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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition)
Autoren: Kwei Quartey
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dürfen.«
    Dawson grinste. In Ghana gab es so etwas wie forensische Künstler nicht.
    Als sie sich die Hände wuschen, sagte Dr. Biney: »Inspector, ich glaube, Sie haben da einen Berg Arbeit vor sich.«
    »Ja, das glaube ich leider auch, Doctor.«

5
    Dawson gönnte sich ein schnelles Mittagessen im Papaye, bestehend aus kochend heißem Reis und Hühnchen und dazu eiskaltes Malta Guinness, sein Lieblingsgetränk. Wäre er zum Tode verurteilt, hätte er sich Malta zur Henkersmahlzeit gewählt: ein überzuckertes Malzgetränk mit Hopfen. Während er an einem der Tische auf sein Essen wartete, rief er Chikata an, um ihm von der Autopsie zu berichten.
    »Da wird’s schwierig herauszukriegen, wer dieser Junge ist«, folgerte der Detective Sergeant.
    »Ich weiß, aber wir müssen es trotzdem versuchen. Schnapp dir zwei Constables, fahr runter nach Agbogbloshie und frag nach einem vermissten Jungen, ungefähr siebzehn Jahre alt und ein Meter siebzig groß, dem der obere rechte Eckzahn fehlt.«
    » Ewurade . Du schickst mich wieder auf diese stinkende Müllkippe?«
    »Setz dir eine Maske auf.«
    »Die Leute da reden nicht mit uns, Dawson.«
    »Kann man nie wissen. Wunder gibt es immer wieder.«
    »Nicht in Accra.« Chikata schnaubte verächtlich.
    »Hör auf zu jammern und geh an die Arbeit.« Mit diesen Worten beendete Dawson das Gespräch.
    Chikata war ein verwöhntes Gör. Und er konnte enorm faul sein. Sein Onkel, Theophilus Lartey, war Chief Superintendent bei der Polizei oder Chief Supol , wie es gern abgekürzt wurde. Entsprechend war Chikata überzeugt, dass er sich jede erdenkliche Freiheit herausnehmen konnte. Und wo ihn dieVetternwirtschaft schon mal zur Anstellung bei der CID-Mordkommission verholfen hatte, würde sie ihm sicherlich auch die dazugehörigen Beförderungen garantieren.
    Dawson war beim letzten Schluck angekommen und überlegte, noch ein Malta zu bestellen, als sein Telefon klingelte.
    »Dawson«, meldete er sich.
    »Inspector! Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke, Wisdom.«
    Dawson erkannte die dünne, spröde Stimme sofort, die klang, als würde man Bananenchips mit den Fingern zerbrechen. Wisdom Asamoah war einer der führenden Reporter beim Daily Graphic . Er und Dawson hatten seit Jahren immer wieder miteinander zu tun und waren sich schon manches Mal an die Gurgel gegangen.
    »Ich rufe wegen des Toten in der Lagune an«, sagte Wisdom.
    »Wie haben Sie davon gehört?«
    »Tja ich habe meine Augen und Ohren überall, Dawson.«
    »Dann wissen Sie sicher auch, dass wir eine Presseabteilung haben, an die Sie sich wenden können, nicht? Rufen Sie die an.«
    »Ach, kommen Sie, Dawson! Eure Presseleute sind viel zu langsam. Bis ich von denen die Info kriege, die ich brauche, bin ich längst tot und begraben.«
    »Ich kann Ihnen etwas geben, aber Sie dürfen nicht meinen Namen nennen.«
    »Mir können Sie vertrauen, Dawson, das wissen Sie doch.«
    »Wir wissen noch nicht, wer das Opfer ist, aber es war Mord.«
    »Wie wurde er umgebracht? Ertränkt?«
    »Nein.«
    »Wie dann?«
    »Er ist nicht ertrunken.«
    »Okay, Sie verraten’s nicht. Wie alt war das Opfer?«
    »Schätzungsweise sechzehn oder siebzehn.«
    »Ah, also ein Teenager, ja? Hat Dr. Asum Biney die Autopsie durchgeführt?«
    »Ja.«
    »Und keine Zeugen?«
    »Nein, nichts.«
    »Wann geben Sie Fotos an die Presse?«
    »Gar nicht. Die Verwesung war zu weit fortgeschritten.«
    »Hmm, Sie brauchen einen forensischen Künstler.«
    Dawson stutzte. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ich gucke Forensic Files «, antwortete Wisdom lachend.
    »Tja, wir sind in Ghana. Hier haben wir all die raffinierten Sachen nicht, die es in amerikanischen Serien gibt.«
    »Lassen Sie mich Ihnen ein Angebot machen, Inspector Dawson.«
    »Das da wäre?«
    »Falls ich einen forensischen Künstler auftreibe, geben Sie mir die Autopsiefotos. Ich schicke sie ihm und lasse ihn das Opfer zeichnen. Wie finden Sie das? Sie bekommen ein Bild, das Sie für Ihre Ermittlung nutzen können, und ich kann es im Graphic veröffentlichen.«
    »Und woher wollen Sie einen forensischen Künstler kriegen?«, fragte Dawson misstrauisch.
    »Ich kenne einen – Yves Kirezi. Ich habe ihn vor Jahren kennengelernt, als ich über den Völkermord in Ruanda berichtet habe. Er hat damals geholfen, Tausende von Opfern zu identifizieren, indem er ihre Gesichter rekonstruierte, nachdem sie bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert worden waren. Sie können sich also darauf verlassen, dass er gut in seinem
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