Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen

haben“, sagte Storm, die gerade dazukam. „Das war Rorys Art, für das Einhorn zu bezahlen. Also vergiss es.“
    „Das Einhorn hat ihm gehört, verdammt noch mal.“
    „Gleich wirst du wahrscheinlich erst recht beleidigt sein“, sagte Storm. „Unser Schulgeld ist auch bezahlt. Jetzt müssen wir nur noch unsere Abschlüsse machen. So ein verdammter Mist! Wie mies kann ein Mann denn sein?“
    „Der Dreckskerl“, fluchte Vickie. „Na, wenigstens müsst ihr jetzt nicht mehr zur Schule gehen. Rory hat versprochen, dass er zurückkommen und euch in den Hintern treten würde, wenn ich es nicht täte. Und offen gesagt, habe ich genug von diesem widerlichen Schotten.“
    „Wirklich?“
    „Hah, ich weiß es. Sie liebt ihn.“
    „Tu ich nicht.“
    „Lüg deine kleinen Schwestern nicht an.“ Storm drohte ihr mit dem Finger. „Das ist ein schlechtes Vorbild.“ Storm stützte die Hände in die Hüften. „Weißt du, jedes Mal, wenn wir über Rory reden, sehe ich Lilis Tagebuch vor meinem geistigen Auge.“ „Das bringt mich auf eine Idee“, meinte Harmony. „Ich habe schon einmal daran gedacht, dass ich gern Lilis Tagebuch in die Hand nehmen würde, um zu sehen, ob ich sie spüren kann.“ Vickie holte das Tagebuch und reichte es Harmony.
    „Meine Güte“, sagte Harmony. „Lili war vielleicht eine energiegeladene Hexe. Ach, und das ist ihr Buch der Schatten. Ihre Zaubereien sind alle hier drin.“
    „Das habe ich mir fast gedacht“, sagte Vickie. „Aber wisst ihr, was nicht da ist? Der Zauber, den ich zu Ende bringen soll.“ „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ausgerechnet diejenige, die am wenigsten mit Magie am Hut haben will, Lilis Kräfte geerbt hat.“ Storm verdrehte die Augen. „Und du brauchst diesen Zauber. Es ist der wichtigste.“
    Harmony schaute auf die Uhr. „Das Einhorn. Vickie, geh und stell dich daneben, bis die Speditionsfirma kommt. Schließ die Augen, entspanne und konzentriere dich auf die Ereignisse, die um das Einhorn herum geschehen sind.“
    „Das kann ja nicht wehtun“, murmelte Vickie. Sie öffnete den Kasten, roch Lilien und dachte an Rory. Sie streichelte den Drachen hinter dem Sattel und dachte an Rory. Sie schloss die Augen und meinte, dass sie das Geheimfach öffnen sollte. Als sie es öffnete, dachte sie an Rory.
    Das Fach war leer, natürlich! Was ihr aber auf einmal nicht richtig erschien.
    Vickie steckte ihre Hand hinein und fühlte oben und unten, an beiden Seiten und entdeckte eine Oberfläche, die sich anders anfühlte als der Rest, weich und bauschig wie alte Tapete. Sie klebte an einer der Wände tief in dem Hohlraum, direkt unter dem Drachen. Sie musste sich biegen wie eine Schlangenfrau, um sie an der Ecke mit einem Fingernagel abzukratzen, ohne das Papier zu beschädigen. Endlich kam das Blatt frei, und eine Karte fiel ihr in die Hand.
    Die Liebenden. Noch ein Teil des Puzzles. Liebe, Bindungen, Verbindungen … finde heraus, was du willst, und bleibe dir selber treu.
    Auf dem Pergament fand Vickie ein Gedicht in Lilis Handschrift, vergilbt und an den Enden eingerissen. Drummond hatte darunter eine Nachricht gekritzelt. „Ohne dich hier empfinde ich keine Freude mehr in mir.“ Die Worte, nach denen sie und Rory gesucht hatten.
    Das Gedicht klang wie eine Prophezeiung in Reimform. Ein Reim!
    „Oh mein Gott. Das ist der Zauber. Harmony, Destiny, Storm! Ich brauche euch.“
     
     

Vierzig
     
    BEVOR DAS ElNHORN in Caperglen ankam, heuerte Rory alle Dorfbewohner an, die bereit waren, den Unsterblichen Klassiker zu reparieren. Viele waren gekommen, weil sie nicht glaubten, dass Victoria das Einhorn schicken würde. Rory wusste es besser. Handwerker reparierten die Dampfmaschine, die das Karussell antrieb, andere die Dampforgel. Schreiner überprüften jeden Pfosten und jeden Balken, jedes Scharnier und jedes Zahnrad. Rory führte die notwendigen Reparaturen an den Figuren durch.
    Er dachte, dass sein Lebenstraum nun in Erfüllung gegangen war, da er das Einhorn zurückgeholt hatte, aber wenn man bereits im Alter von sechsunddreißig Jahren sein größtes Ziel erreicht hat, erzeugt das weniger ein Gefühl der Befriedigung als ein riesiges Loch in der eigenen Zukunft.
    Pferde zu schnitzen würde ihm nicht mehr genügen.
    Rory gab Victoria die Schuld … genauso wie er vorher unbewusst Lili die Schuld gegeben hatte.
    Er sollte froh sein, dass er von Victoria befreit war, frei von all den Cartwright-Hexen aus Salem, Massachusetts. Rory strich seinen