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Abenteuer im Ferienlager

Titel: Abenteuer im Ferienlager
Autoren: Stefan Wolf
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er.
    Regen prasselte hernieder, als hätte man Schleusen aufgedreht. Durch die fast blinde Scheibe sah Tarzan, wie Billy Schneider sich aufs Rad schwang und eiligst zur Straße radelte. Er trug seine orangefarbene Windjacke und hatte die Kapuze festgezurrt. Schon nach wenigen Augenblicken war er hinter Regenschleiern verschwunden.
    Wie vom wilden Affen gebissen, sprang Tarzan zum Spind und riss seine Windjacke hervor. Er trug Turnschuhe. Dass Schneider sich bei diesem Wetter davonmachen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Zeit, um in feste Schuhe zu steigen, blieb nicht. Tarzan rannte in den Flur, streifte die Jacke dabei über und zerrte den Reißverschluss hoch.
    Sollte er Karl und Klößchen verständigen? Er entschied sich dagegen. Die beiden waren prima Freunde, aber – wenn’s ums Verfolgen ging – nicht halb so geschickt wie er selbst. Außerdem: Ein einzelner Verfolger kann sich leicht verbergen. Bei dreien oder vieren wird das schon schwieriger. Und Billy Schneider war sicherlich vorsichtig und dazu noch mit allen Wassern gewaschen.
    Tarzan stürmte ins Freie. Augenblicklich fühlte er sich wie geduscht. Da er ohne Kopfbedeckung war, lief ihm der Regen aus den dunklen Locken, strömte in den Kragen und flutete dann über Schultern und Rücken. Immerhin – der Regen war lau und Tarzan nicht aus Zucker.
    Er sprang aufs Rad, spurtete über den asphaltierten Weg, erreichtedas Tor, bog auf die Straße, hielt Ausschau, wich einem Auto aus, das mit Abblendlicht fuhr, und trat dann mit aller Kraft in die Pedale. Schneider hatte Vorsprung. Den galt es aufzuholen.
    Wer sich bei dem Wetter aufmacht, dachte Tarzan, hat einen triftigen Grund. Vielleicht rechnet er mit Beobachtung und glaubt, der Regen wäre seine Tarnkappe. Will er zum Beuteversteck? Wahrscheinlich. Ob das im Ort ist?
    Aber Billy Schneider fuhr nicht zum Ort.
    Tarzan entdeckte ihn in dem Moment, als der Verfolgte von der Straße abbog und in einen Feldweg fuhr.
     
    Tarzan duckte sich und blieb zurück. Hoffentlich drehte Schneider sich nicht um. Aber das Wetter half. Die Wiesenschienen zu brodeln. Dunst stieg auf. Der Regen entfaltete Schleier, die mit wehenden Rändern über das flache Land zogen.Tarzan konnte aufrücken, ohne zu viel zu riskieren.Er verlor den dunklen Schemen, der dort auf dem Rad vor ihm keuchte, nicht aus dem Blick.
    Der Boden wurde glitschig. Manchmal rutschten die Reifen weg. Es war schwer, die Balance zu halten.
    Plötzlich waren sie am Wald und Billy Schneider verschwand unter den Bäumen. Tarzan folgte vorsichtig. Aber weil er vorausspähte – in das graue Licht unter den Buchen, konnte er nicht auf den Weg achten. Ein Stein, der in der Spur lag, schlug das Vorderrad beiseite. Tarzans Stahlross kippte. Halten konnte er sich nicht mehr. Er hechtete aus dem Sattel. Sicher landete er auf den Füßen. Hinter ihm purzelte das Rad ins Gras.
    Einen Moment hielt er inne und spähte in den Wald. Von Schneider war nichts zu sehen. Als Tarzan sein Rad aufhob, blickte er zufällig in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Verblüfft riss er die Augen auf, denn von dort näherte sich ein Radfahrer.
    Aber nicht irgendwer, sondern – Billy Schneider.
    Dass er es war, daran gab’s keinen Zweifel, obwohl Tarzan das Gesicht noch nicht erkennen konnte. Doch alles andere stimmte, einschließlich der orangefarbenen Windjacke.
    »Hat er mich bemerkt?«, überlegte Tarzan blitzschnell. »Und einen Bogen geschlagen, um mir in den Rücken zu kommen? Oder?« Dieses ODER war es, worüber er seit gestern nachgedacht hatte. Jetzt verzog er sich eiligst unter die Bäume, samt Rad. Hinter ein Gebüsch gekauert, spähte er dem Jungen entgegen. Allerdings blieb ungewiss, ob der ihn nicht längst bemerkt hatte.
    Schneider kam heran, hielt den Kopf gesenkt und radelte vorbei. Mit keinem Blick verriet er, dass er misstrauisch war oder nach Tarzan suchte.
    Der wartete ein paar Sekunden. Dann machte er sich wiederan die Verfolgung. Der Feldweg wurde zum Waldweg, sonst änderte sich nichts. Minutenlang ging’s durch halbdunklen Wald. Immer noch rauschte der Regen herab. Der Boden saugte sich voll, und Blätter, die dem Geprassel nicht standhielten, wurden von den Ästen gerissen.
    Plötzlich war die Lichtung da; und darauf stand – schon von Büschen überwuchert – die Ruine eines Bunkers: Ein Bau aus dem Zweiten Weltkrieg, der den auf den Feldern arbeitenden Bauern bei einem Fliegerangriff Schutz geboten hatte. Jetzt war das Gemäuer
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