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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby
Autoren: S Dessen
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hier?«
    Ich öffnete den Mund, um darauf zu antworten. Irgendetwas, irgendein Wort, selbst wenn es nicht das richtige war. Doch es kam nichts. Stattdessen wanderte mein Blick an ihm vorbei in die Ferne, zu dem weit ausgebreiteten Panorama hinter und unter Nate. Es war nicht leer, beileibe nicht. Und vielleicht konnte man sich davon inspirieren lassen. Mir jedenfalls schien es zu helfen, denn plötzlich wusste ichgenau, was ich sagen musste. Zumindest war mir klar, wo und wie ich anfangen konnte. Und sei es auch nur, weil Cora damals, als die ganze Geschichte begann, zufällig etwas Ähnliches zu mir gesagt hatte.
    »Es ist kalt.« Ich streckte meine Hand aus. Ihm entgegen. »Du solltest reinkommen.«

Kapitel neunzehn
    Nate kam rein. Ihn dazu zu bewegen, mit mir zurückzukehren, erwies sich allerdings als wesentlich schwieriger.
    Im Gegenteil, wir saßen mehr als zwei Stunden auf einem der Sofas in diesem Apartment und besprachen bis ins Kleinste, was geschehen war, bevor er endlich einwilligte, wenigstens mit noch jemandem zu reden. Wer das zu sein hatte, darüber brauchte ich nun wirklich keine Sekunde lang nachzudenken. Ich nahm mir Nates Handy, wählte eine Nummer, und als wir bei mir daheim ankamen, wartete Cora bereits auf uns.
    Während Nate ihr alles genauestens erzählte, saßen die beiden am Tisch; ich hatte mich an die Küchentheke verkrümelt. Nate meinte, am Anfang   – als er gerade wieder zu seinem Vater zurückgezogen war   – sei noch alles in Ordnung gewesen. Er hatte zwar gelegentlich finanzielle Probleme oder Zoff mit Leuten gehabt, denen er Geld schuldete, ließ seinen Ärger allerdings nicht allzu oft an Nate aus. Doch ab Herbst, als die Geschäfte bei
REST ASSURED
immer schlechter liefen, war die Situation eskaliert. Und seit Weihnachten ging gar nichts mehr; Nates Vater hätte immer mehr Kredite abbezahlen müssen, das nicht mehr gekonnt und wäre entsprechend immer unberechenbarer und jähzorniger geworden. Nate sagte, er habe vorhabt, irgendwiedurchzuhalten, es auszusitzen. Aber vor ein paar Tagen hätten sie sich dermaßen gestritten   – daher auch die Blutergüsse   –, dass er endgültig die Nase voll gehabt hätte.
    Cora war einfach unglaublich! In jeder Beziehung und bei allem, was sie tat. Egal ob sie einfach bloß mit ernstem Gesicht zuhörte, behutsame Fragen stellte oder ihre Kontakte beim Jugendamt anrief, damit sie sich informieren und Nates Fragen nach seinen jetzigen Optionen beantworten konnte. Letztlich war sie es auch, die die Nummer seiner Mutter in Arizona wählte; ruhig, sachlich, professionell setzte sie Nates Mutter die Situation auseinander, bevor sie Nate aufmunternd zunickte und den Hörer an ihn weitergab, damit Nate das Gespräch selbst zu Ende führen konnte.
    Noch am selben Tag wurde ein Flug gebucht und beschlossen, wie und wo es vorläufig für Nate weitergehen würde. Für den Rest des Schuljahrs würde Nate bei seiner Mutter in Arizona wohnen; anschließend seinen Job in dem Schwimmcamp in Pennsylvania antreten, den er bereits letztes Jahr klargemacht hatte. Im Herbst würde er dann an »unserer« Uni (der im Nachbarort) anfangen zu studieren; er war bereits vorzeitig aufgenommen worden, allerdings ohne Stipendium. Das hatte er verloren, weil er ja mitten im Schuljahr aus dem Schwimmteam ausgeschieden war. Trotzdem hoffte er, dass der Coach ihn womöglich als Ersatzmann aufstellen oder ihm zumindest erlauben würde, am Training teilzunehmen. Er hatte es zwar nicht so geplant, aber es war besser als nichts.
    Als Mr Cross dahinterkam, wie sich das Leben seines Sohnes ab jetzt gestalten würde, war er alles andere als glücklich. Zu Beginn bestand er darauf, dass Nate zu ihm zurückkam, drohte sogar damit, die Polizei einzuschalten, falls Nate sich weigern sollte. Erst als Cora ihn nüchterndarauf hinwies, Nate habe genügend gegen ihn in der Hand und ausreichend Gründe, um ihn anzuzeigen, hörte er endlich auf rumzukrakeelen. Aber nicht mit dem ständigen Telefonterror: Er sorgte dafür, dass alle wussten, wie sehr er diese Entwicklung des Geschehens missbilligte. Und machte es Nate so schwer wie möglich, seine Sachen zu packen und für die paar Tage, bis er abflog, bei uns einzuziehen.
    Ich tat mein Bestes, um Nate abzulenken. Schleppte ihn ins
Vista
, in einen Film nach dem anderen (was wir uns dank Olivias Großzügigkeit leisten konnten, da wir weder Eintritt noch das Popcorn zahlen mussten). Ging mit Roscoe und ihm spazieren. Unternahm
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