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Abschiedskuss

Abschiedskuss

Titel: Abschiedskuss
Autoren: Amanda Hellberg
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kräftig.
    »Ohne Ihr Eingreifen hätte sie vielleicht auch noch ihren Vater umgebracht.«
    Er tätschelt mir den Rücken, und wir schweigen eine Weile, während mein Schniefen allmählich nachlässt.
    »Chesterfield wird durchkommen. Aber er wird sich vermutlich nie wieder ganz erholen.«
    »Nicht?«, flüstere ich und trinke einen Schluck Tee.
    »Nein«, erwidert King. »Er liegt auf der Intensivstation. Ich war eben dort. Er ist ziemlich mitgenommen natürlich … ich sollte Ihnen eigentlich nicht davon erzählen. Verdammt.«
    King murmelt die letzten Worte, reibt sich die Augen mit den Zeigefingern und beginnt dann erneut:
    »Ich hatte ja schon einmal mit ihm gesprochen. Ich habe ihn an dem Tag vernommen, an dem ich Sie in der Galerie traf. Wir hatten die Information, dass er Ihre Mutter vor einigen Jahren bei einem Fetish-Weekend in Surrey kennenlernte und anschließend einer ihrer regelmäßigen Freier wurde. Das bestätigte er auch. Aber er hatte ein Alibi für den Mordabend. Vierhundert Zeugen auf einer Konferenz in Boston.«
    Während ich tief durchatme, wird mein Körper von einem heftigen Zittern ergriffen.
    »Er will nicht über Arabella sprechen«, fährt King fort. »Das ist wohl der Schock. Wir können ihm kein inzestuöses Verhältnis nachweisen. Ihre Besitzansprüche können durchaus ihren eigenen Hirngespinsten entsprungen sein. Offenbar hat sie sich seinen Partnerinnen gegenüber immer aggressiv verhalten. Angeblich wurde sie mehrmals kinder- und jugendpsychiatrisch behandelt. Arabella hatte das Gefühl, dass sie irgendwie die Rolle der toten Mutter an der Seite des Vaters übernehmen müsse.«
    Ein Brausen hinter meinen Schläfen.
    »Und meine Mutter? Sie war doch wohl nicht Chesterfields Partnerin? Sie waren doch nicht etwa zusammen? Ein Paar?«
    »Doch. So könnte man es vermutlich nennen. Da ist Chesterfield ganz offen. Er sagt, dass er sie auf seine Art geliebt habe. Es habe sich um eine unkonventionelle Liebe gehandelt, sagt er. Sie fehlte ihm, als sie verschwand, aber er glaubte, sie sei verreist. Das kam offenbar manchmal vor. Sie scheinen die traditionelle Geschäftsvereinbarung zwischen Freier und Prostituierter überschritten zu haben. Sie blieben stets in Verbindung und unterhielten eine langjährige Beziehung. Ja, rein sexuell gesehen war es eine lose Zweierbeziehung, aber es scheint ein offenes Geheimnis zu sein, dass dieser Mann promiskuitiv veranlagt ist.
    Ihrer Mutter gegenüber war er allerdings wohl recht großzügig und hat sich wirklich um sie gekümmert. Er unterstützte sie beispielsweise finanziell. Und auch sonst. Vor allen Dingen faszinierten ihn ihre … paranormalen Gaben, wie er es nennt. Und dieses recht spezielle Verhältnis hat Arabella offenbar nicht dulden wollen.«
    »Sie wollte die einzige Frau in seinem Leben sein«, flüstere ich.
    »So etwas in der Art. Wir warten auf Informationen, die bestätigen, dass Arabella über ein halbes Jahr lang an den Wochenenden in der Hercules Bar arbeitete, um Ihre Mutter und ihre Gewohnheiten zu beobachten.«
    Der Adrenalinspiegel ist gesunken, und ich werde langsam schläfrig.
    »Paranormale … Fähigkeiten, sagten Sie?«, frage ich dann trotz meiner Müdigkeit. »Meine Mutter?«
    »Ja. Zumindest behauptet Chesterfield das. Tut mir leid, aber er war in diesem Punkt recht einsilbig.«
    »Und Nikita?«
    »Gegenseitige Anziehung einfach, vermute ich. Zwei erwachsene Menschen, die einander einvernehmlich zu genießen wussten. Er hatte schließlich den Ruf eines Schürzenjägers, um es harmlos auszudrücken, und Ihre Freundin … Nun ja, sie fühlte sich vermutlich ganz einfach von ihm angezogen. Von seinem Ruhm und so weiter. Und wieder einmal war das mehr, als Arabella ertragen konnte.«
    »Arme Nikita. Und arme Mama. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich glaube, dass sie versucht hat, mich zu warnen und mir zu helfen.«
    Steve King verschränkt seine Finger und betrachtet sie.
    »Hm. Eines hat sie nachweislich für Sie getan.«
    Er schaut auf. Die Decke rutscht von meinen Schultern.
    »Chesterfield wusste, dass Birgitta eine Tochter in Schweden hatte«, erklärt er. »Denn das hat sie ihm erzählt. Außerdem wusste Birgitta, dass Sie sich für den Studiengang des Professors beworben hatten, wie auch immer sie das in Erfahrung gebracht hatte. Sie war es, die Chesterfield dazu überredete, Sie anzunehmen.«
    »Aber wie … wie konnte sie das wissen? Dass ich mich beworben hatte?«
    Inspektor King schüttelt den Kopf.
    »Keine
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