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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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und erinnerte sich an die halbe Seite in der Sonntagszeitung; an den schwarzen Rand und das dezente Kreuz neben ihrem Namen. Als Todesdatum hatte Danny den Tag angegeben, an dem sie mit ihm Schluss gemacht hatte.
    »Habt ihr ihm die Augen ausgestochen, mit denen er durch die Videokamera gestarrt hat?«
Mit der er mich filmte, während ich mich mit meinen Freundinnen traf? Während ich einkaufen ging? Während ich schlief?
    »Oder habt ihr ihm die Hände abgehackt, mit denen er mir die Säure in meine Hautcreme gemischt hat?«
Nachdem ich gedroht hatte, ihn anzuzeigen, wenn seine Belästigungen nicht aufhören würden?
    Unbewusst tastete sie nach den Narben auf ihrer Stirn.
    »Nein«, sagte Clemens tonlos. »So leicht ist der Idiot uns nicht davongekommen.«
    »Er ist kein Idiot.«
    Ganz im Gegenteil. Danny Haag war weder dumm noch ein unkontrolliert aufbrausender Hitzkopf. Alles, was er tat, tat er erst nach gründlicher und intelligenter Planung, und immer so, dass keine seiner Handlungen zu ihm zurückverfolgt werden konnte. Zudem bereitete es ihm anscheinend keine Probleme, wochenlang abzuwarten, bevor er wieder zuschlug, weshalb die Polizei sich nicht veranlasst gesehen hatte, gezielt gegen Danny vorzugehen. Nach Meinung der Behörden sprachen die für einen Stalker untypisch langen Intervalle, in denen Linda in Ruhe gelassen worden war, gegen einen einzelnen Täter. Viel wahrscheinlicher sei es, dass Linda einfach nur Pech gehabt hatte und zufällig von verschiedenen Männern belästigt worden war
(»Von fanatischen Lesern Ihrer Comics vielleicht?«),
und genau diese Fehleinschätzung hatte Danny provozieren wollen. Zudem war er ein bekannter Autor, wohlhabend und gutaussehend, also einer, der
»jede kriegen kann«,
wie die Beamtin bei der Aufnahme ihrer Anzeige angemerkt hatte, so als wäre Linda die Nachstellungen Dannys gar nicht wert, über die sie sich hier beschwerte. Aber das hatte Clemens ja gleich gesagt: Die Gesetze waren ein Witz, ihre Hüter ein Lacher.
»Solche Sachen muss man selbst in die Hand nehmen.«
Und deshalb hatte ihr Bruder sie hier nach Helgoland gebracht, damit er sich während ihrer Abwesenheit in Berlin um Danny »kümmern« konnte.
    »Du hast mir gesagt, hier wäre ich sicher«, sagte Linda vorwurfsvoll.
    »Und das bist du auch, Kleines. Das Haus gehört Olli, du kennst meinen Kumpel. Bevor der irgendwas ausplaudert, verteilt der Papst Kondome.«
    »Und wenn mich jemand auf der Fähre gesehen hat?«
    »Dann hätte dieser Jemand keine Gelegenheit mehr gehabt, es Danny zu erzählen«, sagte Clemens mit seiner »Wie deutlich muss ich denn noch werden?«-Stimme.
    Lindas Unterlippe bebte. Im Schlafzimmer zog es durch das verzogene Fenster, und sie fror von Minute zu Minute stärker. Mit einer Hand konnte sie sich keinen Pullover anziehen. Andererseits wollte sie unter keinen Umständen die Verbindung zu ihrem Bruder auch nur für eine Sekunde unterbrechen. Also trat sie ans Bett und schlug die Bettdecke zurück, mit der sie sich zudecken wollte.
    »Sag mir, dass ich keine Angst zu haben brauche«, verlangte sie und ließ sich auf die Matratze sinken.
    »Ich schwöre es dir«, versprach Clemens, doch das konnte Linda schon nicht mehr hören, denn kaum hatte sie den Kopf auf das Kissen gelegt, schrie sie aus voller Kehle.

3. Kapitel
     
    W as zum Teufel ist da los bei dir?«, brüllte Clemens in den Hörer.
    Linda sprang aus dem Bett, als hätte die Matratze sie gebissen.
    »Komm schon, rede mit mir!«
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie ihrem Bruder antworten konnte. Diesmal war der Ekel noch schlimmer. Denn jetzt war der Beweis stichhaltiger als das feuchte Handtuch im Bad.
    »Das Bett«, keuchte sie.
    »Scheiße, was ist damit?«
    »Ich wollte mich reinlegen.«
    »Ja und?«
    »Es ist warm. Verdammt, Clemens.«
    Da hat jemand drin gelegen.
    Sie wimmerte fast und musste sich auf die Zunge beißen, um zu verhindern, dass sie unkontrolliert losbrüllte.
    »Und es riecht nach ihm.«
    Nach seinem Aftershave.
    »Okay, okay, okay, jetzt hör mir mal zu. Du bildest dir das ein.«
    »Nein, das tue ich nicht. Er war hier«, sagte sie. Dann erkannte sie ihren Irrtum.
    Er
war
nicht hier.
    Das Bett ist warm. Der Geruch noch intensiv.
    Er ist immer noch im Haus!
    Mit diesem Gedanken stolperte sie rückwärts aus dem Zimmer, drehte sich hastig um und rannte die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Sie schlüpfte in die Gummistiefel an der Garderobe.
    »Was hast du vor?«,
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