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Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2

Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2

Titel: Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2
Autoren: Kerstin Gier
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Grenzen.«
    »Ein interessantes Experiment«, sage ich.
    »Es müssen nicht immer die Malediven sein, weißt du«, sagt Hanna, und Verachtung schwingt in ihrer Stimme mit. Ich kann mir nicht helfen, aber es schmeichelt mir, dass Hanna denkt, dass wir auf die Malediven zu reisen pflegen. Deshalb korrigiere ich sie nicht.
    Als wir zu Hause in der Einfahrt parken, schauen Hanna und Chris perplex Franks Kombi an, der dort ebenfalls parkt.
    »Habt ihr noch mehr Besuch?«, fragt Chris.
    »Nein, das ist das Auto von meinem Mann«, sage ich.
    »Wie bitte?«, ruft Hanna, und das Baby hört vor Schreck auf zu trinken. »Ihr habt zwei Autos? Für einen Dreipersonenhaushalt?«
    »Ja«, sage ich. »Weil Frank jeden Morgen fünfunddreißig Kilometer mit dem Auto zur Arbeit fahren muss, und ich …« Ich verstumme. Eigentlich könnte Frank die fünfunddreißig Kilometer ja mit dem Fahrrad fahren. Er hat eine deutlich bessere Kondition als ich.
    »Mein Gott«, sagt Chris erschüttert.
    Frank kommt aus dem Haus und hilft uns mit dem Gepäck. »Hattet ihr eine gute Fahrt?«, erkundigt er sich höflich.
    »Ja«, sagt Chris.
    »Wir hatten nur kein gutes Gefühl dabei«, sagt Hanna.
    »Ja, das kenne ich«, sagt Frank und sieht mich liebevoll an. »Sie schaltet immer ein wenig ruckartig, besonders am Berg.«
    »Ich meinte mehr in ökologisch-ideologischer Hinsicht«, sagt Hanna und wuchtet sich das Baby auf die Hüfte.
    Frank runzelt die Stirn und sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern.
    »Das ist also euer trautes Heim«, sagt Chris.
    »Ja«, sage ich und verkneife mir nur mit Mühe ein: »Hübsch, nicht?«. Wir sind nämlich so unheimlich stolz auf unser Haus, dass wir ihm sogar einen Namen gegeben haben. Es heißt Lotte.
    Chris schüttelt aber nur den Kopf über Lotte. »Tonziegel, keine Solarzellen … - Jetzt sagt nur noch, es ist mit Glaswolle gedämmt!«
    »Ich brauche eine Dusche«, sagt Hanna.
    »Ja, den Eindruck habe ich auch«, sagt Frank. Ich stoße ihn die Rippen, aber weder Chris noch Hanna haben ihn gehört. Sie haben nämlich gerade die beschnittenen Buchsbaumkugeln entdeckt und sind entsetzt.
    »Was für eine Vergewaltigung natürlicher Wuchsfreudigkeit«, sagt Hanna.
    »Wer von den beiden ist denn der Mann, in den du beinahe mal verliebt warst?«, fragt Frank leise, als wir unseren Besuch ins Haus hineinlotsen.
    »Haha, sehr witzig«, sage ich.
    »Ich meine es ernst«, sagt Frank. »Sie sehen absolut identisch aus, riechen wie ein Schafsbock, und keiner von beiden hat einen Busen. Außerdem finde ich sie reichlich unhöflich.«
    »Aber wir sind gute Gastgeber«, sage ich.
    »Selbstredend«, sagt Frank.
    Während Hanna duscht, ich das Baby herumtrage und Frank den Salat zubereitet, den er zuvor im Garten gepflückt hat, äußert Chris sein Entsetzen darüber, dass Lottes Wände offensichtlich nicht mit atmungsaktivem Quark-Putz gestrichen sind. Und dass der Kachelofen mit Holz beheizt wird. Und dass unser Sohn Plastikspielzeug besitzt.
    »Tss, tss, Kerstin«, sagt Chris und hält angewidert ein Playmobilfeuerwehrmännlein in die Höhe. »Das hätte ich von dir niemals gedacht.«
    Ich schäme mich ganz fürchterlich. »Das sind alles Geschenke von meinen Schwiegereltern«, stottere ich.
    Frank zieht amüsiert die Augenbrauen hoch, während er die Garnelen fürs Abendessen unter fließendem Wasser abspült.
    »Ich hoffe doch sehr, dass dieses sinnlos vergeudete Wasser irgendwo aufgefangen wird«, sagt Chris.
    »Natürlich!« Ich gucke Frank böse an. Wie oft habe ichihm schon gesagt, dass er das Wasser nicht so sinnlos vergeuden und einfach in den Abfluss spülen soll!
    »Erzähl uns doch mal was von deinem Haus«, sagt Frank zu Chris.
    Das tut Chris gern. Wir erfahren, dass er und Hanna in einem igluförmigen Rundbau leben, der komplett mit Gras bewachsen ist und allein mit Solarenergie versorgt wird.
    »Wie du es dir früher immer erträumt hast?«, frage ich.
    »Wie bei den Teletubbies?«, fragt Frank.
    Chris kennt die Teletubbies nicht, weil er und Hanna keinen Fernseher besitzen. Er sagt, dass es sieben Jahre gedauert hat, die Genehmigung für den Teletubbiebau (für den Chris, nebenbei bemerkt, ein Patent angemeldet hat) zu erhalten und überdies drei Prozesse vor dem Verwaltungsgericht.
    »Aber es hat sich gelohnt«, sagt er. »Wir können jeden Abend mit einem guten Gewissen einschlafen, weil wir mit unserem Wohnstil Mutter Erde nicht belasten, eher im Gegenteil.« Dann muss er mal auf die Toilette, und
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