Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abendstern - Roman

Abendstern - Roman

Titel: Abendstern - Roman
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Unterwäsche, sauberes Shirt, Socken, gut, gut, Shorts, Zahnbürste. Cal, wo ist das Pflaster, das du mitnehmen sollst, und das Autan gegen die Insekten?«
    »Mann, wir fahren doch nicht nach Afrika.«
    »Das ist egal«, erwiderte Frannie und streckte gebieterisch den Zeigefinger aus, damit er die Sachen holte. In der Zwischenzeit zog sie eine Karte aus ihrer Tasche und steckte sie in den Rucksack.
    Er war - nach acht Stunden und zwölf Minuten heftiger Wehen - genau eine Minute nach Mitternacht zur Welt gekommen. Jedes Jahr trat sie um zwölf an sein Bett, sah ihm eine Minute lang beim Schlafen zu und küsste ihn dann auf die Wange.
    Jetzt wurde er zehn, und sie konnte dieses Ritual nicht einhalten. Ihre Augen brannten plötzlich, und sie wandte sich ab, um ihre makellose Küchentheke zu wienern, als sie ihn wiederkommen hörte.
    »Jetzt habe ich aber alles, oder?«
    Fröhlich lächelnd drehte sie sich um. »Okay.« Sie
strich ihm über seine kurzen, weichen Haare. Er war als Baby so blond gewesen, aber seine Haare wurden immer dunkler, vermutlich würden sie hellbraun.
    So wie ihre ohne die Hilfe von Clairol.
    Frannie schob ihm seine Brille mit dem dunklen Rahmen auf die Nase. »Denk daran, dich bei Miss Barry und Mr O’Dell zu bedanken, wenn du ankommst.«
    »Ja.«
    »Und noch einmal, bevor du morgen wieder weggehst.«
    »Ja, Ma’am.«
    Sie nahm sein Gesicht in die Hände, blickte durch die dicken Linsen in die Augen, die vom gleichen ruhigen Grau wie die Augen seines Vaters waren. »Benimm dich anständig«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange. »Viel Spaß.« Sie küsste ihn auf die andere Wange. »Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Baby.«
    Normalerweise war es ihm schrecklich peinlich, wenn sie ihn Baby nannte, aber in diesem Moment gab es ihm ein gutes Gefühl.
    »Danke, Mom.«
    Er nahm den Rucksack auf den Rücken und ergriff den schweren Picknickkorb. Wie sollte er mit dem schweren Ding bloß die ganze Strecke bis nach Hawkins Wood radeln?
    Die Jungs würden ihn bestimmt auslachen.
    Er schleppte den Korb in die Garage, wo sein Fahrrad ordentlich an einem Gestell an der Wand hing. Mit zwei Gummiseilen von seinem Vater sicherte er den Picknickkorb auf dem Gepäckträger.

    Dann sprang er auf sein Fahrrad und fuhr die kurze Einfahrt hinunter.
     
    Fox zog das letzte Unkraut aus seinem Teil des Gemüsegartens und sprühte ihn mit der Brühe ein, die seine Mutter jede Woche zusammenmixte, um das Wild und die Kaninchen fernzuhalten. Die Kombination aus Knoblauch, rohem Ei und Cayennepfeffer stank so entsetzlich, dass er den Atem anhielt, als er sie auf die Reihen mit Busch- und Stangenbohnen, Karotten, Radieschen und Kartoffeln verteilte.
    Er trat einen Schritt zurück, holte tief Luft und betrachtete sein Werk. Seine Mutter war ziemlich streng in puncto Gartenarbeit. Ihr ging es darum, dass man die Erde respektierte und mit der Natur im Einklang war und so.
    Allerdings ging es auch ums Essen, weil eine sechsköpfige Familie ernährt werden wollte - und auch jeder, der vorbeikam. Deshalb verkauften sein Dad und seine ältere Schwester Sage an ihrem Stand Eier, Ziegenmilch, Honig und selbstgemachte Marmelade.
    Er blickte zu seinem jüngeren Bruder Ridge hinüber, der zwischen den Gemüsereihen lag und mit dem Unkraut spielte, statt es auszureißen. Weil seine Mutter drinnen gerade damit beschäftigt war, seine Babyschwester zum Mittagsschlaf hinzulegen, war er für Ridge verantwortlich.
    »Komm schon, Ridge, zieh das blöde Unkraut raus. Ich will endlich los.«
    Ridge blickte seinen Bruder aus verträumten Augen an. »Warum kann ich denn nicht mitkommen?«

    »Weil du erst acht bist und noch nicht einmal zwischen den blöden Tomaten Unkraut jäten kannst.« Verärgert begann Fox, selbst zu jäten.
    »Kann ich wohl.«
    Wie Fox gehofft hatte, begann Ridge mit Feuereifer zu arbeiten. Fox richtete sich auf und rieb sich die Hände an den Jeans ab. Er war groß und dünn, mit dichten braunen Haaren, die in Wellen um sein kantiges Gesicht fielen. Seine goldbraunen Augen leuchteten zufrieden auf, als er die Sprühflasche in die Hand nahm.
    Er stellte sie neben Ridge. »Vergiss nicht, alles einzusprühen.«
    Er ging quer durch den Garten, vorbei an den drei Mauerstücken und dem eingestürzten Kamin, den Überresten der alten Steinhütte in der Ecke des Gemüsegartens, die jetzt völlig von Geißblatt und wilder Trichterwinde überwuchert waren.
    Er ging am Hühnerhaus mit den Hennen vorbei, am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher