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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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vorherzusagen, dass ihre Beziehung böse enden musste. Schließlich war Daniel Haag unter den Autoren, deren Geschichten sie illustrierte, der erfolgreichste und damit so etwas wie ihr Boss. Und Affären mit dem Boss endeten meistens böse.
Wie böse
allerdings, hatte niemand geahnt. Nicht einmal ihre Eltern.
    Alles hatte harmlos begonnen. Das tat es in solchen Fällen vermutlich immer. Linda war Daniels aufbrausendes Temperament natürlich nicht entgangen, nur hatte sie seine Eifersüchteleien anfangs noch amüsiert belächelt, wenn er sich zum Beispiel über das bedeutungslose Kompliment eines Kellners ärgerte oder ihr vorwarf, nicht schnell genug auf eine SMS geantwortet zu haben.
    Linda war sich bewusst, dass ihre direkte Art viele Kerle verunsicherte. Sie machte gern dreckige Witze, lachte gerne und laut und war sich nicht zu fein, im Bett die Initiative zu ergreifen. Auf der anderen Seite konnte es ihrer Eroberung passieren, nach einer durchtanzten Nacht im Club am nächsten Morgen in die Nationalgalerie geschleift zu werden, um hier zu erleben, wie wildfremde Menschen an Lindas Lippen hingen, während sie aus dem Stegreif über die ausgestellten Kunstwerke referierte. Viele ihrer Bekanntschaften waren schlicht überfordert und dachten, sie wäre ein durchgeknalltes Huhn, das mit zahlreichen Männern ins Bett stieg, was nicht der Wahrheit entsprach. Dass viele ihrer Beziehungen so rasch endeten, lag allein daran, dass sie es mit einem »herkömmlichen Exemplar« nicht lange aushielt; also mit einem Kerl, der ihren Humor nicht teilte. Aus diesem Grund hatte sie einen simplen Test entwickelt, mit dem sie noch in der ersten Nacht überprüfte, ob eine Beziehung aus ihrer Sicht überhaupt Zukunft haben konnte: Sobald ihre Eroberung sich schlafend zur Seite drehen wollte, schüttelte sie den Mann wieder wach und fragte scheinbar wütend: »Sag mal, wo hast du denn das Geld hingelegt?«
    Bislang hatten nur zwei Männer gelacht, und mit dem ersten war sie fünf Jahre zusammengeblieben. Die Beziehung mit dem zweiten, Danny, hatte ein knappes Jahr gedauert, aber diese Zeit kam ihr heute wie eine Ewigkeit vor, denn die Monate mit ihm waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen.
    »Kleines, hab ich dir nicht versprochen, dass wir uns um ihn kümmern?«, hörte Linda ihren Bruder fragen, während sie nackt ins Schlafzimmer tapste und dabei eine Tropfspur und feuchte Fußabdrücke auf dem Parkett hinterließ. Ihr war kalt, aber sie ekelte sich davor, das feuchte Handtuch anzufassen.
    Ja, hast du,
dachte sie, den Hörer fest ans Ohr gepresst.
Du hast mir versprochen, dafür zu sorgen, dass Danny damit aufhört, aber vielleicht war das diesmal eine Nummer zu groß für dich?
    Linda wusste, es würde nichts bringen, diese Frage zu stellen. Wenn ihr großer Bruder eine Schwäche hatte, dann die, dass er sich für unbesiegbar hielt. Schon seine äußere Erscheinung schlug die meisten Widersacher in die Flucht. Die wenigen, die dumm genug waren, sich mit einem ein Meter neunzig großen Muskelberg anzulegen, der in seiner Freizeit Straßenkampf trainierte, hatten ihren Größenwahn mit einem Krankenhausaufenthalt bezahlen müssen. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen stand Clemens die körperliche Gewalt ins Gesicht geschrieben, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte sich von einem Mitarbeiter seines Neuköllner Tattoostudios die Eintrittswunde einer Pistolenkugel mitten auf der Stirn tätowieren lassen …
    »Was habt ihr mit Danny gemacht?«, fragte Linda, als sie vor ihrem Koffer mit ihren Habseligkeiten stand. Vierzehn Tage war sie nun schon hier, und noch immer hatte sie ihre Kleidung nicht in den Schrank geräumt. Sie griff sich eine Jeans und schlüpfte ohne Unterhose hinein. »Ich hab ein Recht, es zu wissen, Clemens.«
    Linda war die Einzige, die ihren Bruder gefahrlos beim Vornamen nennen durfte. Alle anderen, selbst ihre Eltern, mussten ihn mit dem Nachnamen ansprechen, weil
Kaminski
Clemens’ Meinung nach sehr viel männlicher klang als der »Schwuppen-Vorname«, den seine Mutter für ihn ausgewählt hatte. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch miteinander redeten, nachdem Clemens durch seinen Lebenswandel so ziemlich alle Ideale verraten hatte, für die seine Eltern sich ein Leben lang abgerackert hatten.
    »Du brauchst nur zu wissen, dass Danny dir nie wieder etwas antun wird.«
    »Ach ja? Habt ihr ihm etwa die Finger gebrochen, mit denen er meine Todesanzeige verfasst hat?« Linda schloss die Augen
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