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Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Abby und Schneewittchen in Gefahr: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Sarah Mlynowski
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gemein?«, fragt mich Jonah. Er greift nach dem Korb. »Wenn sie einen ganzen Korb voller Äpfel hat, warum …« Da bricht er ab. »Hey. Moment mal. Der Korb ist ja leer , du alte Lügnerin!«
    Die Frau entreißt ihm den Korb und schreit: »Haut ab!«
    »Aber Sie haben doch gesagt, Sie hätten ›Äpfel‹«, sagt Jonah beharrlich. »Sie haben gesagt, Sie verkaufen Äpfel , also warum haben Sie dann nur den einen, den Sie in der Hand halten?«
    »Die anderen habe ich schon verkauft«, sagt die alte Dame. »Kapiert? Bist du jetzt zufrieden?«
    Mir läuft es kalt den Rücken hinunter. Hier passiert gerade irgendetwas ganz Merkwürdiges. Ich frage das Mädchen hinter dem Fenster: »Kommen hier öfter Leute vorbei, die Essen verkaufen? Bei uns passiert das nämlich nie. Außer wenn der Pizzabote kommt. Und der fährt ein Auto mit dem Logo vom Pizzaladen darauf. Und er trägt eine Uniform.«
    »Und Pfadfinder«, ergänzt Jonah. »Die gehen rum und verkaufen Kekse.«
    »Richtig. Und die tragen auch Uniformen, nicht wahr?« Dann frage ich die alte Frau: »Also, was soll das hier? Wenn Sie wirklich Äpfel verkaufen, warum haben Sie dann nur einen einzigen?« Ich mustere ihren schwarzen Umhang. »Und soll das etwa die Uniform einer Apfelverkäuferin sein? Denn, um ehrlich zu sein, besonders verkaufsfördernd wirkt die nicht.«
    »Nimm den Apfel«, befiehlt die alte Dame dem Mädchen. Anscheinend hat sie sich inzwischen überlegt, dass es am besten ist, Jonah und mich einfach zu ignorieren. »Lass ihn dir schmecken. Er ist umsonst.«
    »Lieber nicht«, zögert das Mädchen.
    »Nimm ihn!« Schweißtropfen glänzen der alten Dame auf der Stirn. Das Make-up läuft ihr langsam das Gesicht herunter. Viel Make-up.
    »Schmilzt Ihre Haut?«, fragt Jonah.
    Da schnappt das Mädchen nach Luft. » Du bist es!«, ruft sie und zeigt auf die alte Frau. »Du hast dich verkleidet, um mich zu täuschen!« Ihre Stimme überschlägt sich, so als ob sie Angst hätte oder kurz davor wäre zu weinen oder beides auf einmal. »A-a-aber es hat nicht funktioniert, also geh jetzt bitte!«
    Und damit schlägt sie das Fenster zu und zieht den Vorhang vor.
    Die Frau stampft mit dem Fuß auf. Mit dem verlaufenen Make-up sieht sie gar nicht mehr alt aus. Nur ganz seltsam. Ihre Gesichtszüge sind verschwommen, wie bei einem Bild, über das Wasser verschüttet wurde. Sie murmelt vor sich hin und benutzt dabei eine Menge Wörter, die meine Oma niemals in den Mund nehmen würde. Dann fuchtelt sie mit dem Apfel vor dem Gesicht meines Bruders herum. »Du willst unbedingt den Apfel haben? Na dann, nimm ihn! Los! Iss ihn!«
    Jonah wird ganz blass. »Ach, schon gut. Ich hab irgendwie gar keinen Hunger mehr.«
    Auf einmal zieht die schmelzende Frau ihren schwarzen Umhang aus, unter dem sie ein schwarzes Kleid trägt, und schlägt mit dem Umhang nach Jonah.
    »Hey!«, protestiere ich.
    Dann fuchtelt sie mit geballten Fäusten in der Luft herum – in der einen hält sie immer noch den Apfel – und brüllt dabei wie ein Löwe. Sie ist echt vollkommen übergeschnappt. Da sehe ich etwas an ihrem Hals glitzern. Es sieht aus wie eine Kette mit einer Art Anhänger. Ich glaube, es ist ein Schlüssel, aber ich kann es nicht genau erkennen.
    Plötzlich starrt sie meinen Bruder an, geht mit zusammen gekniffenen Augen zwei Schritte auf ihn zu und knurrt: »Das wirst du mir büßen. Du hast meinen ganzen Plan ruiniert.«
    Was fällt ihr ein?! Ich schlinge den Arm um Jonah und schreie: »Wagen Sie es ja nicht, meinen Bruder zu bedrohen! Wir haben keine Angst vor Ihnen!«
    Und von was für einem Plan redet sie überhaupt? Nur weil ich einen Plan habe, muss sie auch unbedingt einen haben, oder was?
    Nur, dass ich leider keinen Plan habe. Nicht wirklich.
    Die Frau lacht, ein schreckliches, schrilles Lachen. Ein La chen, bei dem Spiegel bestimmt nicht nur wackeln, sondern zerspringen. Bei dem es wirklich jeder mit der Angst zu tun bekommt.
    Schließlich schleudert sie ihren Korb zu Boden und stapft in den Wald davon.
    Mein Bruder neben mir zittert.
    »Ich will jetzt nach Hause«, flüstert er.
    »Ich auch. Wir gehen auch gleich nach Hause«, sage ich mit gespielter Zuversicht. Wenn Jonah, der Abenteuer liebt , Angst hat, dann steht die Welt eindeutig kopf. Und wenn die Welt kopfsteht, dann muss jetzt wohl ich die Mutige sein. Ein ziemlich beunruhigender Gedanke.
    Denke nach, Abby. Der Plan. Was ist der nächste Schritt in deinem Plan? Hah! Ich hab’s! Wir benutzen einfach das
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