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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
Autoren: PeP eBooks
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alleiniger Mieter eingetragen. Keine Vorstrafen und von Beruf Kraftfahrer, wie uns telefonisch mitgeteilt worden war. Monika S. war unter dieser Anschrift polizeilich nicht gemeldet. Deshalb kannten wir weder ihre Personalien noch wussten wir zu diesem Zeitpunkt, welch ein »amtsbekanntes Früchtchen« sie war.
    Wir läuteten bei anderen Mietern, um erst einmal ins Haus zu kommen. Das klappte. Die Wohnung lag im Parterre rechts. Wir hörten darin aufgeregte Stimmen, konnten aber nichts verstehen. Wir klingelten an der Wohnungstür, und es dauerte keine fünf Sekunden, bis Matthias A., ein schlanker, ca. 35 Jahre alter und etwa 1,80 Meter großer Mann, öffnete. Er wirkte ungepflegt,
hatte einen Dreitagebart und dunkles, langes Haar, das strähnig bis zu den Schultern reichte. Er war offensichtlich gerade im Begriff, die Wohnung zu verlassen, da er einen Anorak trug und eine Reisetasche in der Hand hatte. Zwei Meter hinter ihm stand eine blonde, große, kräftige Frau im Flur und schaute genauso erschreckt wie Matthias A., als sie hörte, dass wir von der Kriminalpolizei seien. Der blasse und nervös wirkende Mann setzte die Tasche ab, wir baten um Einlass, und er trat wortlos zurück und machte uns den Weg frei.
    »Wollen Sie verreisen?«, fragte ich und deutete auf die Reisetasche.
    »Nein, nur zum Bezirkskrankenhaus nach Haar«, antwortete Matthias A. nach kurzem Zögern. So, als wäre ihm keine andere Antwort eingefallen.
    »Ach ja, nach Haar? Was ist denn passiert?«
    Matthias A. deutete auf die Frau im Hintergrund und erklärte, sie habe psychische Probleme und deshalb wollte er sie in ärztliche Behandlung bringen. Jetzt wurde es interessant.
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich abermals.
    »Sie hat viel Blut gesehen«, antwortete er und fügte sofort an: »Im Schlachthof. Wir waren am Schlachthof, weil wir eine Arbeit für sie gesucht haben, und da hat sie hineingeschaut und all das Blut gesehen, und jetzt dreht sie fast durch.«
    Wo sie das viele Blut wirklich gesehen haben dürfte, konnte ich zwar nicht wissen, aber ich ahnte es. Ganz bestimmt nicht im Schlachthof. Abgesehen davon, dass man dort nicht so einfach in den Schlachtbereich hineinspazieren kann, klang es doch sehr nach einer hastig überlegten Ausrede, was Matthias A. da von sich gab.

    »Aha«, sagte ich deshalb nur und machte den Vorschlag, uns besser getrennt zu unterhalten. Dann würde es schneller gehen, gab ich als Begründung an, ohne aber zu erklären, was ich damit genau meinte. Trotzdem wollte keiner von beiden wissen, weswegen wir eigentlich hier seien. Mein Kollege, so fuhr ich fort, würde am besten mit ihm im Wohnzimmer sprechen und ich würde mit der Dame kurz im Treppenhaus reden wollen. Matthias A. nickte, doch die Frau reagierte panisch. Sie wolle unbedingt bei ihrem Freund bleiben, meinte sie fast flehentlich und hakte sich bei ihm unter, als ob sie ihn festhalten wollte. Es dauerte etwas, bis ich sie freundlich lächelnd davon überzeugt hatte, dass ich auch ein ganz netter Mensch wäre und sie sich vor mir doch nicht fürchten müsse. Schließlich ging mein Kollege mit Matthias A. in das Wohnzimmer der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung und ich ging mit der Frau ins Treppenhaus. Und hier sollte ich das schnellste Geständnis meiner gesamten Laufbahn erhalten.
    »Kennen Sie einen Herrn Emil S.?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Sie sind aber doch vorhin mit Ihrem pinkfarbenen Fahrrad dauernd an seinem Wohnhaus vorbeigefahren und haben hinaufgestarrt zu seiner Wohnung, in der Sie doch schließlich eine Zeit lang gelebt haben, oder?«
    »Das schon, aber mit der Sache habe ich nichts zu tun.«
    »Mit welcher Sache?«
    »Der da drin hat ihn umgebracht. Der hat auch einen Anwalt, ich habe keinen. Fragen Sie ihn. Er hat den Emil erschlagen, nicht ich. Ich war nur dabei.«
    Wir gingen hinaus auf den Hof. Ich rief einen Streifenwagen, und drei Minuten später war Monika S. unterwegs
zum Polizeipräsidium. Festgenommen und als Beschuldigte über ihre Rechte belehrt.
    Kaum war der Streifenwagen weg, kam mein Kollege mit Matthias A. aus dem Haus. Ich ging auf die beiden zu.
    »Sie sind festgenommen, Herr A. Wegen Mordverdachts. Heben Sie bitte die Hände, ich muss Sie durchsuchen«, sagte ich zu ihm. Wortlos streckte er die Hände seitlich aus, und ebenso wortlos begann mein Kollege, ihn zu durchsuchen. Ich war mir nicht sicher, wer von den beiden mehr überrascht bzw. verblüfft war, erfuhr aber nachträglich, dass es mein Kollege war. Matthias
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