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Absolute Hingabe

Absolute Hingabe

Titel: Absolute Hingabe
Autoren: Jazz Winter
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Richtung Stadt strömte. Emma hob Buddy unter ihren freien Arm und schob sich durch die Menschen in entgegengesetzter Richtung. Als sie die Kreuzung erreichte, setzte sie den Hund wieder ab und lächelte.
    „Guten Morgen, Joe. Wie wird das Wetter heute?“
    Der Obdachlose saß immer mit seiner Sammlerbüchse hier an der Ecke. Joe war ein Kriegsveteran, der einen Arm im Kampf verloren hatte. Das erste Mal war Emma ihm begegnet, als sie vor zweieinhalb Jahren des Jobs wegen aus Jersey hergezogen war. Sie hatte ihn freundlich nach dem Weg gefragt, und so waren sie ins Gespräch gekommen.
    „Guten Morgen, Emma. Nun, ich würde sagen, es bleibt sonnig.“
    Joe war der perfekte Wetterfrosch, und jedes Mal behielt er recht, was das Wetter von New York betraf. Sie gab ihm die geschlossene Thermotasse und reichte ihm das eingepackte Sandwich.
    „Danke, Gott segne dich dafür.“
    „Nicht dafür, Joe.“
    Joe stellte seine Büchse auf den Boden, zwackte ein Stück des Schinkens ab und fütterte ihn an Buddy.
    „Lass das, er hat schon gefrühstückt, du nicht. Lass es dir schmecken, wir sehen uns morgen.“
    „Ich wünsch dir einen schönen Tag, Emma.“
    „Ich dir auch.“
    Sie ging weiter, damit Buddy die Nachrichten der Nachbarhunde erschnuppern und seine Geschäfte erledigen konnte. Nach dem Spaziergang stieg sie unter die Dusche, während sich der kleine Mops zu einem Schläfchen in seine Kuschelhöhle zurückzog. Emma zog sich ihr rotes, knielanges Lieblingskleid über, die dazu passende rote Riemchenpumps an und schminkte sich dezent. Bevor sie ging, griff sie nach dem dünnen Chiffonschal, der perfekt zu ihrem Sommerkleid passte, und verabschiedete sich von Buddy, der kurz den Kopf aus seiner plüschigen Schlosshöhle streckte.
    „Bis später.“
    Auf dem Weg zur Hauptstraße gingen Emma tausend Gedanken durch den Kopf, und einen Moment dachte sie darüber nach, sich bei der Braut als Rubens Sklavin vorzustellen. Nein, das wäre wirklich gemein und würde der Frau den schönsten Tag ihres Lebens ruinieren. Ruben hatte einen Arschtritt verdient, aber nicht seine Braut. Grinsend stieg Emma in eins der New Yorker Taxis, nannte dem Fahrer die Adresse. Ihre Anwesenheit würde reichen. Die Angst davor, was sie tun könnte, würde Ruben einen ordentlichen Dämpfer verpassen, und Emma würde es genießen. Ja, das hatte er wirklich verdient.
    Das Haus war weiß und hellblau dekoriert, als Emma durch den offenen Eingang trat. Überall verteilten sich die edel gekleideten Hochzeitsgäste in den Räumen, und im hinteren Teil befand sich ein riesiger Garten, in dem die eigentliche Feier stattfand. Emma griff wie selbstverständlich nach einem Glas Sekt, das ein hellblau gekleideter Kellner auf einem Tablett vorbeitrug. Sie war noch nie in Rubens Haus gewesen und war erstaunt, wie riesig es war. Von seinem Abteilungsleitergehalt konnte er sich das nicht leisten. Wieder einmal wurde ihr bewusst wie wenig sie über den Mann wusste, der bis gestern ihr Dominus war und weiterhin ihr Vorgesetzter bleiben würde. Die kleinen Blumenmädchen in ihren weißen Rüschenkleidchen spielten Fangen und rannten einander kichernd hinterher. Eine Frau in einem dunkelgrünen Samtkostüm ermahnte eines der Mädchen aufzupassen, dass sie nicht hinfiel und das Kleid schmutzig machte. Es war nicht sicher, welchen der kichernden Zwerge sie damit gemeint hatte. Emma schlenderte durch den hübsch geschmückten Garten auf der Suche nach dem Brautpaar. Die mittig auf dem Tanzparkett platzierte mehrstöckige Torte war angeschnitten, und die Braut verteilte geduldig die Kuchenstücke an ihre Gäste.
    Emma hätte Ruben fast nicht wiedererkannt, in seinem schicken weißen Frack und dem Zylinder, der ihm ständig vom Kopf zu rutschen drohte. Er drehte sich zu seiner Frau und lächelte verliebt. Emma trat näher, zögerte dann jedoch. Das Brautpaar wirkte so glücklich, und für den Bruchteil eines Augenblicks überkam Emma das schlechte Gewissen. Was zum Teufel machte sie hier eigentlich? Als Ruben sie entdeckte, stand sie stocksteif da und starrte ihn an. Das Stirnrunzeln in seinem Gesicht wurde stärker, dann trat Entsetzen in seine Augen, und ein Schweißfilm glänzte auf seiner Stirn. Ruben sagte kurz etwas zu seiner Braut und kam mit energischen Schritten näher. Emma suchte einen Fluchtweg, doch dann besann sie sich wieder, warum sie hergekommen war. Sie schlug einen Bogen um Ruben und beeilte sich, der Braut näherzukommen. Nachdem sie sich einen der
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