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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande
Autoren: David Anthony Durham
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Berichte ein. Anfangs tat Corinn sie als Albträume einer furchtsamen, erschöpften Bevölkerung ab. Die Antoks hatten alle möglichen Ängste in den Köpfen der Menschen aufgewühlt, erklärte sie, und das fremdartige Aussehen der Santoth hatte alten Aberglauben neu erweckt. Zum ersten Mal seit zweiundzwanzig Generationen war wieder Magie auf die Welt losgelassen worden. Natürlich zitterten die Menschen da nachts wieder und dachten sich Geschichten von Bestien aus, von denen sie gejagt wurden. Die Zeit würde alles heilen, hatte Corinn gesagt. Die Erde würde wieder zur Ruhe kommen, und die natürliche Ordnung würde die Schöpfung wieder ins feste Gewebe der Welt aufnehmen.
    Doch die Zeit verging, und die Berichte wurden nicht weniger. Die Wesen, die in den ersten Jahren nur gelegentlich gesichtet worden waren, tauchten häufiger auf, die Zeugen wurden glaubwürdiger. Was sie sagten, unterschied sich zwar in Einzelheiten, aber bei ihren Beschreibungen hatte Mena vor Beklommenheit Gänsehaut bekommen. In den Hügeln bei Halaly hatte eine Herde ziegenähnlicher Kreaturen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Ziegenähnlich, hatten die Leute gesagt, in Wirklichkeit jedoch hatten nur ihre Köpfe riesigen Ziegenköpfen geähnelt. Ihre Leiber waren gedrungen, sie hatten zahlreiche missgestaltete Gliedmaßen mit wie zufällig verteilten Gelenken, die eher wie die Beine einer Spinne als die eines Säugetiers aussahen. Die Wesen waren so groß wie Elefanten und unersättlich. Glücklicherweise fraßen sie nur Pflanzen und waren fast so leicht zu töten wie zahme Wiederkäuer.
    Andere Kreaturen hatten einen anderen Geschmack und waren nicht so zur Strecke zu bringen.
    Die Bethuni verbreiteten Geschichten von vielbeinigen Schlangen, die sich sowohl schlängelnd wie laufend fortbewegen konnten. Anfangs fanden die Leute sie amüsant, bis sie sich mit einer Geschwindigkeit zu vermehren begannen, dass die Angst die Menschen zum Handeln trieb. Es gab einen Löwen mit einer Reihe blauer Augen auf dem Rücken, hundeähnliche Kreaturen, groß genug, um Laryxe furchtsam davonhuschen zu lassen. Geier, die von dem Aas, das sie gefressen hatten, so verändert waren, dass sie nicht mehr fliegen konnten. Stattdessen watschelten sie dahin, immer ihren großen krummen Schnäbeln nach, wie Scharen von Seuchenopfern.
    Die Menschen begriffen allmählich, dass diese Kreaturen von den Santoth verunstaltet anstatt getötet worden waren. Und sie nannten sie Übelwesen. Sobald Corinn sich eingestand, dass sie tatsächlich existierten, ließ sie sie jagen und vernichten. Sie beauftragte Mena damit, gab ihr eine kleine Armee und stellte die Aufgabe als eine weitere Möglichkeit dar, wie ihre jüngere Schwester ihren Namen ins Pantheon der Akarangrößen einmeißeln könnte.
    Mena vermutete, dass Corinn sie absichtlich beschäftigt sehen und von den Angelegenheiten des Reichs fernhalten wollte. Doch sie konnte das Unbehagen, das sie empfand, nicht ausreichend einordnen, um zu entscheiden, wie sie damit umgehen sollte. Stattdessen war sie zur Jagd aufgebrochen. Schließlich gab es die Bestien tatsächlich, und wer wäre besser geeignet, sich ihnen entgegenzustellen, als Maeben auf Erden? Sie und ihre Armee streiften kreuz und quer durch ganz Talay, von den Küsten durch die Grassavannen und Wüsten in die Hügelketten und Gebirgszüge, durch Sumpfgebiete und sogar bis zu dem großen Fluss, der die Grenze zum fernen Süden darstellte. Das ausgetrocknete Flussbett überquerte sie allerdings nicht. Sie hatte nicht den Wunsch, die Santoth erneut aufzuwecken. Niemand wollte das.
    So oft wie möglich stellte sie sich immer nur einer einzelnen Kreatur. Sie kämpfte mit der Hilfe derer, in deren Gebiet die Jagd sie geführt hatte. Es waren Jäger aus dem Stamm der Bethuni gewesen, mit denen sie die Feuer gelegt hatte, die die sich windende, vielbeinige Menge von Schlangenkreaturen verzehrt hatten, die groß genug geworden waren, um Hunde und Schafe und sogar Kinder in einem Stück zu verschlingen. Balbara-Krieger marschierten neben ihr, als sie das Land von Geiern säuberte, die so fett geworden waren, dass ihre Flügel nutzlos waren. Und mit talayischen Läufern hatte sie den blauäugigen Löwen durch die Grassavanne verfolgt, bis er erschöpft gewesen war und sie selbst ihn getötet hatte, durch einen einzigen Stoß mit einer langen Pike. Darauf hatte Melio vorhin angespielt. Sogar erschöpft und keuchend war der Löwe noch ein wildes, grimmiges Ungeheuer
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