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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe
Autoren: Arnaldur Indriðason
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…«
    »Aber nicht, wenn ich das wollte?«, fragte Súsanna.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Haustür. Patrekur kam ins Wohnzimmer. Er hatte Sigurður ÓlisAuto in der Einfahrt gesehen, und seine besorgte Miene war nicht zu übersehen.
    »Was ist hier los?«, fragte er und starrte die beiden an. Er spürte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte und versuchte, Súsanna in die Arme zu nehmen. Sie ließ das nicht zu, sondern wich ihm aus und machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Was ist?«, fragte Patrekur.
    Er blickte seine Frau an und dann Sigurður Óli. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Was geht hier vor?«, fragte Patrekur.
    »Súsanna?«, sagte Sigurður Óli.
    Súsanna begann zu schluchzen.
    »Súsanna kennt …«
    »Ich will ihm das sagen, gestatte mir das bitte«, unterbrach Súsanna ihn.
    »Selbstverständlich«, sagte Sigurður Óli. »Ich geh solange hinaus.«
    Eine gute Stunde später fuhr er mit Súsanna und Patrekur zum Hauptdezernat an der Hverfisgata. Patrekur durfte sie nur bis zum Hintereingang am Parkplatz begleiten, dort mussten sich die Eheleute voneinander verabschieden. Patrekur hatte immer noch nicht völlig begriffen, was geschehen war, und er konnte sich kaum von seiner Frau trennen.
    Sigurður Óli machte sich auf die Suche nach Finnur, um ihn über die neuesten Entwicklungen zu informieren und ihm mitzuteilen, dass er sich von der Ermittlung zurückziehe. Er war dankbar, dass Finnur sich mit irgendwelchen hämischen Bemerkungen zurückhielt. Vielmehr nutzte er die Gelegenheit, ihm mitzuteilen, dass Alain Sörensen in Luxemburg wegen des Verdachts auf Geldwäsche verhaftet worden sei. Die drei Banker waren jetzt also wichtige Zeugen in dem bevorstehenden Prozess gegen ihn. Da die beiden Fälle so eng miteinander verzahnt waren, konnte Sigurður Óli sich auch nicht mehr an den Ermittlungen im Zusammenhang mit Þorfinnurs Tod beteiligen. Bevor er nach Hause fuhr, beschloss er, trotzdem noch einmal mit Sverrir zu reden, der darauf wartete, aus seiner Zelle im Hauptdezernat in die Untersuchungshaft nach Litla-Hraun gebracht zu werden.
    »Weshalb seid ihr vier nach Snæfellsnes gefahren?«, fragte er, nachdem sich die Stahltür hinter ihm geschlossen hatte.
    Sverrir saß wieder auf der blauen Matratze. Er hatte in der Nacht kaum geschlafen, und am Morgen war sein Rechtsanwalt bei ihm gewesen. Die offiziellen Vernehmungen würden an Nachmittag beginnen, und zwar in Litla-Hraun.
    »Ging es darum, Þorfinnur loszuwerden?«
    Sverrir schwieg sich aus. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand, der Kopf war auf die Brust gesunken. Er hatte nicht einmal hochgeschaut, als Sigurður Óli die Zelle betreten hatte.
    »Oder ging es darum, Þorfinnur wieder auf eure Seite zu ziehen?«
    Sverrir antwortete nicht.
    »Þorfinnur hatte herausgefunden, woher das Geld stammte, das ihr für Alain Sörensen gewaschen habt. Er ist ausgerastet. An Geschäften mit Pornographie, gar nicht zu reden von Kinderpornographie, beteiligt zu sein, kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Du dagegenfandest das völlig in Ordnung. Arnar und Knútur hatten dazu keine Meinung. Þorfinnur wollte den ganzen Kram hinschmeißen, aber nicht genug damit, er hatte auch vor, sich mit den zuständigen Behörden in Verbindung zu setzen, um ihnen zu melden, was da vor sich ging. Er wollte klare Linien, er wollte sich aus dem Sumpf befreien, in den ihr ihn hineingezogen hattet, er wollte wieder von vorne anfangen.«
    Sverrir war stumm wie ein Grab und starrte auf die Wand vor ihm.
    »Und dann ist dir eine Methode eingefallen, wie ihr ihn loswerden konntet. Dazu musstet ihr aber raus aus der Stadt. Alle wissen, dass es immer wieder Unfälle bei Reisen in Island gibt – die Landschaft und das Wetter stellen immer eine Gefahrenquelle dar. Du wolltest unbedingt Arnar und Knútur mit dabeihaben, um keine Verdachtsmomente aufkommen zu lassen. Es sollte wie ein Arbeitswochenende aussehen. Ich weiß nicht, inwieweit die beiden am Tod von Þorfinnur beteiligt waren. Kannst du mir das sagen? Sie haben sich angeblich erst in letzter Sekunde dazu entschlossen, auf den Gletscher zu fahren, oder war auch das abgesprochen?«
    Sverrir gab immer noch keinen Ton von sich.
    »Þorfinnur hat sich ganz sicher mit dir und den anderen gestritten«, fuhr Sigurður Óli fort. »Ihr wolltet ihn dazu überreden, die Sache zu überdenken, aber Þorfinnur blieb unbeirrbar. Er hatte etliche Millionen an dem Deal verdient, aber er wollte sie loswerden. Du
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