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Abgehauen

Abgehauen

Titel: Abgehauen
Autoren: Manfred Krug
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bestellen und Blumen zu werfen, damit er im »Triumphzug auf einem Blumenteppich« ausreisen könne. Durch das Wirken des IMV und unterstützt von Krug, starb dieses Projekt doch sehr schnell wieder. Krug bat nochmals nachdrücklich darum, daß ihn keiner begleite und äußerte, er wolle sowieso erst am Dienstag früh fahren.
    gegen 4.30 Uhr verließen die letzten Gäste die Feier.
     
    Montag, der 20.6.1977:
    Gegen 7.30 Uhr begab sich der IMV zum Grundstück des Krug und half ihm bei letzten Arbeiten zum Verpacken der letzten Güter. Dabei schenkte der Krug in umfangreicher Art und Weise dem IMV noch Einrichtungsgegenstände, Antiquitäten u. a. Dinge mehr. Der IMV schätzt ein, daß in der Endphase der Krug ihm restlos vertraute, was nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck kam, daß seine Schenkerei von Dingen, weit über das sonst bei ihm übliche Maß hinausging und er dabei bemüht war, keinem anderen aus seinem engeren Umgangskreis etwas zukommen zu lassen.
    -       Gegen Mittag begab sich der IMV wieder nach Hause. Dort hatten sich inzwischen versammelt:
    -       Willy Moese und Frau, die nur mal kurz zu Hause waren und ihren Sohn Heinz Moese geholt hatten.
    -       Pröbrock und Ehefrau
    -       Schwester von Ottilie Krug, Bender, mit Kindern und ihr Mann, und Jurek Becker.
    Maria Moese begann wieder verrückt zu spielen, sie halte das nicht mehr aus und wolle unbedingt mit zur GÜSt ( GÜSt = Grenzübergangstelle) . Ihr Mann beruhigte sie und ihm gelang es, sie davon zu überzeugen, daß so etwas Quatsch wäre, da Krug allein fahren wolle.
     
    Gegen 13.30 Uhr fuhr Krug dann mit seinem Mercedes mit Anhänger vor und gleich danach kam Ottilie und »Engelchen« mit dem VW. Aus der Beladung der Fahrzeuge war ersichtlich, daß die Ausreise in den nächsten Stunden bevorstand.
    Ottilie meinte, sie hätte frische Sachen für die Kinder mit und wolle sie gleich umziehen und durch Pröbrock wurden dann die Kinder geholt. Krug meinte, erfahre noch nicht, sondern wolle den übriggebliebenen Sekt erst noch austrinken, bevor erfahre. Die VP könne ihm gar nichts mehr und außerdem »hängen die Genossen von der Staatssicherheit ja ständig an ihm dran und passen auf, daß ihm nichts passiert.«
     
    Der IMV wollte gerade als Krug erschien, den Treff mit dem Mitarbeiter realisieren. Krug belegte ihn sofort mit Beschlag und er konnte wieder nicht weg. Sofort reagierte die Ehefrau des IMV, »daß sie doch auch allein zum Steinmetz fahren könne, um den Boschhammer zu holen, denn der ginge doch morgen in Urlaub und der IMV brauche das Ding ja auch unbedingt«. Damit war der Krug einverstanden und lediglich Pröbock wollte mitkommen. Es gelang der Frau des IMV jedoch allein das Haus zu verlassen. Sie erschien dann zum vereinbarten Treff und berichtete.
    Als sie gegen 15.15 Uhr vom Treff zurückkehrte, machte sich Krug sofort daran, zum Gaudi aller Anwesenden den Boschhammer auszuprobieren und wollte im Atelier des IMV die Wand aufstemmen. Das konnte gerade noch verhindert werden. Als dieser Spaß beendet war, nahm Krug den Becker allein ins Atelier und verabschiedete sich von ihm. Nach ca. 15 min kam Becker weinend aus dem Atelier gestürmt, grüßte kurz die anderen Anwesenden und verschwand sofort.
    Danach verabschiedete sich Krug von Moeses, der Bender und ihrem Mann sowie Pröbrocks. Dann nahm er sich den IMV und seine Frau vor und verabschiedete sich allein von ihnen. Dabei war er bemüht, seine Tränen die anderen Personen nicht sehen zu lassen. Er bedankte sich herzlichst für alles, was sie für ihn getan haben und brachte zum Ausdruck, daß er wünsche, daß ihre Freundschaft, die in den letzten Wochen gereift sei und sich bewährt habe, selbst in härtesten Stunden, auch weiterhin bestehen bleibe. Er werde sich bald bei ihnen melden. Er werde alles tun, damit sie als Zurückbleibende keine Schwierigkeiten bekämen und keinen Repressalien ausgesetzt würden. Er bitte sie darum, nur seinen engsten Freunden Jurek Becker, Moeses und Müller-Stahl Informationen zu geben, die er brieflich oder telefonisch übermitteln werde. ( …)
     
    Dann übergab er dem IMV seine Hausschlüssel und eine Vollmacht, daß alle Vermögensfragen und anderen Fragen, die noch zu seinen Gunsten offenstünden, hier in der DDR zugunsten des IMV übergehen würden. Er umarmte den IMV und seine Frau inniglich und stürzte aus dem Haus, sprang in sein Auto und nahm den 11jährigen Sohn mit und fuhr sofort los. Ottilie
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