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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Autoren: Karin Auditor
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erwiderte spöttisch: »Was passiert mit einem, wenn man plötzlich seinen Bruder tot neben sich liegen sieht, nachdem man seine halbe Familie und das Vertrauen in sich selbst und die lichtvollen Mächte verloren hat?« Er schüttelte verbittert den Kopf und schwieg. Nach einer stummen Minute fuhr er fort: »Ich wusste nur noch: Ich will nicht mehr weitermachen. Nicht so.«
    Solfajama sah ihn milde an, aber in seinen Augen blitzte etwas auf, das Robin nicht deuten konnte. Vielleicht war es Unmut oder Erstaunen. Er wartete, doch der Alte schwieg. So erzählte er weiter von den endlosen Stunden seiner Totenwache, von seinem Traum am Framerror zu stehen, von dem Kampf mit einem Wesen, das aussah wie ein gehörnter Mensch, den Schreien seines Sohnes und der schattenhaften Gestalt, die ihn verfolgte.
    »Und dann erschien vor mir ein helles Licht. Es war so klar und kraftvoll. Es hat mir den Weg zum Ausgang gewiesen.«
    Er endete jäh und der Alte nickte vielsagend. »Das Licht auch Thuri gesehen hat. Sie rief nach dir, doch folgen wolltest du ihr nicht. Du verschlossen hast dein Herz vor Traurigkeit und Leid und hast der nicht vertraut, die dich liebt.«
    Robin sagte nichts. So war es. Er erinnerte sich noch undeutlich an Thuris Verschwinden und ihre Worte. Doch war es ihm egal gewesen.
    Solfajama nickte wieder und viele Lachfältchen bildeten sich um seine Augen, als er sagte: »Ja, dumm du gewesen, wie Nuss, die zu früh fällt vom Baum. Aber Thuri nicht dumm. Viele Lichter sie zunächst geschickt zu dir, doch keines du gesehen. Denn die Kralle hatte dich schon in ihrem Würgegriff.«
    Robin hatte das Wort Kralle schon von Thuri gehört, doch er konnte sich beim besten Willen nichts darunter vorstellen. Der alte Mann schien seine Gedanken zu lesen, denn er sagte: »Die Kralle! Die alte Hexe im Zwischenreich. Dunkel ist ihre Geschichte. Sie ein Schatten ist, der alles Licht aufsaugt und nichts hindurch lässt durch die Barriere.«
    »Also war der Gehörnte, der mich angriff, die Kralle?«
    Jetzt schüttelte der Alte bedächtig den Kopf und sah Robin weiter belustigt an, was diesen irritierte. »Wer war es dann?«, fragte er ein wenig verstimmt.
    Der Greis schloss die Augen und murmelte wie in Trance: »Als deine Gefährtin sah, dass das Licht, das sie schickte, dir nichts nützte, sie die Dunkelheit beschwor. Gefährlich zwar und nicht ohne Folgen, aber sie nur dachte an dich. Du ein Kämpfer bist, sie wusste es. Sie sandte dir den Schrecken und den Ruf, dem du folgen würdest. Der Schrecken, der einem Dämon glich und den Ruf des Jungen, den du vermisst.«
    Robin glaubte, den Alten nicht richtig verstanden zu haben. Er runzelte die Stirn. »Der Gehörnte hätte mich fast getötet! Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass Thuri versucht hat, mich umzubringen?«
    Der Alte legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Nicht real der Schrecken war, nur Vision, die du zu sehen erwartet hast. Die Kralle hat‘s nicht gemerkt. Gedanken der Dunkelheit sie nicht als Gefahr erkennt! Oh, wie böse sie war, als du ihren Klauen entkommen. Sie wird rächen sich an deiner Gefährtin. Aber Thuri getan, damit du lebst.«
    Robins Mund wurde trocken. »Wie wird sie sich rächen?«
    »Oh, das keiner weiß. Aber du solltest bleiben in der Nähe von Thuri, wenn ihr wieder geht hinüber. Kralle wartet immer auf neue Opfer.«
    Robin durchbohrte der Schmerz rachewütiger Pfeilspitzen, aber Solfajama schaute ihn nur liebevoll an. »Du nicht scheitern wirst, wenn du vertraust dir und ihr. Und wir euch helfen werden, an ihr vorbeizukommen.« Der Alte richtete sich nun auf, und klopfte Robin auf die Schulter. »Du jetzt froh sein kannst über solches Geschenk. Nur wenigen wird zweites und drittes Leben geschenkt.« Er wandte sich zum Gehen. »Essen musst du jetzt. Mein Saft dich nicht länger erhalten kann.« Er machte eine kleine Handbewegung und Robin spürte einen Energieabfall in seinem Körper. Er ließ sich ermattet auf die Kissen sinken und fiel in einen kurzen Dämmerschlaf, aus dem er kurze Zeit später erquickt erwachte.
     
    Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Doch im Zelt brannten kleine Laternen in warmen Goldtönen und beleuchteten eine buntgewebte Decke, die den Zelteingang umspannte. Dort stand Thuri und Robin fand, dass sie noch nie so schön ausgesehen hatte. In ihr schulterlanges braunes Haar waren viele bunte Lederbänder eingeflochten und ihre Lippen leuchteten karminrot. Sie trug ein Tablett, das mit einer
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