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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande
Autoren: David Anthony Durham
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gewaltige, schattenhafte Gestalten nähern. Sie schrumpfen auf menschliche Größe, als sie näher kommen, und erweisen sich als Santoth. Aufgewühlt und wütend haben sie ihr Exil verlassen, denn sie haben Alivers Tod gespürt. Jetzt wissen sie, dass ihre Verbannung nicht aufgehoben werden wird, und voller Zorn richten sie ihre Wut gegen die Armee der Mein. Ihre Lieder und Zaubersprüche zerfetzen das Land und reißen Scharen von Soldaten in Stücke. Als sie sich schließlich wieder in den fernen Süden zurückziehen, ist es offensichtlich, dass die Acacier die Schlacht gewonnen haben.
    Auf Acacia selbst hat Corinn ihre überraschende Attacke gegen Hanish entfesselt und dabei die Numrek eingesetzt, ihre neuen Verbündeten, die sie auf jenem geheimen Weg, den auch Thaddeus benutzt hatte, in den Palast geschmuggelt hat. Die Numrek töten die meisten Mein und nehmen schließlich Hanish gefangen. Corinn befiehlt, dass er auf eben dem Altar hingerichtet wird, auf dem er sie opfern wollte. Rialus obliegt es, ihren Befehl auszuführen.
    Als das Buch endet, ist in gewisser Hinsicht wieder Frieden in der Bekannten Welt eingekehrt. Corinn wird unangefochten zur Königin und empfängt ihre beiden noch lebenden Geschwister zwar freundlich, aber kühl. Anscheinend unterscheidet sich ihre Vision von der Zukunft deutlich von Alivers idealistischen Vorstellungen. Außerdem erwartet sie Hanishs Kind.

Prolog
    Luana –
im neunten Jahr der Herrschaft
von Hanish Mein

    Nur er hätte es sein sollen, er ganz allein. Ravi brüllte es wieder und wieder. Er hüpfte auf und ab, damit man ihn inmitten der anderen Kinder sah; er drängte sich durch die Menge und griff nach jedem Soldaten im roten Umhang, den er zu fassen bekam. Meistens achteten sie nicht auf ihn. Und wenn doch, dann schoben sie ihn zurück in die Menge oder zogen ihm eins mit der Reitpeitsche über. Trotzdem hörte er nicht auf. Das war ein Irrtum! Er würde mit ihnen gehen, egal wohin. Er würde sich gut benehmen. Er würde alles tun, was sie von ihm verlangten, aber Mór sollte mit alledem hier nichts zu tun haben! Sie war außer ihm das einzige Kind seiner Eltern. Sie brauchten sie. Ihre Mutter konnte ohne sie nicht leben. Das hatte er sie mehr als einmal sagen hören.
    »Bitte«, schrie er, »lasst sie gehen! Lasst sie nach Hause gehen!«
    Ein untersetzter Soldat fuhr zu ihm herum. Er war kleiner als die meisten anderen, hatte einen Speckring um die Taille, ledrige Haut und Haare, die sich sträubten wie das Fell eines struppigen Nagetiers. Sein rotes Hemd spannte über dem Bauch. Er packte Ravi am Kinn und zog ihn so nah an sich heran, dass sein Zwiebelatem heiß auf Ravis Haut brannte. »Ihr seid beide Quote«, sagte er. Sein Akzent klang fremd in Ravis Ohren. »Verstehst du? Ihr seid beide gegeben worden. Zwei Erbsen aus derselben Schote, zwei Welpen aus demselben Wurf. So ist das eben, mein Junge. Finde dich damit ab, und dein Leben wird so schlecht nicht sein.«
    Der Mann versuchte den Jungen wegzuschieben. Als Ravi sich an seinen Arm klammerte, knurrte er, dass er nun wahrlich genug Geduld gehabt hätte. Er ballte die Faust und versetzte dem Jungen einen Schlag auf die Nase. Einen Moment lang wurde es Ravi schwarz vor Augen. Als sein Blick sich wieder klärte, stand er stotternd und benommen und mit Blutspritzern auf Lippen, Kinn und Brust da.
    »Ravi …« Die Stimme seiner Schwester drang endlich zu ihm durch. Ihre Stimme war mit ein Grund gewesen, warum er so geschrien hatte. Er hatte Angst davor, sie zu hören. Er strebte auf einen anderen Mann im roten Umhang zu, aber Mór schlang die Arme um ihn und ließ sich nicht abschütteln. »Hör auf, Ravi! Bitte! Das nützt doch nichts. Du machst sie nur noch wütender.«
    Wütender?, dachte Ravi. Wütender? Was spielte es für eine Rolle, ob sie wütend waren? Er war kurz davor, mit harschen Worten zu ihr herumzufahren, doch sie hielt ihn sehr fest, und eigentlich wollte er sich auch gar nicht von ihr losmachen. Er wusste, dass sie recht hatte. Sie war immer besonnener als er; sie vergeudete ihre Zeit nie mit unnötigen Dingen, wie er es so oft tat. Auf dem Hof arbeitete sie jeden Tag langsam und stetig. Sie bewegte sich wie eine alte Frau, hatte er immer gedacht. Doch irgendwie war sie mit ihrer Arbeit immer früher fertig als er, obwohl er schneller und stärker war als sie. Selbst jetzt hatte sie mehr Selbstvertrauen als er. Sich dies einzugestehen, beruhigte ihn mehr als ihre Umarmung, mehr als seine Müdigkeit
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