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Abschied nehmen

Abschied nehmen

Titel: Abschied nehmen
Autoren: Sam Miskull
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zurückzuholen.
         Sie schufteten ohne Unterlass, gönnten sich keine Pause und taten alles in ihrer Macht stehende, um ihr durch diese Marter zu helfen. Ihre Mittel waren begrenzt, doch sie konnten ihr vor allem Hoffnung, Mut und den Beistand geben, den sie brauchte und mit vereinten Kräften schafften sie es tatsächlich, dass Kate noch vor dem Morgengrauen beinahe unversehrt niederkam. Sie blutete noch, als Lilidh ihr ihr Kind in die Arme legte, doch ihre Mutter schien zuversichtlich, dass sich dies geben würde.
         Tränen liefen über ihre Wangen, als sie das kleine gerötete Gesicht und den dunklen Flaum auf dem winzigen Köpfchen ihres Sohnes betrachtete. Er war gesund und wunderschön und Kate beugte sich zu ihm hinunter.
         „Der hier ist von mir“, flüsterte sie, nachdem sie einen Kuss auf die zarte Stirn gedrückt hatte, „und der hier von deinem Vater. Ich werde dir bald viel von ihm erzählen“, fügte sie mit belegter Stimme hinzu, und nachdem sie ihm noch einen Kuss aufgedrückt hatte, lehnte sie sich zurück aufs Kissen und schlief schließlich erschöpft ein.
         Lilidh hatte sie beobachtet, und als sie nun das eindeutige gleichmäßige Atmen ihrer Tochter bemerkte, trat sie leise näher und entwand ihr das ebenfalls schlafende Kind. Sie schloss das kleine Bündel in die Arme und ging mit ihm in das Gemach nebenan. Leise öffnete sie die Tür und der Geruch nach Whisky schlug ihr entgegen. Aus mehreren Ecken hörte sie kräftiges, männliches Schnarchen, doch der, zu dem sie wollte, schlief nicht. Er und Robert waren die Einzigen beiden, die noch wach waren und die zusammen am Feuer saßen. Als sich die Tür öffnete, verstummte ihr leises Gespräch augenblicklich und sie wandten sich abrupt zu Lilidh herum.
         Zwei fragende und blutunterlaufene Augenpaare sahen zu ihr auf und sie schenkte ihnen ein beruhigendes Lächeln. Dies schien alles zu sein, worauf Robert noch gewartet hatte, denn auf Lilidhs Entwarnung hin, lehnte er sich an die Wand, schloss die Augen und schon einen Augenblick später, begann auch er zu schnarchen.
         Anders ihr Mann. Sein Blick ruhte noch immer ungerührt auf ihr und ließ sie auch nicht los, als sie näher kam.
         „Deiner Tochter geht es gut, Marcus, und du hast einen gesunden und kräftigen Enkelsohn“, flüsterte sie mit vor Erleichterung erstickter Stimme.
         Die Falte zwischen Marcus’ Augen vertiefte sich und er verzog schmerzlich das Gesicht.  
         „Er soll Jamie heißen, wie William es wollte“, fügte Lilidh hinzu und Marcus schloss abrupt die Augen und nickte.
         Einen Augenblick blieb sie noch stehen, doch dann tat sie, wonach es Marcus so dringend verlangte, worum er sie jedoch nie bitten würde. Sie beugte sich zu ihm hinunter, legte ihm das Bündel in seine Arme und strich liebevoll über sein Haar. Dann ließ sie ihn allein, und als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte der Hüne sich wieder dem Feuer zu, beugte sich über das winzige Baby in seinen Händen und weinte in aller Stille vor sich hin.
     

30. Kapitel
     
     
     
     
     
         Die Dunkelheit hatte sich bereits übers Land gelegt, als Marcus zwei Tage später samt seinen fünf Männern, Jamie und seiner Tochter im Schutz eines kleinen Wäldchens lauerte.
         Er war dagegen gewesen, dass Kate sie begleitete, sie war noch sehr geschwächt und er fand, sie begab sich in eine zu große Gefahr, doch Kate hatte nicht mit sich reden lassen. Für sie war es indiskutabel, dass sie nicht mitkam und sie hatte ihn davor gewarnt, irgendwelche Tricks anzuwenden und sie gegen ihren Willen zurückzulassen. Dies würde sie ihm nie verzeihen, hatte sie gesagt und als Marcus bemerkt hatte, wie ernst es ihr war, hatte er seine Einwände hinuntergeschluckt und eingewilligt.
         Nun spähte er zwischen den Zweigen auf den vom Mond beleuchteten Weg hinunter, und als die erwartete Gruppe auftauchte, ließ er seinen Blick über seine Leute schweifen. Sie hatten ihr Vorgehen zuvor genau abgesprochen und wie vereinbart, blieb jeder auf seinem Posten. Erst als die Männer sich auf gleicher Höhe mit ihnen befanden, gaben sie ihre Deckung auf.
         Wie auf ein Zeichen gaben sie ihren Pferden die Sporen, preschten aus der schützenden Dunkelheit hervor und umzingelten sie. Sie schnitten ihnen sämtliche Fluchtwege ab, und dass ihre Falle perfekt war, merkten sie auch an den nervösen Gesichtern, die sie aus dem
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