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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt
Autoren: Nicole Balschun
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und ruf einen Arzt an. Ich
begriff, dass die Wiegen bald besetzt sein würden, und raste die Treppe nach
unten. Orientierungslos stand ich in der Küche und es dauerte ewig, bis das
Wasser endlich kochte, weil ich vor Aufregung den Gasherd nicht zum Brennen
brachte.
    Als ich wieder nach oben kam, lag
Elisabet in ihrem Zimmer auf einer Matratze, die Bo geholt hatte, die Beine
hatte sie angewinkelt wie ein Käfer und sie trug eine alte Stallhose von Bo.
Elisabet entgleiste das Gesicht, sie stöhnte und ächzte und rief nach Leo und
verfluchte ihn.
    Sie schrie und schwitzte und Bo hielt
ihre Hand und drückte auf ihren Bauch. Bald hast du es geschafft, sagte er und
strich ihr mit einem kühlen Lappen über die Stirn und Elisabet sagte, Scheiße,
Scheiße, Scheiße. Du musst hineinatmen in die Wehen, sagte ich, denn das kannte
ich aus dem Fernsehen, und sie schrie, halt die Klappe, Ada, und ich fragte
sie, sind das Wehen, und da schmiss sie mich hinaus.
    Bo schickte mich nach unten, ich
sollte in der Hofeinfahrt auf den Arzt warten, und ich war froh, dass ich mir
das nicht länger ansehen musste. Ich wartete lange und hörte Elisabet bis nach
draußen schreien und da fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, den Arzt
anzurufen, und ich raste zum Telefon. Als ich auflegte, hörte ich Bo nach mir rufen.
    Ada, schnell, und ich stürzte die
Treppe nach oben. Es war ganz still im Zimmer und als ich die Tür öffnete,
bewegte sich Elisabet nicht und ich hörte mein Herz rasen und Bo weinte. In
seinen Armen hielt er zwei winzige rosa Menschen, die aussahen wie Ferkel und
die borstige Haare auf den Köpfchen hatten wie Siegfried.
    Sie hatten die Augen geschlossen und
ihre winzigen Händchen hielten sie zu Fäusten geballt und streckten sie in die
Luft, wo sie sich so sanft bewegten wie Grashalme. Elisabet sagte leise, Ada,
darf ich vorstellen, das sind Malla und Bo, und Bo weinte noch mehr, und ich
legte mich zu Elisabet und sagte, du hast zwei Wunder vollbracht, und Bo legte
die Kinder zwischen uns und sagte, ich brauche einen Schnaps.
    Wo bleibt nur der Arzt, sagte Elisabet
und in dem Augenblick klingelte es an der Haustür und ich hörte, wie Bo
öffnete. Ich habe ihn spät angerufen, weil ich doch wusste, was für eine tolle
Hebamme Bo ist, sagte ich und Elisabet lächelte matt und sagte, du bist mir
eine tolle Geburtshelferin.
    Ich werde ihnen ein umso besserer
Vater sein, flüsterte ich und sie weinte vor Erschöpfung und sagte, ich habe
mehr, als ich mir je gewünscht habe, ich habe dich und Bo, und ich sah sie
erstaunt an. Vielleicht hatte ich ja doch einen Zeugen.
    Der Arzt wog die Kinder und stellte
die Papiere aus. Er untersuchte Elisabet und gratulierte Bo zu der sauberen
Geburt, wie er es nannte. War keine Kunst, sagte Bo, das geht bei den Schweinen
nicht anders, da kommen sogar noch mehr raus. Nur die Kühe, die werfen im
Stehen.
    Er zwinkerte mir zu und der Arzt
schüttelte ihm verlegen die Hand. Kommen Sie morgen ins Krankenhaus zur
Neugeborenenuntersuchung, sagte er und Bo sagte, wollen Sie einen Schnaps.
    Als ich nach einer Stunde in die Küche
kam, saß dort Bo am Küchentisch und vor ihm lag die leere Flasche. Es war
dunkel und er hatte kein Licht gemacht. Ich zündete eine Kerze an und
streichelte seinen Kopf und Bo sagte mit schwerer Zunge, so etwas Schreckliches
habe ich noch nie erlebt.
    Ich legte meinen Kopf auf seinen und
sagte, du bist eine tolle Hebamme, und Bo sagte, als die Kinder plötzlich in
meinen Händen lagen, eines nach dem anderen, das war ganz unbeschreiblich.
    Waren sie glitschig, fragte ich und Bo
überhörte das und sagte, sie grunzten ein wenig und öffneten ihre winzigen
Augen und dann sahen sie mich und fingen an zu schreien. Er lächelte und ich
streichelte seinen Kopf noch immer.
    Zwei kleine Ferkelchen, alles dran,
perfekte rosa Füßchen, die bald durch die Kuhfladen strumpeln werden, sagte Bo
matt, dann sank sein Kopf auf die Tischplatte und er flüsterte, und einer heißt
Bo. Er fing leise an zu schnarchen und ich konnte ihn nicht mehr fragen, ob sie
komisch rochen, als sie herauskamen.
    Ich legte ihm ein Kissen unter sein
Gesicht und eine Wolldecke um die Schultern und ganz leise setzte ich mich zu
ihm an den Tisch und sah ihn an. Er bewegte sich nicht und sein Haar fiel ihm
in die Stirn. Seine großen Hände lagen vor seinem Gesicht auf der Tischplatte
und sein Atem ging in gleichmäßigen Zügen. Wie schön du doch bist, dachte ich,
und ich flüsterte, wie sehr ich dich
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