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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition)
Autoren: Astrid Rosenfeld
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beide immer gewusst. Ich trinke auf Dich. Auf die Liebe. Und auf Hugo Asbach. Denn heute, mein lieber Adam, ist sein Geburtstag.
    Edda Klingmann
    Ich schlief ein, neben Eddas Brief, den Steinen und der Jacke meines Großvaters.
    Am nächsten Tag warteten wir auf Rafal.
    Menden beschwor uns immer wieder, uns keine Sorgen um ihn zu machen, denn durch seine Anstellung beim Judenrat sei er sicher. Wir sollten auch ohne ihn die Flucht antreten. Frau Blemmer trug ein irres Lächeln auf den Lippen. Es versetzte mich in Unruhe. Und ich wünschte mir inständig, wieder ein paar hebräische Flüche zu hören.
    Die Stimme des Professors, Mámes ungewohntes Schweigen und die Geräusche der Umsiedlung zerrten an meinen Nerven.
    Laut wunderte ich mich, wo der Polizist blieb.
    »Er wird sicher gleich hier sein«, antwortete Menden ein ums andere Mal.
    Um Mitternacht hörte ich auf zu warten, der Professor auf zu reden, und Frau Blemmer marschierte lächelnd ins Bett.
    Auch am zweiten Tag horchten wir vergeblich auf Rafals Schritte. Die Steine blieben vorerst mein Geheimnis.
    Endlich, am dritten Tag, tauchte Rafal auf.
    Sein Porzellanteint hatte Risse bekommen, und sein sportlicher Gang war einem Schleppen gewichen. Er sackte auf Mendens Bettkante zusammen, aber ich ignorierte seine offensichtlich schlechte Verfassung.
    »Haben Sie Kontakt zu Abraham aufgenommen?«
    Statt einer Antwort senkte er den Kopf.
    »Und?«
    Stille. Frau Blemmers irres Lächeln wurde zu einem nicht minder wahnsinnigen Lachen.
    »Und? Rafal? Was hat er gesagt?« Ich schrie, um Ruth zu übertönen.
    »Es geht nicht«, flüsterte Rafal.
    Stille.
    »Was meinen Sie damit, es geht nicht?«
    »Sie werden beide hierbleiben müssen.«
    »Ist es das Geld?« Ich zog Eddas Vermächtnis aus meiner Hosentasche und hielt dem Polizisten die Steine unter die Nase. »Hier, die müssten doch reichen.«
    Alle drei starrten auf die sieben Daumen, die in meiner Hand funkelten. Stille.
    »Es ist nicht das Geld«, sagte Rafal und fiel noch ein bisschen mehr in sich zusammen.
    »Was dann?«
    »Es gibt keinen Ort, an den Sie hinkönnten.«
    Der Professor sah weg, Frau Blemmer ging zum Fenster, und ich konnte nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Ich dachte an Abrahams geräumiges Quartier, ich dachte an seine Worte, zur Not würde er seine Máme auch unter dem Bett verstecken.
    »Was ist, wenn Frau Blemmer alleine geht?«
    »Adam, lassen Sie es gut sein«, sagte sie.
    »Aber…«
    »Adam, hören Sie auf.« Etwas Bedrohliches schwang in ihrer Stimme.
    »Aber was erwartet Abraham von mir… Was ist mit Anna? Was wird aus ihr, wenn wir…?«
    »Sie bleiben bei Frau Blemmer, und Abraham wird sich weiterhin um Anna kümmern, auch wenn Sie… Also wenn Sie in den Osten reisen.«
    »Er lässt es zu, dass seine eigene Mutter…«
    »Ich bin nur der Bote«, fiel der Polizist mir ins Wort. »Ich bin nur der Bote.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, obwohl ich nichts verstand.
    Ruth wandte sich vom Fenster ab. »Und wann reisen wir in den Osten, Rafal? Wann bringen Sie Adam und mich zum Zug?«
    »Ich weiß es nicht. Bald, nehme ich an.« Rafal wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Wenn ich könnte, ich würde… Ich bin nur der Bote.« Er weinte bitterlich, und wir ließen ihn weinen.
    »Sie können etwas tun«, sagte ich, als das Schluchzen leiser wurde. Ich hielt ihm die Steine hin. »Kaufen Sie uns Zeit, ein bisschen Zeit.«
    Sein Blick wanderte von den Diamanten aufwärts zu meinen Augen.
    »Wie lange? Wie viele Tage bekomme ich dafür?«
    »Vielleicht drei Wochen, vielleicht ein bisschen mehr.«
    Ich drückte ihm die kühlen Steine in die Hand, und er steckte sie in seine Hosentasche.
    Rafal erhob sich. »Dann geh ich jetzt mal«, sagte er, und es klang fast wie eine Bitte. Als niemand antwortete, schleppte er sich zur Tür.
    Wir drei waren allein. Der Professor zauberte eine Flasche hervor, in der ein wenig goldener Schnaps schwappte.
    »Für drei kleine Gläschen wird es reichen. Frau Blemmer, zur Feier des Tages?«
    »Gerne, Professor«, sagte sie, und endlich hörte sie auf zu grinsen. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und tätschelte sie unbeholfen. »Adam, Sie hätten es mir nicht geglaubt, nicht wahr? Ich kenne meinen Sohn.«
    »Aber…«
    »Sehen Sie, es ist eine Sache, Geld hier hereinschmuggeln zu lassen…«
    »Er hat gesagt, zur Not würde er Sie unter seinem Bett verstecken.«
    »Schauen Sie mich an, Adam. Ich bin ein Risiko.«
    »Aber…«
    Frau Blemmer
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