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Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman
Autoren: Nora Roberts
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Ziegengehege, wo die beiden Ziegen gelangweilt herumstanden, und am Kräutergarten seiner Mutter, der direkt am Haus lag, das seine Eltern fast ausschließlich allein gebaut hatten. Die Küche war groß, überall standen Einmachgläser, Dosen mit Wachs und Schalen mit Dochten herum.
    Fox wusste, dass sie für die meisten Leute in Hollow komische Hippies waren, aber das war ihm egal. Sie kamen ganz gut klar, und die meisten Leute kauften ihre Produkte gerne, Eier und Gemüse oder die Handarbeiten seiner Mutter. Sie engagierten auch seinen Vater, wenn es irgendwo etwas zu bauen gab.
    An der Spüle wusch er sich rasch die Hände, bevor
er sich in der großen Speisekammer nach etwas Essbarem umsah, das nicht gesund war.
    Keine Chance.
    Er müsste zum Supermarkt fahren - am besten zu dem am Stadtrand -, um Little Debbies und Nutter Butters zu kaufen.
    Seine Mutter kam herein und warf ihren langen braunen Zopf, der über ihrer bloßen Schulter lag, zurück. »Fertig?«
    »Ich ja. Ridge beinahe.«
    Joanne trat ans Fenster. Automatisch hob sie die Hand, um ihrem Sohn über die Haare zu streichen.
    »Ich habe Carob-Brownies und Gemüseburger, wenn du was mitnehmen möchtest.«
    »Äh, nein danke. Ich brauche nichts.«
    Er wusste, dass sie wusste, dass er Fleisch und weißen Zucker zu sich nehmen würde. Aber sie würde ihm keine Vorwürfe machen. Mom ließ einem in dieser Beziehung alle Freiheit.
    »Viel Spaß.«
    »Ja, bestimmt.«
    »Fox?« Sie stand an der Spüle, und ein Sonnenstrahl fiel auf ihre Haare. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    »Danke, Mom.« Er lief hinaus und schwang sich auf sein Fahrrad, um das Abenteuer zu beginnen.
     
    Der alte Mann schlief noch, als Gage seine Vorräte in seinen Rucksack packte. Gage konnte ihn durch die dünnen Wände der vollgestopften kleinen Wohnung über dem Bowl-a-Rama schnarchen hören. Der alte
Mann putzte dort die Böden, die Klos und was Cals Vater sonst noch so für ihn zu tun hatte.
    Er wurde zwar morgen erst zehn Jahre alt, aber Gage wusste, warum Mr Hawkins den Alten beschäftigte, warum sie mietfrei hier wohnen konnten, wobei sein Vater angeblich als Hausmeister für das Gebäude fungierte. Sie taten Mr Hawkins leid - vor allem Gage, weil er der mutterlose Sohn eines alten Säufers war.
    Er tat auch anderen Leuten leid, und das ging Gage gegen den Strich. Bei Mr Hawkins allerdings nicht. Er ließ sich sein Mitleid nie anmerken. Und wenn Gage auf der Bowlingbahn half, dann bezahlte Mr Hawkins ihn in bar. Er steckte ihm das Geld heimlich zu, mit einem verschwörerischen Zwinkern.
    Er wusste, ach zum Teufel, jeder wusste, dass Bill Turner seinen Sohn von Zeit zu Zeit verprügelte. Aber Mr Hawkins war der Einzige, der Gage jemals gefragt hatte, was er wollte. Ob er die Polizei oder die Fürsorge holen sollte oder ob Gage lieber eine Zeit lang bei ihm und seiner Familie wohnen wollte?
    Die Polizei und die Sozialarbeiter hatte er nicht gewollt. Sie machten alles nur noch schlimmer. Und er hätte zwar alles dafür gegeben, in dem schönen Haus bei Leuten zu wohnen, die ein anständiges Leben führten, aber er hatte Mr Hawkins nur gebeten, seinen alten Herrn bitte, bitte nicht zu feuern.
    Er bekam weniger Prügel, wenn Mr Hawkins seinem Vater Arbeit gab. Außer natürlich, wenn Bill auf Sauftour ging und sich zuschüttete. Wenn Mr Hawkins wüsste, wie schlimm es in solchen Zeiten tatsächlich war, würde er wohl doch die Polizei rufen.

    Also erzählte er es ihm nicht, und er lernte, Prügel wie die von gestern Abend gut zu verstecken.
    Gage bewegte sich vorsichtig, als er aus dem Vorrat seines Vaters drei kalte Bier nahm. Die Striemen auf seinem Rücken und seinem Hintern waren noch wund und brannten wie Feuer. Er hatte mit den Schlägen gerechnet. Das passierte immer um seinen Geburtstag herum. Und am Todestag seiner Mutter wurde er auch immer verprügelt.
    Das waren die beiden großen, traditionellen Termine. Zu anderen Zeiten kamen die Schläge überraschend. Aber wenn sein Vater Arbeit hatte, beschränkte er sich auf Knuffen und Schubsen.
    Gage brauchte nicht besonders leise zu sein, als er das Schlafzimmer seines Vaters betrat. Wenn Bill Turner seinen Rausch ausschlief, hätte ihn höchstens der Einsatz der Feuerwehr geweckt.
    Im Zimmer stank es nach Schweiß und kaltem Rauch, Gage verzog das Gesicht. Er nahm die halbvolle Schachtel Marlboro von der Kommode. Der alte Mann würde sich bestimmt nicht mehr daran erinnern, dass er noch Zigaretten gehabt hatte, das war
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