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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt
Autoren: Hiltrud Leenders
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den Becher und stellte ihn möglichst weit von sich weg.
    »Ist dir was über die Leber gelaufen?«, erkundigte sich Heinrichs freundlich.
    »Deine gute Laune.«
    »Ach ja?« Heinrichs schnappte sofort ein. »Und mir geht dein ewig langes Gesicht auf die Nerven!«
    »Du hast gut lachen. Dir kann der ganze Laden hier ja auch am Arsch vorbeigehen.«
    »Und das gönnst du mir nicht oder wie soll ich das verstehen? Findest du nicht, ich hab mir lange genug die Hacken abgerannt und meinen Kopf hingehalten, he? Und gesundheitlich ...«
    »Komm, lass gut sein«, versuchte van Appeldorn ihn zu beschwichtigen.
    »Ich denke gar nicht dran. Ich will dir sagen, wie es wirklich aussieht, damit du dir erst gar keine falschen Vorstellungen machst.« Heinrichs legte beide Hände auf den Schreibtisch und beugte sich nach vorn. »Meine Frau muss auf eine volle Stelle gehen, damit wir über die Runden kommen. Das heißt im Klartext, ich spiele den Hausmann, und ich sag dir, bei unseren Fünfen ist das wahrhaftig kein Pappenstiel. Ach ja, und eh ich’s vergesse, am Wochenende werde ich wohl bei einem Wachdienst jobben müssen, sonst wird es nämlich verdammt eng.«
    »Ich weiß ja, Walter. Tut mir Leid, ich hab’s nicht so gemeint, ehrlich.« Van Appeldorn schaltete den PC ein und fuhr das Programm hoch. »Ist die Chefin schon da?«
    Heinrichs antwortete nicht, brummelte nur gekränkt vor sich hin. So war er immer gewesen, schnell eingeschnappt, aber meist auch genauso schnell wieder versöhnt.
    Van Appeldorn grinste schief und streckte die Hand aus. »Freundschaft?«
    »Na gut.« Heinrichs musste nur noch einmal schlucken. »Ja, die Chefin war schon hier. Ich soll sie anrufen, wenn du da bist, wegen der Teamsitzung.«
    »Ich höre immer Teamsitzung.« Van Appeldorn lachte freudlos. »Siehst du hier irgendwo ein Team?«
    »Die wird sich schon was einfallen lassen«, meinte Heinrichs unbehaglich.
    »Das fürchte ich auch.«

    Charlotte Meinhard ließ nicht lange auf sich warten. Kühl elegant, wie immer von einem dezenten Duft umgeben, betrat sie das Büro. »Guten Morgen, meine Herren. Darf ich Platz nehmen?«
    Heinrichs sprang sofort auf und rückte einen Stuhl zurecht.
    Sie lächelte anmutig und setzte sich. »Gleich zu Anfang zwei gute Nachrichten«, begann sie. »Erstens, wir werden endlich einen neuen Mitarbeiter bekommen.«
    »Wann?«, unterbrach van Appeldorn sie rüde, aber sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Sobald wie möglich, Herr van Appeldorn. Vermutlich in drei bis vier Wochen. Er wird zunächst als Vertretung für Frau Steendijk kommen und ab dem 1.10. dann die Stelle von Herrn Heinrichs übernehmen. Ich kenne den Herrn schon seit längerem und habe mich ausdrücklich um ihn bemüht. Er ist studierter Informatiker und gelernter Polizist, also genau das, was wir brauchen. Sein Name ist Peter Cox und ich bin sicher, dass er ausgezeichnet ins Team passen wird. Das lag mir natürlich besonders am Herzen.«
    »Na wunderbar«, meinte Heinrichs.
    Die Meinhard lächelte wieder. »Und die zweite, wie ich hoffe, gute Nachricht ist für Sie, Herr Heinrichs: Ihre Kur ist bewilligt worden.«
    Van Appeldorn fiel die Kinnlade runter und Heinrichs zog verlegen die Schultern hoch, aber die Chefin war noch nicht fertig. »Außerdem habe ich Ihre restlichen Urlaubstage ausgerechnet. Am kommenden Mittwoch ist Ihr letzter Arbeitstag. Na, was sagen Sie dazu?«
    Van Appeldorn fuhr dazwischen: »Und wie, bitte schön, stellen Sie sich das vor, Frau Meinhard? Das K 1 als Ein-Mann-Betrieb?«
    »KK 11«, korrigierte sie ihn kalt.
    Van Appeldorn blieb die Luft weg.
    »Nu’ mach doch nich’ so ’n Bohei, Norbert«, tönte es fröhlich von der Tür her, »schließlich bin ich au’ noch da.«
    Van Appeldorn wandte nicht einmal den Kopf. »Träum weiter, Ackermann!«
    »Wie? Wat? Aber die Chefin sacht doch ...«
    »Nur über meine Leiche«, presste van Appeldorn zwischen den Zähnen hervor.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Jupp Ackermann vom Betrugsdezernat bei ihnen aushalf, aber van Appeldorn hatte immer schon jede engere Zusammenarbeit vermieden, wenn es irgend möglich war. Niederrheinische Philosophen mit einem Hang zum Frohsinn gingen ihm auf die Nerven und Ackermann war ein wahres Prachtexemplar dieser Spezies.
    »Die Sache ist längst entschieden.« Für Charlotte Meinhard war die Teamsitzung beendet.
    »Bis Herr Toppe zurück ist, wird Herr Ackermann in Ihrer Abteilung arbeiten. Zur Not kann jederzeit zusätzlich ein weiterer
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