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Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2

Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2

Titel: Ach, wär ich nur zu Hause geblieben - Band 2
Autoren: Kerstin Gier
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Frank nutzt die Gelegenheit, mir mitzuteilen, dass er Chris und Hanna für total bekloppt hält.
    Ich widerspreche ihm nur schwach. Ich fürchte, die nächsten drei Tage werden sich sehr in die Länge ziehen.
    Als Chris zurückkommt, ist er bleich vor Entsetzen, weil er – ganz richtig – vermutet, dass unsere Fäkalien in den Kanal gespült werden.
    »Was für eine Verschwendung von Biomasse«, sagt er.
    Frank lässt ein merkwürdiges Glucksen hören. »Aber nein!«, sagt er. »Wo denkst du denn hin, Chris? Natürlich fischen wir die Häufchen heraus und düngen damit unserHochbeet.« Er hält Chris ein paar Salatblätter unter die Nase. »Meinst du, die werden von Mutter Erde allein so grün und knackig?« Wieder gluckst er so komisch. Offenbar amüsiert er sich.
    Aber da ist er hier der Einzige.
    Hanna kommt in meinem Bademantel die Treppe hinunter und nimmt mir das Baby ab. »Es ist furchtbar«, sagt sie zu Chris. »Unser Bett steht direkt neben dem Computer. Und sie haben wireless LAN .«
    »Oh nein!«, sagt Chris. Zu uns sagt er: »Hanna ist sehr empfindlich gegen Elektrosmog. Aber es wird schon gehen. Wir müssen heute Nacht nur den Hauptsicherungsschalter umlegen und gut lüften.«
    »Wie bitte?«, sagt Frank.
    »Wenn die Hauptsicherung ausgeschaltet ist, ist das ganze Haus stromfrei und somit auch smogfrei«, erklärt Chris.
    »Und wie sollen dann Kühlschrank und Tiefkühltruhe funktionieren?«, fragt Frank.
    »Gar nicht«, sagt Hanna. »Das sind sowieso schlimme FCKW-Sünder! Ich muss mich echt wundern, dass ihr noch keine chronischen Krankheiten in diesem schrecklichen Haus bekommen habt.«
    »Das sind auch keine Kaseinfarben«, sagt Chris und zeigt auf unsere pinkfarbene Küchenwand.
    »Habe ich mir gedacht«, sagt Hanna. »Die Betten sind mit Microfaser überzogen, und sie benutzen Elmex !«
    »Wollt ihr mal einen Kleiderbügel sehen, in den eine Spinne gebissen hat?«, frage ich leise. Ein armseliger Ablenkungsversuch, der ungehört verklingt.
    »Sie essen Pacific-Garnelen«, sagt Chris. »Ihre Fenster sind lackiert ! Und das Allerschlimmste: Sie haben einen WC-Frischestein.«
    »Der ist b-b-biologisch abbaubar«, stammele ich.
    »Du hättest dich vorher besser erkundigen sollen«, sagt Hanna zu Chris. »Jetzt sitzen wir hier im Schlamassel.«
    »Ich dachte eben, das sei alles selbstverständlich«, sagt Chris und sieht mich bekümmert an.
    Das Baby fängt an zu heulen. Ich würde am liebsten auch heulen. Noch nie haben sich Gäste bei uns nicht wohl gefühlt.
    »Der Wein ist aber aus ökologisch-kontrolliertem Anbau«, sagt Frank, hält die Flasche hoch und gluckst dabei wieder so komisch. »Wie wäre es denn mit einem Gläschen zur Entspannung?«
    »Dank Leuten wie euch wird gutes Trinkwasser bald teurer sein als jeder Wein«, sagt Chris. »Außerdem trinken wir keinen Alkohol.«
    Jetzt kann ich meine Tränen kaum mehr zurückhalten. Wenn ich meine Gäste nicht mal betrunken machen kann, sehe ich keine Chance, den Abend noch zu retten.
    Hanna greift sich an die Schläfen. »Es fängt schon an«, sagt sie.
    Oh, mein Gott. Sicher steht sie genau im Strahlungskreuz von Kühlschrank, Radio und Springbrunnenpumpe und erleidet gleich einen Überladungsschock.
    Frank greift zum Telefonhörer.
    »Wen rufst du an?«, frage ich schniefend. Notarzt oder Elektriker?
    »Ich rufe ein Taxi, das unseren Besuch zurück zum Bahnhofbringt«, sagt mein Mann. »Wir wollen doch nicht, dass sie hier krank werden.«
    »Aber unser Zug fährt erst übermorgen«, sagt Chris.
    »Und ich bin schon im Bademantel«, sagt Hanna. Gut, dass sie nicht weiß, dass der Bademantel zu fünfundzwanzig Prozent aus Polyester ist.
    »Der Sparpreis gilt auch nur für den Zug um zehn Uhr dreißig«, sagt Chris. »Wenn wir einen anderen nehmen, müssen wir mindestens fünfzig Euro draufzahlen!«
    »Das sollte euch eure Gesundheit aber wert sein«, sagt Frank. »Ja, hallo, ich hätte gern ein Taxi in die Eulenstraße. Wenn es geht, eins von Ihren rapsölbetriebenen Fahrzeugen.«
    Mir steht vor Staunen der Mund auf, aber da bin ich nicht die Einzige.
    »Das ist doch wohl jetzt nicht dein Ernst«, sagt Chris. »Weißt du, wie viel so ein Taxi kostet? Und überhaupt – für die zwei Nächte wird es schon gehen.«
    »Ja, immerhin habt ihr ja keine Mikrowelle «, sagt Hanna.
    Frank tut so, als hätte er sie nicht gehört. »Dreißig Euro müsst ihr wohl hinblättern bis zum Hauptbahnhof«, sagt er und nennt dem Taxiunternehmen die Adresse. »Aber
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