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A Strong Hand (German Edition)

A Strong Hand (German Edition)

Titel: A Strong Hand (German Edition)
Autoren: Catt Ford
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auch aus der Nähe noch gut aus. Schmales, ziemlich ebenmäßiges Gesicht, graue Augen. Vielleicht auch blau, kann ich nicht so genau erkennen. Er hat einen Dreitagebart, sieht ein bisschen müde aus und definitiv nicht so, als hätte er grade großen Spaß bei seinem Defilee oder dabei, fotografiert zu werden. Kann einem beinahe ein bisschen leid tun.
    »Flo?«
    »Was? Sorry, ich hab' grad' nicht zugehört…« Ich komme mir ertappt vor. Aber na ja, nach vier Jahren wird ein bisschen Gucken ja wohl erlaubt sein. Und der Kerl da drüben ist echt verdammt attraktiv.
    »Ja, das merke ich.« Dirk grinst wissend. Aber er sieht das nicht so eng. Auch ein angenehmer Nebeneffekt, den ich auf den Altersunterschied schiebe. Und außerdem weiß er sowieso, dass ich mir höchstens Appetit hole. Gegessen wird zu Hause. Ohne Ausnahme.
    Wir haben relativ zu Anfang darüber gesprochen. Weil Dirk erst gedacht hat, ich sei vielleicht zu jung für eine feste Beziehung und wolle mich ausprobieren. Das wäre erst einmal okay für ihn gewesen. Aber ich hab' was Festes gewollt. Also bin ich zum HIV-Test gegangen und er hat dann eine Woche später auch einen gemacht. Seither schlafen wir ohne Kondom miteinander, sind beide nicht wahnsinnig genug, um da irgendwas zu riskieren, und eigentlich hat mir – obwohl ich damals ziemlich jung war – diesbezüglich nie was gefehlt. Nach vier Jahren hängt der Himmel natürlich nicht mehr jeden Tag voller Geigen. Dafür sehen wir uns im Moment auch ein bisschen zu selten. Er arbeitet in letzter Zeit fürchterlich viel. Aber er hat mir versprochen, dass er spätestens nächstes Jahr versucht, wieder öfter zu Hause zu sein, wenn er vielleicht endlich zum Partner befördert wird. 
    »Nachher«, formt Dirk mit den Lippen, denn mittlerweile sind Koch und Kellner an unserem Tisch angekommen.
    Klein erwidert meinen Blick für eine Sekunde, bevor er sein professionelles, etwas gelangweiltes Lächeln aufsetzt und uns leise, aber höflich einen guten Abend wünscht. Dirk erwidert den Gruß, ich selbst deute nur ein vages Nicken an, bevor ich ihn wieder unverhohlen ansehe.
    Er ist ziemlich groß, größer als ich und dabei bin ich schon eins fünfundachtzig.
    ‚David Klein‘ steht in schnörkeliger Schrift links auf der Brust seiner Kochjacke. Und ich muss – in Anbetracht seiner Körpergröße – ein bisschen drüber lachen. Aber wenigstens zu seinen Portionen passt es.
    Darüber ist der Name des Restaurants eingestickt. Dazwischen, in der Mitte, ein Stern. Den man von ‚Michelin‘ ganz offensichtlich für versalzenes Tomatenglibber bekommt.
    Ob er allerdings angesichts seiner blitzsauberen, weißen Jacke tatsächlich dafür verantwortlich ist, scheint mir ziemlich fraglich. Falls ja hat er sich nach meiner Erfahrung, was Kochen angeht, definitiv umgezogen. Ich kann nicht mal ‚Mirácoli‘ , ohne dass man das hinterher sowohl mir als auch dem Herd ansieht.
    Mein Blick gleitet vom Namen auf seiner Brust nach oben zu seinem Kragen und weiter an seinem Hals entlang bis zu seinem Gesicht.   Sein Kinn ist kantig und lässt trotz des Bartes ein Grübchen erkennen. Die Wangenknochen sind hoch und treten hervor. Seine Nase ist gerade und die Augen irgendwo zwischen Grau und Blau. Kalt irgendwie, abweisend, aber nicht uninteressant. Ich glaube, wenn ich ihn irgendwo in einem Club treffen würde, wär' ich ziemlich angetan. Wobei ich das auch jetzt bin. Er ist, bis auf sein Essen, ziemlich genau mein Typ.
    Ein bisschen Rumschmachten leiste ich mir ab und an, auch wenn ich in festen Händen bin. Und es ist meistens auch gleich wieder vergessen. Denn nur weil jemand nett anzusehen ist, heißt das ja noch lange nicht, dass ich ihn sofort bespringen muss. Außerdem sind die meisten Kerle, die ich sexy finde, eher weniger schwul. Manchmal steh' ich ein bisschen auf Heten.
    »War alles zu Ihrer Zufriedenheit?« Seine Stimme klingt angenehm. Immer noch eher leise, aber sehr männlich und ein bisschen rau. Passt zu ihm. Er ist echt heiß, irgendwie. Ich steh' auf Stimmen. Und auf Augen. Und seine sind, ehrlich gesagt, der Wahnsinn.
    »Wollen Sie eine ehrliche Antwort?« Das ist Dirk.
    »Ich bitte darum.« Für den Bruchteil einer Sekunde verschwindet das Lächeln, das er aufgesetzt hat, bevor es wieder seinen Mund umspielt. Schätze, er sieht echt hübsch aus, wenn er lacht. Allerdings fürchte ich, dass ich – falls Dirk gleich ehrlich antwortet – wohl nicht in den Genuss kommen werde, Bekanntschaft damit zu
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