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Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
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sie: »Hier ist niemand mehr .«
    »Okay«, brüllte ich zurück.
»Nimm dein Messer und kappe das Tau. Dann warte achtern, bis ich dir sage, daß du
den Hecktampen losmachen sollst .«
    Plötzlich durchstach ein
Scheinwerfer die Dunkelheit. Er suchte noch weit weg von uns, schwenkte ständig
näher. Ich drehte mich um, damit ich nicht geblendet würde. Dann war plötzlich
alles taghell. Von einer Sekunde auf die andere hatte der Strahl rund um mich
herum alles erleuchtet, und ich fühlte mich nackt, wie immer, wenn man im
Zentrum eines Lichtstrahls gefangen wird.
    Im Grunde genommen war ich
dankbar dafür, denn jetzt sah ich, daß ein Trupp Soldaten den Kai entlanggerannt
kam, direkt auf unseren Anlegeplatz zu.
    Ich war kaum auf das
Patrouillenboot hinübergeklettert, als die Maschinen mit sonorem Ton anliefen.
    »Andy !« schrie Tess wild, »dort, achtern!«
    Ich legte die Hände an die
Augen, um sie gegen das helle Licht zu schützen, und blickte zurück.
    Eine Motorbarkasse kam in
rasender Fahrt direkt auf uns zu. Ich konnte die schwarzen Umrisse einiger
Männer ausmachen, die hinter einem Zwillings-MG hockten.
    Die Barkasse war nur noch
wenige Meter von uns entfernt. Wir wurden aufgefordert, uns zu identifizieren.
    »Kommandeur Lu Tsin «, schrie ich zurück und machte gleichzeitig eine
Stange Dynamit fertig. Die anderen Stimmen verlangten mehr Details, als ich
liefern konnte, also warf ich statt dessen meine
Dynamitbotschaft hinüber.
    Das Ding landete zwischen
Kommandobrücke und Bug der Barkasse. Ich warf mich flach zu Boden. Einen
Augenblick später blendete mich die Stichflamme der Explosion, und die
Druckwelle marterte mein Trommelfell.
    Vorsichtig richtete ich mich
wieder auf, schnappte mir die Breda und riskierte einen Blick. Nur fünf Meter
entfernt rauschte die lichterloh brennende Barkasse an uns vorbei. Von dem
Zwillings-MG war nicht viel übriggeblieben, auch die Brücke konnte ich nicht
mehr entdecken.
    Sofort war ich auf den Beinen
und rannte nach vorn. Ich kam gerade noch recht, um eine Garbe aus meiner Breda
in die anstürmenden Soldaten zu feuern. Es war, als hätte sie eine übermächtige
Faust getroffen. Wer unverletzt blieb, hetzte in panischer Angst zurück.
    »Achtung! Hecktau los !« rief ich Tess zu. Gleichzeitig stellte ich den
Maschinentelegraph auf langsame Fahrt voraus.
    »Tau ist los !« schrie Tess.
    Mit der Breda gemeinsam stand
ich am Ruder und steuerte hart backbord.
    Das Boot nahm Fahrt auf. Der Scheinwerfer,
der uns bislang als Festbeleuchtung diente, blieb anhänglich bei uns.
    »Nimm die Breda«, bat ich Tess,
die neben mir auftauchte. »Wenn man uns beschießt, revanchiere dich .« Tess nickte.
    Ich drückte den rechten
Telegraph auf »Halbe Kraft voraus« und den linken auf »Volle Kraft zurück«, und
im nächsten Augenblick reagierten die Maschinen; Charlie mußte da unten wie ein
Irrer von einer zur anderen springen. In engem Bogen wendete das Boot, und ich
hörte den Abschuß eines schweren Kalibers irgendwo in
der Nähe des Scheinwerfers. Instinktiv duckte ich mich, als die Granate über
unsere Köpfe pfiff und hundert Meter voraus einen Wasserwall hochjagte.
    Der kürzeste Weg ist der beste,
sagte ich mir und stellte beide Telegraphen auf »Volle Kraft voraus«. Ich
klemmte das Ruder zwischen die Knie, brannte die Zündschnur der zweiten
Dynamitpatrone an und warf sie auf die Dschunke. Mit einem Schrei warnte ich
Tess, duckte mich und spürte die Planken unter mir vibrieren, als die Maschinen
ihr Letztes hergaben.
    Wir waren schon hundert Meter
stromabwärts gekommen, ehe die Dschunke in die Luft flog. Auch jetzt noch fegte
mich die Druckwelle zu Boden. Wieder auf den Beinen, sah ich zurück: Ein
Flammenvorhang wirbelte zwanzig Meter hoch, fotogener als ein Silvesterfeuerwerk.
Das restliche Dynamit aus meinem Privatarsenal mußte mit hochgegangen sein. Von
hier draußen sah es aus, als sei nicht nur die Dschunke, sondern auch ein
Großteil des Piers ausradiert.
    Der Scheinwerfer schwankte,
schwenkte dann zurück zu dem nun leeren Liegeplatz der Dschunke. Ich
konzentrierte mich lieber auf die Hafeneinfahrt voraus, die rasend schnell
näher kam. Ein kleines Motorboot mit zwei Mann Besatzung löste sich aus dem
Schatten und gewann an Tempo. Die beiden Männer schrien und gestikulierten wie
besessen, aber Tess antwortete mit einem Feuerstoß, und sie kippten ins Wasser.
Unsere Bugwelle wischte sie nach achtern.
    »Du unartiges Kind«, sagte ich
streng. »Die Hafenordnung
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