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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen
Autoren: Sam Miskull
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hm? Na los, lass mich mal sehen, vielleicht können wir da noch etwas retten“, sagte er, steckte die Hände nach Mary aus und Amy zögerte nicht, ihm seine Puppe mit einem glücklichen Lächeln zu übergeben. Anschließend hockte sie sich neben ihren Bruder aufs Sofa, legte die Hände in den Schoß und sah mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck dabei zu, wie er mit geschickten Fingern Marys Haar Strähne für Strähne entwirrte. Doch schon bald begann Amys Aufmerksamkeit zu leiden und wo ihr Blick eben noch gebannt auf Williams Händen geruht hatte, wanderte er nun immer häufiger zu dessen Haaren.
         „Darf ich …?“, begann sie schließlich unsicher und unterbrach sich selbst.
         „Was darfst du? Mein Haar kämmen?“, vollendete William ihre Frage mit einem Schmunzeln und Amy nickte lediglich eifrig.
         „Hüpf schon rauf.“ Lächelnd bedeutete William ihr sich auf die Rückenlehne des Sofas zu setzen und dies ließ Amy sich nicht zweimal sagen. Sie griff sich geschwind ihre Bürste und saß schon hinter ihm, eh er sein Angebot vielleicht noch mal zurückziehen würde.  
         Es wäre jedenfalls nicht ungewöhnlich, Vater und Jamie ließen sie nämlich nie an ihre Haare. Nachdem sie Amys Puppen gesehen hatten, hatten sie viel zu große Angst, dass ihnen das gleiche Schicksal blühen könnte, wenn sie sich ihr überließen.
         Auch William hegte durchaus die Befürchtung, bei dieser Angelegenheit Haare lassen zu müssen, immerhin war Marys Haarpracht auch nicht mehr die vollste, doch als Amy begann mit der Bürste durch seine Haare zu fahren, wusste er, dass seine Bedenken unbegründet waren. Sie war derart sanft und vorsichtig, dass William sich gar ein Lachen verkneifen musste. Und als sie sein Haar mit aller Behutsamkeit durchgekämmt und jeden noch so kleinen Knoten, auf den sie gestoßen war, wie sie es bei ihrem Bruder beobachtet hatte, von Hand gelöst hatte, begann sie seine Haare zu Zöpfen zu flechten. Dabei entschuldigte sie sich jedes Mal sofort, wenn sie meinte, zu fest gezogen haben und das und die Vorstellung, wie lächerlich er wohl mit seiner neuen Frisur aussehen musste, ließen ihn die ganze Zeit über grinsen.
         Auch George reagierte nicht anders, als er seinen Sohn mit bunten Schleifen mit denen Amy seine Zöpfe zusammengebunden hatte, antraf. Amy betrachtete gerade ihr Werk, als ihr Vater den Salon betrat und Georges Gesicht bekam einen teils skeptischen teils amüsierten Ausdruck.
         „Seid ihr Damen soweit, mich in den Stall zu geleiten?“, spottete er und William antwortete ihm mit einem schiefen Grinsen.
         Dann wandte er sich an seine Schwester.
         „Vielleicht machen wir die Zöpfe besser wieder raus, eh wir hinausgehen und die Dienstboten sich alle kringelig lachen, was meinst du?“
         Als sei es Amy jetzt erst aufgefallen, wie lustig ihr Bruder aussah, verfiel sie in lautes Kichern und machte sich daran, sein Haar wieder zu entwirren und es anschließend wieder zu einem einfachen Zopf zu binden.
         „So und nun lauf schnell und hol deinen Mantel“, wies George sie an, und während sie an ihm in Richtung ihres Zimmers vorbeisauste, sagte George zu William hinter vorgehaltener Hand: „Es ist ein Wunder, dass dein Haar noch vollständig auf deinem Kopf sitzt, und nicht wie ich erwartet habe, überall um dich herum verstreut liegt.“
         William lachte und als Amy wieder bei ihnen war, begaben sie sich zu den Ställen.
         Sobald sie dort angelangt waren, ergriff Amy die Hand ihres Bruders und zog ihn hinter sich her.
         „Komm schnell, William. Guiny wartet schon auf uns!“, rief sie aufgeregt und bei der Box angelangt, öffnete sie blitzschnell die Tür und begrüßte das Pony mit einer Umarmung. Dann griff sie nach der Bürste, die auf dem Regal an der hinteren Wand lag, und strich damit dem Pony über den Rücken. Sie platzte beinahe vor Stolz und brachte William zum Schmunzeln.
         „Das ist ein sehr schönes Pony. Aber kannst du es denn auch schon richtig reiten?“
         „Natürlich kann ich das!“, entgegnete sie empört. „Steven und Papa haben es mir im Sommer beigebracht. Und Steven hat mir auch gezeigt, wie man sich gut um sein Pony kümmert.“
         „Oh ja, das sehe ich“, versuchte William das Fettnäpfchen, in das er getreten war, wieder gutzumachen und zu seiner Erleichterung kam auch schon sein Vater zusammen mit Steven auf ihn
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