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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier
Autoren: Peter J. Kraus
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da sich seine Mutter abgesetzt hatte.
     
    Wie gesagt, mir blieb keine andere Wahl.
     
     
     

 
     
     
    03 Unterwegs
     
     
    Wir steckten im dicksten Nebel, den der Pazifik im Juni parat hält. Keine zehn Meter Sicht, das Bordradar hatte schon seine Mucken, als Rick den Pott kaufte, und einmal hörte ich Rauschen in der Erbsensuppe, die uns umgab. Ob das nun Verkehr oder Riff war, wusste ich nicht. War auch egal. Beides ist tödlich.
    Mit meinem nautischen Talent haperte es. Natürlich finde ich bei Sonnenschein meinen Weg nach Nordwesten, aber mit solch beschissener Sicht hatte ich überhaupt keine Erfahrung, wollte auch nie welche machen. Doch nun saßen wir zwangsläufig mittendrin.
     
    Seit fünf Stunden waren wir unterwegs. Kurz vor zwei waren Ricky und ich am Steg angekommen, waren noch mal über unser Hotelgelände gegangen, am qualmenden Hauptgebäude und den heilgebliebenen Bungalows vorbei, hatten den beiden Feuerwehrleuten, die Nachtwache schoben, freundlich Guten Morgen gewünscht und gingen unbehelligt an Bord der Glückspilz. Der Diesel sprang sogar sofort an. Vielleicht war es die kühle Nachtluft, die ihm gefiel. Keine Ahnung. Wir liefen leise blubbernd aus, in der Fahrrinne angekommen richtete ich den Schiffsbug nach Süden, schipperte an der Insel entlang vom spiegelglatten Wasser des Estero de San Jose in die Laguna Ojo de Liebre, an der Verladestation des Salzwerkes vorbei, hinein in die gewaltige Bahia de Sebastian Vizcaino und zwischen den Sandbänken durch in die rauen Gewässer des offenen Pazifik. Wir ließen die Isla Cedros links liegen und fuhren mit beständigen sieben Knoten Nordwestkurs, bis sich der Himmel zur Rechten schwach erhellte.
    Ich hatte kaum geschlafen, der Schrecken mit dem Eindringling saß mir noch in den Knochen, also griff ich in der Nacht öfter zur Bierkiste, die Juan Cortez täglich aufgefüllt zur Brücke hochschleppte.
    Gegen sieben Uhr morgens war ich reif fürs Bett.
    Die Müdigkeit wars wohl, die mich das Schnellboot erst bemerken ließ, als es mit erhobenem Bug in etwa einem Kilometer Entfernung auf uns zusteuerte. Ricky schlief in der Kajüte, ich hatte auf der abgedunkelten Brücke leise Radiomusik eingestellt und der Diesel stampfte mit gleichbleibender Drehzahl. Dreihundert Meter vor uns waberte eine dichte, weißliche Nebelbank. Ich wollte keinen Ärger riskieren, also drehte ich den Bug des Trawlers in die Mitte der Suppe. Wenn wir erst im Nebel steckten, fand uns niemand.
    Das Schnellboot kam rasch näher. Ich nahm das Fernglas vom Haken und richtete es auf die beiden Personen im Boot. Einer trug Uniform. Der Teniente?
    Ein Rohr schob sich in mein Sichtfeld. Ich muss entweder verdammt müde oder halb besoffen gewesen sein, denn ich erkannte den Gewehrlauf erst, als er Feuer spie. Vor mir schlug etwas mit trockenem Knall an die Brückenwand.
    Ich bückte mich vor der Konsole so tief es ging, schaltete das Radargerät ein, klopfte ein paarmal gegen seine Behausung, was oft half, den Apparat auf Touren zu bringen, und drehte die Geschwindigkeit auf, was wie immer ziemlich witzlos war. Langsam schob sich die Nadel des Drehzahlmessers nach rechts, die Suerte Loca wurde lauter, aber kaum schneller. Hundert Meter noch zum Nebel, ein paar Hundert Meter hinter uns kam das Speedboat immer näher. Der Radarbildschirm flackerte grünlich. Der Uniformierte schoss wieder, traf glassplitternd eine der Luken, Geschosse durchschlugen die Rückwand der schmalen Brücke.
    Ich legte mich flach aufs Deck und wartete, bis wir in den Nebel einfuhren.
    Das Fahrgeräusch wurde dumpfer, das einfallende Licht grau getönt, die Schießerei hörte auf.
    Ich richtete mich auf, schaute hinaus, sah aber höchstens zehn Meter in jeder Richtung. Eine Schlüsselumdrehung, ein Zug am Einspritzpumpen-Absperrhebel, und der altertümliche Diesel verstummte. Die Restgeschwindigkeit trug uns rauschend weiter in die Nebelbank. Ich meinte, in weiter Entfernung einen blubbernden, vielzylindrigen Benzinmotor zu hören.
     
    Uns und ihnen, wer immer sie sein mochten, ließ ich eine Viertelstunde Zeit. Ich kroch hinunter in die Kajüte, wo Ricky den Schlaf der Dreijährigen schlief. Aus meinem Backpack nahm ich den Colt und die Munition, aus der Kombüse holte ich die beiden Gewehre, mit denen wir gelegentlich Haie schossen, lud sie, stopfte Munition dafür in meine Taschen und ging leise wieder hoch auf die Brücke. Ich öffnete die beiden Luken dicht am Boden, durch die wir das Spritzwasser
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