen anlaufen, sondern setzte uns erst in Marokko an Land.« Er hielt inne und studierte Bolithos Gesicht. »Wohin ich auch kam, überall wurde von Ihrem großen Sieg gesprochen. Aber ich hatte Sie ja gewarnt: Die Admiralität sieht Beauchamps Pläne und ihren Vollstrecker mit ganz anderen Augen an.« Er musterte Herricks neue Epauletten und fügte hinzu: »Einer hat immerhin den verdienten Lohn erhalten, Sir.«
    »Junger Mann, Sie sind zur rechten Zeit gekommen«, sagte Herrick.
    Browne trat zurück und ließ Bolitho den Vortritt. Der warf vor der Tür einen Blick in die Runde. Seine Hochzeit sollte ohne viel Aufhebens und ganz intim vonstatten gehen, aber trotzdem schien das ganze Gesinde, sein Steward Ferguson eingeschlossen, ihm schon zur Kirche vorausgeeilt zu sein.
    Leise sagte er zu Browne: »Ihre gesunde Heimkehr, Oliver, freut mich mehr, als ich Ihnen sagen kann. Es ist, als sei mir eine Last von den Schultern genommen.« Damit winkte er seine drei Freunde heran. »Und jetzt wollen wir gemeinsam hinuntergehen.«
    Als sie auf dem Dorfplatz ankamen und den Weg zur alten Kirche einschlugen, sah Bolitho zu seiner Überraschung, daß sie von einer Menge städtisch gekleideter Zuschauer erwartet wurden.
    Während die drei Marineoffiziere mit einem vergnügten Allday auf den Fersen die Kirchentreppe erklommen, begannen einige in der Menge zujubeln und ihre Hüte zu schwenken; ein Mann, dem man den ehemaligen Matrosen ansah, rief durch die hohlen Hände: »Viel Glück! Ein Hoch auf unseren Dick!«
    »Was ist bloß los, Thomas?«
    Ungerührt zuckte Herrick die
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