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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung
Autoren: Kim Fisher
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schickte eine Reporterin (war wohl eine Praktikantin) mit Kamerateam, um einen TV-Film über die ungewöhnliche Tierliebe zu drehen. Doch der Beitrag ist gestorben - im wahrsten Sinn des Wortes! Die Reporterin hatte das Eichhörnchen aus Versehen totgetreten! Schrecklich. So grausam ist nur die Wirklichkeit.
    Würde es meiner Beziehung auch so gehen? Wahrscheinlich, wenn ich mir noch weitere Horrorszenarien anhören musste. Wo blieben denn mein Vertrauen in mich und mein Bauchgefühl? Musste ich mir jetzt wirklich schon das Hirn zermartern über ungelegte Eier? Jörg konnte es einfach nicht lassen, er lief zur Hochform auf. »Ich habe da neulich mal diesen Typen wiedergesehen, mit dem du bei der Neueröffnung vom »Greens« rumgeknutscht hast, vor’nem Jahr ungefähr. Was für ein Hasenstängel. Lecker. Hast du eigentlich seine Nummer noch? Wenn du ihn jetzt wirklich nicht willst, ganz aufrichtig, nach langer Überlegung, dann könntest du mir jetzt endlich doch seine Nummer geben.«
    So neutral, unauffällig und nebenbei wie möglich platzte es aus mir heraus: »Hat er nach mir gefragt?« 50 Alarmsirenen heulten in meinem Kopf, ich guckte in Jörgs Augen und wusste: Ich war in die Falle getappt. Ich hatte einen Fehler gemacht.
    Jörg hüstelte hämisch. »So viel zu 30 Jahre Treue, meine Liebe. Er hatte eine andere an der Hand. So!«
    »Entschuldige bitte, aber man wird ja noch mal fragen
dürfen! Der interessiert mich nicht mehr die Bohne. Ich freue mich sehr für den jungen Mann, dass er auch ohne mich sein Glück gefunden hat.« (Arschloch, bestimmt so’ne dürre Lulu-Tussi.)
    Was mache ich eigentlich, wenn mein Liebster genauso einen Dachschaden hat und sich die Frage stellt, ob ich wohl schon in zehn Jahren mit Lockenwicklern, Kittelschürze, schlechter Laune und Kleidergröße 52 um die Ecke gebogen komme?
    Das wird er sich doch nicht wirklich ernsthaft bei mir vorstellen können?
    Ronja mischte sich wieder ein. »Erinnere dich mal an Sabrinas Ehemann Nummer 2. Was haben wir sie um diesen Sechser im Lotto beneidet. Und dann musste sie ihn nach fünf Jahren doch noch in die Klinik bringen. Mann, der hat aber auch gesoffen. Zum Glück ist die Scheidung so glatt durchgelaufen, sonst müsste sie immer noch für ihn zahlen! Und damit war nun wirklich nicht zu rechnen.«
    »Steckst halt nicht drin«, wusste Jörg fachmännisch dieses Stückchen Alltagswahnsinn zu kommentieren. »Du heiratest ein Sahneschnittchen und hast plötzlich eine saure Milch am Hals. Für immer. Wozu überhaupt heiraten?!«
    »Und außerdem, Spätzchen. Jetzt ist das ja alles noch ganz niedlich. Aber du weißt schon, wenn du 40 bist, ist er süße 34! Upps, also ich möchte dann nicht in deiner Haut stecken.« Dabei kitzelte sie mich ab und küsste mich auf die Wange. Trotzdem - ich hatte genug Material zum Nachdenken.
    Mir wurde der Hintern heiß - und zwar in doppelter Hinsicht. Zeit, diesen Wärmestein und die Lästerschwestern zu verlassen, meinen Liebsten anzurufen und auf die Zukunft zu vertrauen. Zeit, sich einer gemeinsamen Zukunft zu stellen.
Ich kramte mein Handy heraus, wählte seine Nummer und stellte nur eine Frage: »Liebster, Reihenendhaus oder Altbauwohnung?«

Monat drei - unser drittes Jubiläum

    Wir sind jetzt ein Vierteljahr zusammen. Ich weiß, es sind drei Monate, aber irgendwie klingt ein Vierteljahr gleich viel länger und viel ernstzunehmender. Wenn man mich fragt: »Wie lange seit ihr schon zusammen?« und dann vom Gegenüber ein »Ach, noch ganz am Anfang«-Lächeln kommt, könnte ich wie das HB-Männchen abheben: ICH meine diese Beziehung mit Heiratsabsicht, Kinderprogramm, Häuschenplanung und Glückseligkeit bis an Lebensende! SIE, wertes Gegenüber, reden hier von einer Pippifax-Beziehung und lassen sich durch die Kürze der Dauer beeinflussen. ICH rede von Qualität, SIE von Quantität. Ich habe so was zwar noch nie zu einem milde lächelnden Gegenüber gesagt, aber immer wieder gedacht!
    Ich wünschte, es wären schon zehn Jahre. Dann würde jeder, meine Mutter, mein Vater und meine Analytikerin Frau S., unsere Beziehung so ernst nehmen wie ich! Sogar Jörg würde aufhören, nach meiner »Affäre« zu fragen, sondern nur noch respektvoll und neidisch von »meinem« Mann reden. Ja, das ist er nämlich: MEIN Mann! Wir waren neulich mal in einem Porzellanladen, um nach einem neuen Frühstücksgeschirr zu gucken. Die Verkäufer haben mich und ihn angeschaut, als gäbe es überhaupt keinen Zweifel an unserem
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