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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen
Autoren: Sam Miskull
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umzugehen. Sie war eh nicht mehr zu ändern, und wenn er sich deshalb grämte, würde es ihm keineswegs helfen. Doch leider war es nicht immer so einfach, alles mit Humor zu nehmen so wie gestern Abend, doch versuchen wollte er es zumindest.
         Nun blickte er in den wolkenverhangenen Himmel, als er ein Geräusch an seiner Tür vernahm. Er wandte sich um, entdeckte die kleine Hand, die die Tür langsam aufschob, und stellte sich schlafend, als Amy in sein Zimmer geschlichen kam. Sie blieb neben seinem Bett stehen und sagte weder etwas noch rührte sie sich. William vermutete sie würde entweder so lange warten, bis er sich rühren würde oder bis sie erfroren wäre, denn es war eiskalt in dem Zimmer und Amy trug lediglich Nachthemd und Hausschuhe. Als schließlich ihre Zähne zu klappern begannen, erlöste er sie endlich, warf sie lachend auf sein Bett und kitzelte sie, bis ihr Bauch vor Lachen wehtat.
         „Los unter die Decke mit dir, sonst erfrierst du mir noch“, sagte er schließlich und das ließ Amy sich nicht zweimal sagen. Sie machte einen Satz neben ihren Bruder, vergrub sich unter der Decke, bis nur noch ihr blonder Lockenkopf hervorlugte. Dann blickte sie zu ihm auf und machte eine verschwörerische Miene.
         „Du darfst nicht verraten, dass ich hier war“, flüsterte sie.
         „Und warum nicht?“
         „Weil Papa es verboten hat. Er hat gesagt, dass du dich ausschlafen willst und ich dich nicht wecken darf. Er wird mit mir schimpfen, wenn er erfährt, dass ich doch hier war“, erklärte sie mit besorgter Miene und William konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
         „Ich werde nichts verraten. Ich schwöre es!“, versicherte er ihr mit einem Zwinkern und auf Amys Gesicht erstrahlte ein dankbares doch auch schelmisches Lächeln.  
         „Willst du denn noch lange im Bett bleiben?“, fragte sie schließlich und William nahm ihre Hände zwischen seine, um sie aufzuwärmen, da sie noch immer eiskalt waren.
         „Warum, was haben wir denn vor?“, entgegnete er und fragte sich, wie lange das arme Ding bereits auf dem zugigen Flur gewartet haben musste, dass sie derart durchgefroren war.
         „Also wir könnten mit meinen Puppen spielen und ich will dir noch mein Pony zeigen. Vater hat es mit geschenkt, es ist ein Mädchen und es heißt Guiny und es ist soooo süß. Willst du sie sehen?“
         Die Begeisterung und Aufregung in Amys Augen ließen William schmunzeln.
         „Um nichts in der Welt würde ich das verpassen wollen“, entgegnete er und Amy klatschte vor Freude in die Hände. „Aber vorher solltest du dich doch etwas dicker anziehen, hm?“
         William stand auf und stellte sich leicht nach vorn gebeugt mit dem Rücken zum Bett hin.
         „Los spring auf und nimm die Decke mit!“
         Amy tat wie ihr geheißen und nur einen Augenblick später galoppierte William bereits mit seiner Schwester auf dem Rücken aus seinem Zimmer. Der Krach, den sie dabei verursachten, hätte jeden senkrecht im Bett stehen lassen, glücklicherweise waren allerdings ohnehin schon alle wach und sie begegneten auch direkt ihrem Vater.
         „Amy, ich habe es nicht erlaubt, deinen Bruder zu wecken“, mahnte er, konnte bei dem Anblick jedoch nicht so richtig böse sein.
         „Es ist schon in Ordnung, Vater. Ich habe nicht mehr geschlafen.“ William lächelte seinen Vater an und galoppierte dann wieder davon.
         „Kommt gleich zum Frühstück, ihr Verrückten“, rief George lachend seinen Kindern hinterher und machte sich auf den Weg nach unten.
         Es brauchte etwa eine halbe Stunde, eh Amy und William links und rechts von ihrem Vater an dem gedeckten Tisch Platz nahmen.
         „Hast du gut geschlafen, mein Sohn?“
         „Ja und wie. Ich erinnere mich nicht, wann ich zuletzt in einem so schönen weichen Bett geschlafen hätte“, erwiderte er, biss genüsslich in das noch warme mit Butter und Honig bestrichene Brot und erwiderte das Grinsen seines Vaters.  
         „Was hast du denn heute so vor?“, fragte George schließlich.
         „Zunächst würde ich gerne Mutter besuchen und danach will Amy mir ihr neues Pony zeigen.“
         „Oh, das trifft sich gut, ich möchte dir nämlich auch noch ein Paar neue sehr schöne Pferde zeigen, die ich vor kurzer Zeit erworben habe. Seid doch bitte so lieb und wartet auf mich, bis ich so weit bin und mit euch kommen kann, ja? Vorher
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