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Achilles Verse

Achilles Verse

Titel: Achilles Verse
Autoren: Achim Achilles
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Trainingseinheiten zu variieren. Grundsätzlich gilt: lang und langsam und kurz und schnell. Insofern kann eine Dreiviertelstunde mit Tempoläufen, die nur von kurzen Pausen unterbrochen sind, ein hartes Stück Arbeit bedeuten. Auf keinen Fall gilt die Faustregel: Wer die meisten Wochenstunden läuft, absolviert das beste Training. Dazu später mehr.

Schockierendes Geständnis: Achim Achilles unterscheidet Läufer in zwei Kategorien. Typ A ruht in sich und ist mit wenig zufrieden, Typ B kennt seinen Trainingsplan besser als die Ehefrau. Achims bittere Erkenntnis: Er ist Typ AB.

    Es gibt zwei Sorten von Läufern. Typ A wackelt seit Jahren auf der immer gleichen Strecke im immer gleichen Tempo, ohne viel Schwitzen, aber mit sehr viel Reden. Er, und vor allem sie, betrachtet Laufen als geselliges Kreislaufprogramm. Typ A verspürt keinerlei Ehrgeiz, schätzt aber frische Luft und das gute Gefühl, den Körper außerhalb geschlossener Räume zu spüren. Millionenfach bewegen sich A-Typen am Wochenende rudelweise in Deutschlands Grüngürteln. Beneidenswert. Diese Läufer ruhen in sich. Uhren tragen sie selten, Pulsmesser schon gar nicht. Zeit ist ihnen egal, Wettbewerb macht ihnen Angst. Selbst hochwertige kostenlose Trainingspläne ignorieren sie.
    Typ B läuft exakt gegenteilig. Jeder Schritt wird protokolliert, jeder Atemzug analysiert und abgeglichen mit der gestrigen Leistung. Typ B schlüpft in die Laufschuhe, um sein Restleben zu kompensieren. Im Job, in der Partnerschaft, überall herrscht Stillstand. Nur auf der Zehn-Kilometer-Strecke ist noch Luft nach oben. Verbessert Typ B seine Bestzeit um fünf Sekunden, dann fühlt er sich tagelang wie ein Olympiasieger. Bleibt er allerdings
eine Zehntelsekunde darunter, ist die Laune auf Wochen ruiniert. Während Typ A sich zu fröhlicher Ambitionslosigkeit bekennt, ist Typ B zerfressen von Ehrgeiz. Jeden anderen Läufer betrachtet er als Feind.
    Die schlimmsten allerdings sind die AB-Typen. Und zu genau so einem habe ich mich in fünf Jahren aufopferungsvoller Lauferei entwickelt. Nichts fühlte sich schöner an als eine gute Zeit, nichts erschien mir zugleich peinlicher, als Sekundenhunger zuzugeben. Ich trainierte nach Plänen, zumindest die Teile, die mir sinnvoll erschienen – kontrolliert wird ja eh nicht. Wellness-Laufen ist eine prima Idee, aber völlig realitätsfremd. Soll ich zusehen, wie Kuddel immer schneller wird, während mir die 1000 Meter immer länger vorkommen?
    Andererseits: Sollte ich jeden Trainingsabend im Mommsenstadion den Laufkrieg gegen Kuddel anzetteln? Warum eigentlich nicht? Der AB-Läufer ist ein einziger permanenter Widerspruch und zerfrisst sich mit den Jahren von innen: »Zeiten sind mir völlig egal«, sagt der Hybrid, aber er meint: »Nichts ist mir wichtiger als ein Erfolg. Aber ich traue mich nicht, es zuzugeben. Ich könnte ja an meinen großen Zielen scheitern – und dann lachen alle über mich, vor allem die vielen anderen Bs.«
    Es war im Frühjahr, als Klemmbrett-Karraß mal wieder mit mir schimpfte. »Entscheide dich endlich, was du willst«, grollte der Coach, »richtig laufen oder spielen.« Wir hatten diese Debatte in den vergangenen fünf Jahren praktisch wöchentlich. Und immer hatte ich mich entwunden. Diesmal sagte ich: »Na gut, diese Saison mal richtig …« Klemmbrett guckte: »Ernst?« Ich antwortete: »Ernst.« Auch wenn ich es drei Sekunden später schon wieder bereute.
    Drei Monate später kann ich mein Glück nicht fassen: Bestzeiten beim Laufen, beim Triathlon, aber ohne härter als sonst trainiert zu haben. Nach fünf Jahren mit allerlei verschiedenen Trainingsplänen steht fest: Die Möglichkeit, fast jeden Tag mit anderen Verrückten zu laufen plus permanenter Online-Steuerung vom
Trainer funktioniert, für mich jedenfalls, am besten. Der Rest geht aber auch.

    Platz 1: Jens Karraß und JKRunning – Nicht ganz billig, aber effektiv
    Wie geht das? Der Athlet gibt jede Woche an, an welchen Tagen er wie lange trainieren möchte. Urlaub, Dienstreise, Verletzung, Elternabend – alles wird berücksichtigt. Fragen werden beantwortet, Zweifel zerstreut. In drei Städten (Berlin, München, Cottbus) Möglichkeit zum Bahntraining. An jedem größeren Lauf in Deutschland nimmt eine JK-Gruppe teil.
    Vorteil: Die individuelle Trainingsplanung entspricht den Bedürfnissen des gestressten Multitasking-Menschen. Surreale Ziele (Marathon in drei Monaten) werden mit der Realität in Einklang gebracht.
    Nachteil: Keine
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