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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Autoren: Karin Auditor
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grinsen musste. »Was ist los? Was ist so lustig?«, fragte er schmunzelnd.
    »Es ist nichts«, erwiderte sie immer noch kichernd und richtete sich auf. »Das mit dem Kornmahlen war eine Idee von Solfajama. Er sagte, wenn ich schon tagelang an deinem Lager sitze und dich pflege, soll ich mich wenigstens noch anderweitig beschäftigen.« Sie sprach jetzt schnell und hastig, als ob sie die Erinnerungen daran lieber aus ihrem Gedächtnis vertreiben wollte. »Ich bin anfangs fast verrückt geworden. Es ist schwieriger, als man meint, vor allem, wenn man es als Kind nicht richtig gelernt hat.«
    Robin sah sie fragend an. »Tagelang? Wie lange war ich denn… bewusstlos?«
    Thuri zögerte und schlug die Augen nieder. »Sieben Tage, Robin. Solfajama sagte, wenn du heute nicht erwachst, hast du deine Seele bei der Kralle gelassen.« Sie schluckte und Tränen schimmerten in ihren Augen. »Aber du bist wach und hast bestimmt Hunger!«
    Sie stand auf und wandte sich ab und Robin schloss für einen Moment die Augen. Erinnerungen an seine Totenwache stahlen sich in sein Bewusstsein.
    »Ich wäre beinahe bei ihm geblieben«, sagte er nach einer Weile.
    Thuri schüttelte bekümmert den Kopf. »Robin nicht, quäle dich jetzt nicht mit den Erinnerungen an Jack oder Abiona.«
    Robin starrte sie an. »Ich habe ihn gehört, Thuri. Ich habe Abionas Stimme gehört!«
    Thuri presste die Lippen zusammen und schüttelte erneut den Kopf. »Ja, das war beabsichtigt. Aber es war nicht Abiona, den du gehört hast, sondern...«
    Sie brach ab, denn in diesem Moment verschwand die Sonne am Horizont und ein Greis betrat murmelnd und mit leicht zitterndem Gang das Zelt. Thuri lächelte den Ankömmling warm an und sagte schnell: »Robin, darf ich dir unseren Gastgeber und Freund vorstellen. Dies ist der Wächter, der die Sonne grüßt, Solfajama. Ihm haben wir unser Überleben zu verdanken.«
    Der Alte schien Thuris Worte nicht vernommen zu haben, denn er murmelte nur leise vor sich hin: »Wahrheit will ans Licht. Er glaubt es nicht, glaubt es nicht.« Dann hob er plötzlich den Kopf, richtete sich zu voller Größe auf und Robin erkannte, dass er kein einfältiger Kauz war, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Sein faltiges Gesicht leuchtete warm wie das Licht der untergehenden Sonne und seine klaren blauen Augen blickten gütig und weise auf ihn herab. Auch schien eine sonderbare Macht von ihm auszugehen. Eine Macht, die Heilung und Stärkung versprach und die es Robin ermöglichte, sich ein wenig mehr aufzurichten.
    »Willkommen Krieger, der die Kralle überlistet«, sagte der Alte freundlich und neigte die Augen zum Gruß. »Lang warst du erwartet. Doch bedanken musst du dich nicht bei Solfajama, sondern bei ihr, der Lichtgesegneten!«
    Robins Blick glitt zu Thuri hinüber, die immer noch neben ihm kniete und jetzt errötete. Doch bevor Robin nachfragen konnte, was das zu bedeuten hatte, war der Alte an Thuri herangetreten und sprach mit ihr, als wäre sie eine nahe Vertraute. »Die Gnomi fragten nach dir. Es wäre freundlich, Kind, wenn du sie mit deiner Schönheit beglücken könntest.«
    Er strahlte sie an und Thuri neigte den Kopf und verließ das Zelt, ohne sich noch einmal zu Robin umzudrehen.
    Der alte Mann indes setzte sich umständlich auf das niedrige Kissen, das neben Robins Schlafstätte lag, legte seinen Stab aus der Hand und musterte Robin genauer: »Sieh mich an, Junge. Sieh hierher.«
    Der Alte deutete auf eine Stelle zwischen den Augenbrauen und Robin sah erst jetzt eine goldene Sonnenscheibe versteckt zwischen den buschigen Augenbrauen hervorblitzen.
    »Gut, gut. Genesen bist du fast vollständig. Eine Nacht und du darfst stehen und gehen, wohin dich dein Herz trägt, mein junger Freund.«
    Robin fühlte sich mit seinen fast vierzig Jahren keineswegs jung, aber je mehr er in diese tiefen, weisen Augen blickte, um so mehr kam er sich vor wie ein Kind, das sich verlaufen hatte, in einem Land, das es nicht kannte und nicht verstand.
    »Wo bin ich?«, hörte er sich fragen und er klang dabei tatsächlich wie ein kleiner Junge.
    Der Alte schaute ihn gütig an und schüttelte dann den Kopf. »Das die falsche Frage gewesen ist. Erste Frage hätte heißen müssen: Wie bin ich hierher gelangt?«
    Als Robin nichts erwiderte, nickte der Greis und schaute dann gedankenverloren in die Ferne. »Was passiert ist in der Höhle, als du saßest bei der Hülle deines Bruders, hmm?«
    Robin schauderte bei dem Gedanken an Jacks Leichnam und
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