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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition)
Autoren: Kwei Quartey
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Job ist.«
    »Und Sie sind sicher, dass er das hier machen würde?«
    »Wir sind gut befreundet, Inspector Dawson. Wenn ich ihn bitte, macht er es.«
    »Na gut. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie ihn erreicht haben. Danke, Wisdom.«
    Dawson musste dem Pumpwerk des Korle Lagoon Ecological Restoration Project, kurz KLERP, einen Besuch abstatten. Es befand sich am Westufer der oberen Lagune, genau gegenüber von Agbogbloshie. Man konnte nicht über Agbogbloshie und dessen verfluchte Kanäle sprechen, ohne auf das KLERP zu kommen. Seit gut zehn Jahren existierte das Pumpwerk und war untrennbar mit der Geschichte dieses Elendsviertels verbunden, das einfach nicht verschwinden wollte.
    Um Baidoo und den einzig verfügbaren der beiden Tata-Jeeps zu ergattern, die man der Mordkommission großzügig zuteilte, musste Dawson einen anderen Ermittler in den Polizeigriff nehmen. Andernfalls hätte er sich auf eine mehrstündige Wartezeit einstellen müssen.
    Auf der High Street herrschte dichter Verkehr. Während Baidoo sich mit bewundernswerter Geduld durch das Gedränge arbeitete, klingelte Dawsons Telefon. Ihm wurde flau im Magen, als er sah, dass die Anruferin Edith Kingston war.
    »Edith, wir geht es Ihnen?«, fragte er freundlich.
    »Sehr gut, danke, Dawson.« Ihre Stimme klang hell und klar, doch sie zögerte, und jedwede Hoffnung, die sich in Dawson geregt hatte, erlosch.
    »Keine guten Nachrichten, oder?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete sie traurig. »Es tut mir so leid. Sie haben den Antrag abgelehnt. Es heißt, Ihre finanzielle Lage wäre nicht dramatisch genug, um einen Kostenerlass zu rechtfertigen. Ich habe versucht, auf Hosiahs gesundheitliche Verfassung hinzuweisen und darauf, dass bald etwas geschehen muss. Ehrlich, ich habe geredet, bis Director Hanson schon böse auf mich wurde.«
    Dawson fühlte sich, als wäre ein zehnstöckiger Bau über ihm eingestürzt und hätte ihn zerquetscht. Er bekam keine Luft mehr, und für einen Moment wurde alles um ihn herum schwarz und er konnte nicht mehr sprechen.
    »Darko?«
    »Ja«, sagte er heiser. »Ich bin noch dran.«
    »Es tut mir wirklich schrecklich leid. Wenn Sie möchten, können Sie jederzeit einen neuen Antrag stellen, dann versuche ich es wieder.«
    »Vielen Dank, Edith. Danke für all Ihre Hilfe. Das war ausgesprochen nett von Ihnen.«
    Er steckte sein Handy wieder ein und starrte blind aus dem Fenster. Als sie am James Fort vorbei zur Cleland Road kamen, ließ der Verkehr nach. Agbogbloshie lag in der Ferne zu ihrer Rechten; der Strand war links zu sehen. Weiter vorn stieg eine dichte Staubwolke von Straßenbauarbeiten auf. Unterhalb dieses Straßenabschnittes, wo die Cleland zur Winneba-Brücke wurde, traf das Meer mit einer beachtlichen Brandung auf die Korle-Lagune, was bisweilen anmutete, als würden zwei Völker mit Gewalt zusammengeworfen. Dawson wandte das Gesicht zum Seitenfenster, damit Baidoo nicht sah, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
    Sie bogen nach rechts auf die Ring Road West. Nach einem knappen Kilometer fuhr Baidoo auf den Hof des KLERP, wo zwei kleine, eingeschossige Bürogebäude standen, von denen eines ein Wohncontainer war. Ein schwarzer Geländewagen mit getönten Scheiben verließ gerade den Hof.
    »Warten Sie auf mich«, sagte Dawson zu Baidoo und stieg aus.
    Die erbarmungslose Mittagssonne stand fast senkrecht über ihm, und der Asphalt war glühend heiß. Dawson ging die Stufen hinauf zum Wohncontainer und klopfte an die erste von mehreren Türen. Er hörte ein leises »Herein« und stieß die Tür auf. Das winzige Büro wurde mithilfe einer Turboklimaanlage auf arktische Temperaturen heruntergekühlt. An dem einzigen Schreibtisch im Raum saß eine rehäugige Frau mit knallrotem Lippenstift und einer teuer aussehenden Frisur.
    »Guten Morgen«, sagte Dawson.
    »Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
    Dawson stellte sich vor und nannte den Grund seines Besuchs.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte die Rehäugige. »Ich sehe nach, ob der Direktor zu sprechen ist.«
    Sie verließ den Raum. Dawson setzte sich auf einen der Stühle an der Seite, blickte sich um und tippte mit dem Fuß auf den hohl klingenden Boden. An einer Wand hingen Bilder der KLERP-Führungskräfte, von denen zwei Europäer waren.
    Die Rehäugige kam zurück. »Bedaure, der Direktor ist gerade weg.«
    Dawson vermutete, dass er in dem Geländewagen gesessen hatte.
    »Kann ich mit jemand anderem sprechen?«, fragte er.
    »Einen Moment bitte«, antwortete sie
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