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Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)

Titel: Abrechnung: Ein Fall für Kostas Charitos (German Edition)
Autoren: Petros Markaris
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Vater als auch Fanis betrifft.«
    Katerina ist völlig baff, während Fanis auflacht.
    »Adriani, du bist unschlagbar«, meint er.
    »Findest du das komisch?«
    »Überhaupt nicht. Mania hat das einzig Richtige gemacht, sie hat rechtzeitig den Absprung aus dem Staatsdienst geschafft. Vielleicht sollte ich dasselbe tun.«
    »Einen Posten im öffentlichen Dienst gibt man nicht so einfach auf«, erwidert Adriani entschieden. »Selbst wenn die Geldquellen vorläufig versiegt sind: Sie werden wieder sprudeln.«
    »Aber wann, Mama?«, fragt Katerina. »Erinnerst du dich noch, als ich für das UN -Flüchtlingskommissariat in Afrika arbeiten wollte? Da hast du mir gesagt: Mit Geduld und Spucke wird’s schon wieder. Und meine große Frage war: wann? Und dieselbe Frage stellt sich nun schon wieder.«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnet Adriani aufrichtig. »Das kann ich heute genauso wenig beantworten wie damals. Deshalb müssen wir sehen, wie wir damit zurechtkommen. Von heute an stellen wir einen Kochtopf auf den Herd für die ganze Familie.«
    »Wie meinst du das?«, fragt Katerina.
    »Dass ihr jeden Abend zum Essen herkommt. Einmal für vier Personen zu kochen ist billiger als zweimal für zwei. Den Luxus können wir uns nicht mehr leisten.«
    »Mama, meinst du das im Ernst? Wir sollen jeden Abend hier zur Essensausgabe antreten?«
    »Wieso, hast du was dagegen? Fanis isst ohnehin im Krankenhaus zu Mittag und dein Vater im Büro. Du kommst mit einem Sandwich durch den Tag und ich mit Tee und Käsebrot. Solange dieser Ausnahmezustand anhält, essen wir abends zusammen etwas Warmes.«
    »Deine Mutter hat recht«, meint Fanis zu Katerina. »Einverstanden, aber unter einer Bedingung.«
    »Und das wäre?«, frage ich.
    »Wir zahlen abwechselnd«, erläutert Fanis. »Eine Woche ihr, eine Woche wir.«
    »In nächster Zeit muss gar niemand zahlen«, sagt Adriani. »Und danach sehen wir weiter.«
    »Hast du mit dem Leiter des Supermarkts eine Vereinbarung ausgehandelt?«, ziehe ich sie auf.
    »Nein, ich habe zweihundert Euro beiseitegelegt.«
    »Wo hast du die denn aufgetrieben?«, frage ich überrascht.
    »Nirgends, ich hab sie gespart. Seit Monaten habe ich mir gesagt, irgendwann wird der Staat nichts mehr zahlen. So habe ich jedes Mal beim Einkaufen etwas Geld abgezweigt, einmal drei, ein andermal fünf Euro. So sind nach und nach zweihundert zusammengekommen.«
    »Auf was für tolle Ideen du immer kommst!«, sage ich mit aufrichtiger Bewunderung. »Obwohl ich selber auch Angst vor einem Gehaltsstopp hatte, bin ich nicht auf den Gedanken gekommen, etwas zurückzulegen.«
    »Frauen sind eben kreativ und erfinderisch«, lautet ihr Kommentar diesmal. »Darüber hinaus kehren wir zu den Gewohnheiten zurück, die wir aus dem Dorf und aus unserer Kindheit kennen. Fleisch kommt nur einmal die Woche auf den Tisch, ansonsten ernähren wir uns von Gemüse und Hülsenfrüchten. Seit Jahren gehen uns Spezialisten im Fernsehen mit ihrer Litanei von der gesunden Ernährung auf den Geist. Tja, jetzt ernähren wir uns notgedrungen gesund! Meine selige Mutter hat immer gesagt: ›Wer das Böhnchen nicht ehrt, ist der Suppe nicht wert.‹ Euch werden die Bohnensuppen, die ich euch servieren werde, bald zum Hals heraushängen.«
    Von heute an übernimmt also Adriani das Kommando über beide Zweige der Familie. Angesichts der Tatsache, dass die letzten vier Jahre die Troika, bestehend aus Europäischer Kommission, EZB und IWF , das Sagen hatte, ist mir Adrianis Kommando lieber.
    Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, Katerina nach dem Symbol auf dem Computerbildschirm zu fragen, mit dem Koula nichts anfangen konnte.
    »Ach, das verschieben wir auf ein andermal«, antwortet Katerina. »Sieh lieber zu, dass du die Grundlagen erlernst. Das Symbol erkläre ich dir später.« Sie hält inne und blickt mich an. Schließlich sagt sie: »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    Es klingt etwas gepresst, da es ihr noch nie leichtgefallen ist, um etwas zu bitten. Von klein auf wollte sie immer alles alleine schaffen.
    »Aber gern, wenn es in meiner Macht steht.«
    »Gestern wurde ein gewisser Kyriakos Demertsis festgenommen.«
    »Von welchem Dezernat?«
    »Von der Drogenfahndung. Er wird beschuldigt, in der Ajiou-Konstantinou-Straße Drogen verkauft zu haben.«
    »Und was sagt Demertsis dazu?«
    »Er hat gestanden und mich als seine Strafverteidigerin engagiert.«
    »Wenn er gestanden hat, kannst du höchstens versuchen, entlastende Beweise zu finden.
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